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Zwei Frauen warten auf eine Gelegenheit - Kapitel 13

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Haus.« Der Ostdeutsche stutzt. Da sagt der andere, der Türke: »Lass sie in die Apotheke gehen und Medikamente holen. Ich begleite sie.« So gehen wir beide aus dem Haus, der wortkarge Türke und ich. Auf halbem Weg zur Apotheke sage ich, so autoritär ich kann: »Sie gehen jetzt in einen Supermarkt, kaufen Lebensmittel, Kamillentee, Milch, Butter, Brot, Käse, Eier, Mehl, Zucker und Decken, und in einer Stunde treffen wir uns hier, genau hier!« Ich habe ihn überrumpelt. Er willigt ein. Tatsächlich gehe ich in die Apotheke, weil sie das erste Geschäft ist, das ich sehe. Ich bitte, telefonieren zu dürfen, rufe die Polizei an, und alles nimmt seinen Lauf.

Es waren wirklich Zigeunerkinder, halb erfroren und ausgehungert. Ute Bock kümmert sich jetzt um sie, auch um die Eltern. Sie ist eine ältere Frau, die sich um die Ärmsten kümmert, sie ist die erste Heilige Österreichs.

Und jetzt kannst Du mich loben. Wie habe ich das gemacht? Die Kanalarbeiter sind nur kleine Gauner, waren nicht einmal im Besitz von Waffen. Wegen Freiheitsberaubung werden sie angeklagt, ich habe die Sache heruntergespielt, weil ich nicht will, dass sie überbestraft werden. Ich komme mir plötzlich so heilig vor. Das wird aber vorbeigehen.

95 I, Hannover, Ernst-August-Platz. – Nachdem ich damals mitten in der Nacht auf dem Autobahnrastplatz ausgesetzt worden bin, war ich eine Zeitlang obdachlos. In meiner Handtasche befanden sich dreißig Schilling und mein österreichischer Pass. An den ich mich klammerte, als ginge Wärme von ihm aus. Es war November. Der schwerhörige Mann, der mich einige Kilometer im Auto mitgenommen hatte, lud mich an der nächsten großen Autobahnraststätte wieder ab. Aus dem Frühstück wurde leider auch nichts.

Immer wieder zählte ich meine Barschaft. Die reichte gerade einmal für eine Suppe!

Inzwischen war es früher Morgen. Der Nebel war so dicht, dass die eingeschalteten Laternen vor der Raststätte wie kleine Orangen leuchteten.

Ich war erschöpft und sehnte mich nach meinem Bett. Wie andere Leute einen Talisman mit sich tragen, um sich beschützt zu fühlen, schrieb ich an Officer Worf aus Star Trek. Das Leben ist nur schön mit einem eigenen Bett und einem Dach über dem Kopf. Aber, schrieb ich an Officer Worf weiter, ich bin mir nicht sicher, ob Sie wissen, was ich meine. Schließlich gehören Sie der Sternenflotte an.

Liebe Freundin, küsst Heinrich eine andere? Warum bist Du darüber schockiert? Lass dem alten Mann die toughe Frau! Betrachte es als einen Slapstick. Der alte Mann setzt sich, liest oder hört Musik, und die Toughe setzt sich neben ihn. Aber mit so viel Schwung, dass er in die Luft fliegt.

Hausbesitzer müssen immer damit rechnen, dass, wenn sie verreisen und früher als geplant zurückkehren, ein Fremder im Bett gelegen, den Computer verscherbelt und den Whisky gesoffen hat.

Hier wird ab heute geklopft, geschabt und gebohrt. Die Nachbarin lässt die Wohnung renovieren. Das ist so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Ich habe es schon mit Kopfhörer versucht. Bringt aber nichts. Zehn Tage lang, meinte die Nachbarin, mindestens.

Vor einiger Zeit hast Du mir geschrieben, dass wichtige persönliche Gegenstände von Dir verbrannt seien. Dasselbe ist jetzt Jakob passiert. Ein Großteil seiner Bibliothek ist verbrannt. Weil unsere Wohnung zu klein ist, hatte er Tausende Bücher im Depot einer Umzugsfirma gelagert.

