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Zehnter Dezember - Teil 29

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Und das ist noch nicht alles, Ted. Martha steigt auf. Aus der Spülküche. Zu einer Universalen Mimin. Aber hiermit sei betont: Sie steigen nicht auf, Martha, weil wir eine freiwillige kleine Affäre hatten. Es ist reiner Zufall. Warum steigen Sie auf?

Martha: Reiner Zufall.

Don: Reiner Zufall, außerdem hatten Sie immer eine Bombenarbeitsethik. Ted, Sie steigen auch auf. Vom Hausmeisterpersonal. Zu den Schreitenden Wächtern.

Was der Hammer war. Ich arbeitete seit sechs Jahren beim Hausmeisterpersonal. Ein Mann meines Kalibers. Das war ein gelegentlicher Witz zwischen MQ und mir.

Erin rief zum Beispiel runter, so: MQ, jemand hat im Hain der Trauer gekotzt.

Und MQ dann so: Ein Mann meines Kalibers?

Oder Erin sagte so: Ted, eine Dame hat ihre Halskette in den Schweinekoben fallen lassen und macht mir hier eine Scheißszene.

Und ich dann so: Ein Mann meines Kalibers?

Erin dann so: Mach schon. Das ist nicht witzig. Sie steht direkt hier in meinem Grill.

Unsere Schweine waren künstlich und unsere Jauche war künstlich und unser Mist war künstlich, aber es war trotzdem nicht lustig, wenn ich Wathosen anziehen und den FilterBoyDeLuxe in den Schweinekoben schleifen musste, um beispielsweise die Halskette dieser Dame wiederzufinden. Um mit dem FilterBoyDeLuxe Spitzenresultate zu erzielen, mussten erst einmal die künstlichen Schweine auf die Seite gehievt werden. Da sie auf Automatik standen, grunzten die Schweine immer weiter, während man sie hievte. Was eventuell lustig aussah, wenn man das jeweilige Schwein gerade falsch hielt.

Dann könnte irgendein dahergelaufener Knabe sagen: Guck mal, der Typ säugt dieses Schwein.

Und dann würden alle lachen.

Deshalb war mir eine Beförderung zu den Schreitenden Wächtern sehr willkommen.

Zu dem Zeitpunkt war ich das einzige Familienmitglied in Lohn und Brot. Wo Mom krank war und Beth schüchtern und Dad leider das Rückgrat gebrochen hatte, seit neulich ein Auto, das er gerade reparierte, auf ihn draufgefallen war. Bei uns mussten auch ein paar Fenster erneuert werden. Den ganzen Winter lang lief Beth herum und saugte schüchtern Schnee auf. Wenn man hereinkam, während sie saugte, war sie sogar zu schüchtern, um weiterzumachen.

An dem Abend kalkulierte Dad zu Hause, wir könnten Mom bald ein verstellbares Bett kaufen.

Dad: Wenn du weiter befördert wirst, können wir in absehbarer Zeit vielleicht auch eine Rückenbandage für mich anschaffen.

Ich: Total. Ich sorge dafür.

Nach dem Essen, unterwegs in die Stadt, um Moms Rezept gegen Schmerzen und Beths Rezept gegen Schüchternheit und Dads Rezept gegen Schmerzen einzulösen, kam ich bei Martha und Nate vorbei.

Ich hupte, lehnte mich raus und winkte, fuhr rechts ran und stieg aus.

Hey, Ted, sagte Nate.

Was läuft?, sagte ich.

Ach, die Bude hier nervt, sagte Nate. Guck sie dir doch an. Nervt, oder? Ich krieg einfach nie genug Energie zusammen.

Ihr Haus sah wirklich ziemlich übel aus. Das Dach war mit blauen Plastikplatten verschalt, die Kinder hüpften zögernd von einer Schubkarre in eine Matschpfütze, ein dünnes Pony lag unter der Schaukel und leckte sich die Haut runter, als wollte es sauber für den Augenblick sein, wenn es ausbrechen und in eine bessere Lebenssituation fliehen konnte.

Ich frag mich, wo sind die Erwachsenen hier?, sagte Nate.

Dann hob er eine leere GummiSchnodderchen-Tüte vom Boden auf und sah sich um, wo er sie hintun sollte. Schließlich schmiss er sie wieder hin, und sie landete auf seinem Schuh.