Die Umzugsfirma schrieb, Anfragen nach dem Schadensausmaß würden derzeit nicht beantwortet. Ebenso sei von einer Besichtigung abzusehen. Sie würden sich wieder melden.

96 M, Wien, Am Graben. – Ich habe in einem Buch von einem denkwürdigen Todesfall gelesen. Ein verliebter Mann schenkt seiner verliebten Frau ein Fahrrad, und er schiebt sie an, mit viel Eifer und Geschrei, sie fährt über den Hang, ihr Haar und Kleid flattern, sie kann nicht bremsen und fährt mitten in eine Kuhherde, in der auch zwei Stiere sind und kleine hellbraune Kälber. Die Frau fällt mitten unter die Tiere und wird totgetrampelt.

Im Wartesaal sitzt eine Frau mit hochrotem Gesicht, sie sieht aus, als platze sie gleich, und ich möchte am liebsten ihre Schädeldecke hochheben wie den Deckel von einem Kochtopf, dass der Dampf entweichen kann. Ein kleines Mädchen hat um den Bauch ein Stoffpaket gebunden, und ich frage es, was das ist, es sagt, siehst du nicht, dass das mein Kind ist, das krank ist und bald sterben muss, wenn der Doktor nicht gleich kommt und ihm eine Spritze gibt.

Heinrich will mich ins Krankenhaus fahren und wieder zurück, ich aber möchte lieber Zug und Bus nehmen. Es ist so schön, fremde Leute anzuschauen. Außerdem riecht er zurzeit stark nach einer süßen Essenz, das kommt von seiner Parfümherstellung. Ich sage ihm, wenn ich Gutes immer rieche, fängt es zu stinken an. Da brät er Zwiebeln mit Zucker an, um einen anderen Geruch ins Haus zu bringen. Das wiederum schnürt mir den Hals zu.

Die kleine Frau in mir sagt, dass ich in den Wald gehen soll, und dort sagt sie mir weiter, ich solle auf die Knie sinken und von der Erde fressen, das sei die einzige Möglichkeit, wieder zu Kräften zu kommen. Dabei solle ich aber ein wenig graben und nicht von der Oberschicht nehmen, sonst könne sie nicht garantieren, dass da keine Hundescheiße und Pisse dabei sei. Also grabe ich weiter und stecke schon Erde in den Mund, da steht ein Mann hinter mir und fragt, ob ich etwas suche, und ich, weil ich mich schäme, so öffentlich Erde zu fressen, ist doch peinlich, sage, ich habe meinen Ehering verloren, und der ist aus Gold. Aber warum ich dann grabe, es sei doch unwahrscheinlich, dass sich etwas Verlorenes unter der Erde verstecke. Dann hilft mir der Mann beim scheinbaren Suchen, und ich bin total genervt und sage hart und laut: »Schluss jetzt! Ich weiß ja, dass ich verheiratet bin, folglich brauche ich auch keinen Ehering mehr.« Der Mann zieht den Kopf ein, wie ich es schon bei großen Hunden gesehen habe, wenn sie getadelt worden sind, und macht kehrt.

Heinrich, der sich um mich sorgt, hat rührende Anfälle von Liebeshandlungen, sodass ich darüber lachen muss.

97 I, Hannover, Ernst-August-Platz. – Warum musst Du Dich hinknien und Waldboden fressen, um zu Kräften zu kommen?

Heißt die kleine Frau, die Dich dorthin jagt, Too-Ticky, und Du bist ihre Spitzmaus? Garantiert sind Hundescheiße und Pisse dabei. Goldene Eheringe liegen überall herum.

Ich hätte dem Waldmenschen entgegnet, dass Du nach dem Geld gräbst, das Du und Heinrich bei einem Banküberfall vor mehr als zehn Jahren erbeutet habt.

Das überzeugt, und er hätte vor Scham nicht den Kopf eingezogen. Weil er weiß: Die Liebe eines Gangsterpärchens hält ewig!

Liebe Freundin, spreng die Pilze, inhaliere sie und breite Dich aus! Dann bist Du so schön, dass Dich alle Leute grüßen und sagen, das ist die Frau, die an allen Kleidern Bordüren über den Stoff näht. Seht nur, wie sie dasteht! Ein Luster mit tausend Tränen aus Glas.

Komm! Wir fahren nach Catania! Gegen unsere Erschöpfung lutschen wir Bonbons aus Guarana und Kaffee.

98 M, Wien, Am Graben. – Weißt Du, das mit der kleinen Frau in mir ist von großer Wichtigkeit. Sie macht mich für Entschlüsse stark und ist stets klüger als ich, ich meine, umsichtiger und vernünftiger – so hat sie mich auch schon vor dummen Entscheidungen bewahrt. Zum Beispiel, als ich dem berühmten Schriftsteller erneut nachreisen wollte, wo ich doch wusste, dass er schwul ist. Solltest Dich auch um eine kleine Frau in Dir bemühen. Nichts gegen die Mumins. Ich liebe sie ja auch, kenne sie schon so lange, seit ich siebzehn bin – da hat mir mein erster Mann das Bilderbuch Mumintrollet geschenkt und es mir gleich aus dem Finnischen übersetzt. Aber mit meiner kleinen Frau hat das trotzdem nichts zu tun. Erde fressen heißt übersetzt, wieder zum Ursprung zurückzukehren, ich bin nicht verblödet und habe mit Esoterik gar nichts am Hut, die Esoterik ödet mich an. Ich bin traurig, dass Du meine Sprache nicht verstehst. Was ist geschehen? Wir haben nach der Wegbiegung verschiedene Richtungen eingeschlagen, wo warst Du? Autobahn? Nur Autobahn? Keine Feldwege, keine Waldwege, verschlungene Pfade? Liebe im Farn, wo die winzigen Männer aus dem Moos kriechen und über Dich herfallen. Sie sind so klein, dass es für Dich nur ein Kitzeln ist. Ich erinnere mich, dass sie Blasinstrumente dabeihatten. So winzige wie aus dem Kaugummiautomaten. Schreibst schmalzige Sachen, liebe Freundin, »Luster mit tausend Tränen aus Glas«, das würde mir selbst auf dem Totenbett nicht einfallen. In Sizilien war ich schon, aber nicht in Catania. Fahren wir doch zur Orangenernte dorthin. Ich habe einen Freund, der ist so alt wie ich, ist mit siebzehn auf einem Trip hängengeblieben. Er ist sehr verwirrt und wird es immer sein. Aber zur Orangenernte fährt er jedes Jahr nach Sizilien. Er fährt ohne Fahrkarte und kann die Schaffner von seinem Unglück überzeugen. Sie haben ihm auch schon Diazepam besorgt, so sind halt die Italiener, immer locker und hilfsbereit, korrumpierbar und leichtsinnig. Wenn wir Guarana nehmen, brauchen wir keinen Kaffee mehr, das hält uns mindestens sechs Stunden wach. Kann man eigentlich aus dem Pulver auch Seifenblasen machen? Du traust Heinrich einen Banküberfall zu? Jetzt gerade, wo er wieder kaum zum Lift kommt, weil er von Schwindel geplagt ist und sich den Kopf halten muss? Ich wundere mich jedes Mal wieder, dass Ärzte aus eigenen Stücken nie ins Krankenhaus gehen. Das kann nur mit Gewalt geschehen, oder wenn sie nicht mehr bei Trost sind.

Er ist nicht einmal mehr zum Lachen fähig. Wo wir es in der letzten Woche noch so lustig gehabt haben. Er unter dem Tisch als Hund, ich am Esstisch, er bellt und beißt mir in den Knöchel. Zur Strafe sperre ich ihn auf den Balkon in die Kälte, und

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