Perfekt, sagte er. Die Geschichte meines Lebens.

Himmel, sagte Martha und zupfte sie weg.

Jetzt geh du mir bloß nicht auch von der Fahne, sagte Nate. Ich hab nur dich, Baby.

Gar nicht wahr, sagte Martha. Du hast die Kinder.

Wenn noch irgendwas schiefgeht, geb ich mir die Kugel, sagte Nate.

Irgendwie bezweifelte ich, dass er genug Mumm hatte, um dafür den Hintern hochzukriegen. Aber man weiß ja nie.

Und, was läuft so bei euch auf Arbeit?, sagte Nate. Die Madam hier war in letzter Zeit oberlaunisch. Obwohl sie grad befördert wurde.

Ich spürte Marthas Blick auf mir, so: Ted, du hast mich in der Hand.

Ich fand, das war ihre Sache. Wenn ich von den Erfahrungen in meinem Leben ausgehe, mit denen es allerdings nicht besonders weit her ist, halte ich es gern mit dem Spruch: Wenn es nicht kaputt ist, reparier nicht dran rum. Würde sogar noch weiter gehen und sagen: Selbst wenn es kaputt ist, lass die Finger davon, wahrscheinlich würdest du’s nur schlimmer machen.

Also sagte ich was in Richtung, Beförderungen können auch ganz schön hart sein, die stressen einen nämlich.

Martha strahlte vor lauter Dankbarkeit. Sie brachte mich zum Auto und schenkte mir sogar drei Tomaten aus dem eigenen Garten, auch wenn die ehrlich gesagt irgendwie greisenhaft aussahen: winzig, schüchtern, runzlig.

Danke, flüsterte sie. Du hast mir das Leben gerettet.

Am nächsten Morgen lagen meine Schreitender-Wächter-Uniform und ein Pappbecher mit einer gelben Pille drin in meinem Spind.

Hurra, dachte ich, endlich eine Medikamentöse Rolle.

Auftritt Mrs Bridges von Gesundheit & Sicherheit mit dem SDB zur Pille.

Mrs Bridges: So, das hier sind dann hundert Milligramm RytterSporn®. Das hilft beim Improvisieren. Aber Obacht mit RytterSporn®, Sie müssen immer genug trinken.

Ich nahm die Pille und ging zum Thronsaal. Ich sollte vor einer Tür auf und ab schreiten, hinter der angeblich ein König nachdachte. Da war wirklich ein König drin: Ed Phillips. Sie setzten da einen König rein, weil eins von unseren gescripteten Szenarien so ablief: Bote kommt an, rennt an Schreitendem Wächter vorbei, stößt Tür auf, König schimpft Boten aus, weil er sich erdreistet, schimpft Schreitenden Wächter Trottel, Bote zuckt zusammen, schließt Tür, kurzer Wortwechsel mit Schreitendem Wächter.

Bald war unser FunCenter praktisch voll mit Gästen. Der Bote (alias Kyle Sperling) sauste an mir vorbei, stieß die Tür auf. Ed schimpfte Kyle aus, weil er sich erdreistete, schimpfte mich einen Trottel. Kyle zuckte zusammen, schloss die Tür.

Kyle: Ich bitte um Vergebung, dass ich das Protokoll verletzt habe.

Ich hatte einen Hänger, eigentlich hätte ich sagen müssen: Euer Übereifer zeugt von männlicher Leidenschaft.

Stattdessen ich so: Ähm, kein Problem.

Kyle, echter Profi, kam nicht aus dem Takt.

Kyle (Umschlag aushändigend): Bitte sorgt dafür, dass er dies erhält. Es ist von äußerster Dringlichkeit.

Ich: Seine Majestät trägt schwer an seinen Gedanken.

Kyle: An der Last seiner vielen Gedanken?

Ich: Genau. Last seiner vielen Gedanken.

In dem Augenblick fing die RytterSporn® an zu wirken. Ich bekam einen trockenen Mund. Ich fand es nett von Kyle, dass er mir meinen Patzer nicht vorhielt. Mir wurde klar, dass ich Kyle total mochte. Fast liebte. Wie einen Bruder. Einen Gefährten. Edlen Gefährten. Wir hatten schon viele Stürme gemeinsam überstanden, das war mein Gefühl. So als hätten wir zum Beispiel irgendwann in einem fernen Land uns am Fuß einer Burgmauer, von der heißer Teer herunterprasselte, aneinandergekauert und wehmütig miteinander gelacht, als wollten wir sagen: Alles währt nur so kurz, also wollen wir leben. Und dann: Hol’s der Kuckuck! Und Angriff. Holzleitern hoch, voll männlicher Verwünschungen, obwohl ich mich weder der genauen Verwünschungen noch des Ausgangs besagten Angriffs entsinnen konnte.

Kyle entschwand sogleich. Und ich kümmerte mich frohgemut um die Unterhaltung unserer Gäste, durch Einsatz von Geist und manchen Scherzen, froh, dass ich nach meinen mannigfachen Mühen nunmehr in einen Hafen des Lebens eingelaufen war, von wo ich derlei Ergötzung Allen & Jedem zuteilwerden lassen konnte.

Bald erhob sich die Erfreulichkeit jenes Tages, die bereits beträchtlich war, in noch schwindelndere Höhen, da mein Wohltäter Don Murray nahte.

Also sprach Don Murray mit einem freudenreichen Zwinkern: Ted, wissen Sie, was wir mal machen sollten, Sie und ich? Einen Ausflug zusammen, so was. Angeln vielleicht, mögen Sie das? Zelten, egal.

Mein Herz schwoll bei dieser Aussicht. Angeln, jagen, ein Zelt mit diesem edlen Edelmann aufschlagen! Durch weite Felder & üppige Wälder schweifen! Um am Ende des Tages an einem schattigen Plätzchen bei einem rauschenden Bach ruhen und dort bei dem gedämpften Wiehern unserer Rösser leise von vielerlei Dingen zu sprechen – der Ehre; der Liebe; der Gefahr; der wohl erfüllten Pflicht!

Doch dann begab sich ein unheilvolles Geschehnis.

Und zwar das Eintreffen bereits erwähnter Martha im Gewand eines Gespenstes – Gespenst Nummer drei, genauer gesagt –, begleitet von zwei anderen Burgfräulein in Weiß (das waren Megan und Tiffany). Dieses Maidentrio führte eine Vergnügliche List auf: Sie waren Gespenster, die diese Burg heimsuchten, unter manch Kettenrasseln und Klagegesängen, während unsere Gäste in jenem FunCenter, von roten Seilen ausgesperrt, gafften & huchten & hachten ob des Spektakels, das dort drinnen geboten ward.

Als ich Marthas Antlitz erblickte – welches bei aller Fröhlichkeit obendrein Spuren einer trüben Erinnerung barg (die mir durchaus bekannt war) –, packte mich trotz allem Glück der letzten Zeit eine Art Wehmut.

Da sie diese Veränderung meiner Stimmung bemerkte, sprach Martha leis beiseit zu mir.

Martha: Alles cool, Ted. Bin drüber weg. Echt, im Ernst. Lass gut sein.

Ei dass ein Weib von solch beneidenswerter Tugend, das gar so gelitten hat, sich nun herablassen sollte, in dergestalt offener & direkter Manier zu mir zu sprechen, durch ihre Worte Einverständnis verkündend, dass ihre Schande im trostlosen Dunkel des Verschweigens weggeschlossen bleiben möge!

Martha: Ted, alles okay?

Worauf ich erwiderte: Wahrlich, mir war nicht wohl, ich war zerstreut & nachlässig; doch nunmehr ist mir geschenkt, von Neuem ganz bei mir zu sein, und hiermit bitte ich untertänigst um Verzeihung für meinen früheren Mangel an Respekt für Euch, gütigste Dame.

Martha: Ganz locker bleiben, Ted.

In diesem Augenblick trat Don Murray höchstselbst vor, streckte eine Hand aus und legte sie mir auf die Brust, als wollte er mich zurückhalten.

Ted, ich schwöre bei Gott, sprach er. Stopf dir ne Socke rein oder was, sonst landest du so was von schnell auf dem Müllhaufen der Geschichte, ich sag’s dir.

Und fürwahr, aus einem Teil meines Geistes war guter Rat nicht teuer, der da lautete: Befleißige dich, diese Gefühle zu dämpfen, auf dass du keine überstürzten Schritte tuest und dein Glück in Unglück verwandelst.

Doch des Menschen Herz

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April 18, 2020
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