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Zehnter Dezember - Teil 17

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abverlangt, degradierende Dinge, die niemandem irgendwas Greifbares bringen, wie sollen die Leute da überhaupt mit erhobenem Kopf weiterleben?

Mir fiel keine Antwort ein. Notiz an mich: Denk dir Antwort aus, schreib sie ihm auf Postkarte, dadurch Freundschaft mit Emmett schließen?

Kehrte zum Haus zurück, setzte mich auf spezielle Sternenbeobachtungsplattform, als Sterne aufgingen. Unsere Kinder saßen fasziniert von Sternen da, als ob unsere Gegend ohne Sterne. Was, sagte ich, keine Sterne in unserer Gegend? Keine Antwort. Von keinem. Übrigens wirkten Sterne da heller. Auf Sternenplattform zu viel getrunken, plötzlich kam mir alles, was mir einfiel, dumm vor. Hielt also einfach die Klappe, wie betäubt.

Pam fuhr nach Hause, ich mürrisch und betrunken auf Beifahrersitz im Park Ave. Kinder schnatterten, wie toll Party gewesen wäre, besonders Lilly. Thomas spuckte lauter öde Lama-Infos aus, von Emmett.

Lilly: Kann’s gar nicht erwarten bis zu meiner Party. Noch zwei Wochen, stimmt’s?

Pam: Was möchtest du denn gern zu deiner Party machen, mein Schatz?

Lange Stille im Auto.

Schließlich Lilly, traurig: Ach, ich weiß nicht. Nichts wahrscheinlich.

Dann vorm Haus. Wieder Stille im Auto, als wir kahlen Garten sahen. Also vor allem Quecken und keine rote orientalische Brücke inkl. Hufabdrücken und keine Außengebäude und kein einziges SG, bloß Ferber, den wir irgendwie vergessen hatten und der wie immer um den Baum rumgelaufen war, immer im Kreis, bis er sich an seiner immer kürzeren Leine fast selber erwürgt hatte, jetzt lag er praktisch flach am Boden und schaute bettelnd zu uns auf, in Kombi aus Verzweiflung und köchelnder Wut.

Ließ ihn von Leine, er warf mir feindseligen Blick zu und schiss extrem nah an Veranda.

Schaute mir an, ob Kinder Initiative ergreifen und es aufheben würden. Aber nein. Schlichen bloß dran vorbei und standen erschöpft vor Haustür. Da wusste ich, dass ich Initiative hätte ergreifen und es selber aufheben sollen. War aber müde und wusste, ich musste reinkommen und noch in dieses dämliche Buch schreiben.

Mag eigentlich keine reichen Leute, weil sie uns armen Leuten Gefühl geben, doof und unzulänglich zu sein. Dabei sind wir gar nicht arm. Ich würde sagen, wir sind so mittel. Wir haben unheimlich viel Glück. Das weiß ich. Aber es ist trotzdem nicht recht, dass reiche Leute uns mittleren Leuten Gefühl geben, doof und unzulänglich zu sein.

Schreibe immer noch betrunken, und es wird spät, und morgen ist Montag, also Arbeit.

Arbeit Arbeit Arbeit. Dumme Arbeit. Bin Arbeit so leid.

Gute Nacht.

7. Sept.

Hab gerade letzten Eintrag gelesen und sollte das erklären.

Bin Arbeit nicht leid. Arbeiten ist Privileg. Ich hasse die Reichen nicht. Ich strebe selbst an, reich zu sein. Und wenn wir endlich wirklich eigene Brücke, Forelle, Baumhaus, SGs usw. bekommen, werden wir zumindest wissen, dass wir sie uns selbst verdient haben, anders als beispielsweise die Torrinis, die bestimmt Geld in der Familie haben, sagt mir mein Gefühl.

Heute war in der Mittagspause bei der Arbeit der »Heiße Herbst«. Wir gingen alle runter, da strömten ungefähr tausend Leute raus. Kleines Trio spielte. Jemand hatte Miniwimpel in Orange und Gelb verteilt, mit HH-Stempeln, die bald den ganzen Boden bedeckten. Durch den Hof läuft ein Pseudofluss, und viele Arschlöcher hatten ihre Miniwimpel in Pseudofluss geschmissen. Filter an einem Ende bald verstopft von Miniwimpeln, ein Wartungsmonteur, dem ein paar Wimpel aus der Arschtasche ragten, lief mürrisch rum und versuchte, mit Zollstock Miniwimpel aus Filter zu klauben.

Wie immer wurden so flache kleine trockene Sandwiches serviert. Bis unsere Gruppe unten war, lagen schon viele davon um den Tisch herum, mit Fußspuren drauf.

Ließen uns auf Grünstreifen fallen und aßen schnell.

Dachte an Eva, als ich da saß. So ein Schatz. Fand sie gestern Abend nach Party traurig in ihrem Zimmer. Fragte sie warum. Sie sagte, wegen nichts. Aber auf Malblock: Buntstiftebild mit einer Reihe trauriger SGs. Konnte sehen, dass sie traurig sein sollten, weil die bekümmerten Mundwinkel von den Gesichtern runterhingen wie Schnauzbärte und Tränen im hohen Bogen fielen, und wo sie auf Boden trafen, sprossen Blumen raus. Notiz an mich selbst: mit ihr reden, erklären, dass es nicht wehtut, dass SGs nicht traurig sind, sondern sogar glücklich, wenn man bedenkt, wie es ihnen vorher ging: dass sie sich das ausgesucht haben und froh sind usw.

Sehr bewegende Sendung auf NPR über ein SG aus Bangladesch, das Geld nach Hause schickt: So konnten Eltern kleine Hütte bauen. (Notiz an mich selbst: Online finden, downloaden, Eva vorspielen. Zuerst Computer reparieren. Computer superlangsam. Wegen niedriger Speicherleistung? Vielleicht »Zirkusloser« löschen? Akrobaten springen alle verzerrt rum, wegen niedriger Speicherleistung + Elefanten hüpfen nicht = kein Spaß.)

Bald war’s eins, wir mussten wieder an die Arbeit. Im Fahrstuhl hatten einige von uns noch unsere kleinen trockenen Sandwiches in der Hand, standen da, alles rotgesichtige Männer mit Schlips, witzelten über Herbst jetzt heiß genug, Heißer Herbst fertig geheizt usw. usf. Dann peinliches Schweigen, als wir im Geist wiederholten, was wir gerade in hitziger Begeisterung gesagt hatten, als wollten wir ersten Preis für dümmsten Spruch machen.

Dann kurzer Moment, wo wir alle heimlich hoch zur verspiegelten Decke des Fahrstuhls lugten, nach kahlen Stellen spähten usw. usf., um zu gucken, wie wir »von oben« aussahen.

Anders sagte: Bestimmt seh ich aus Vogelperspektive ziemlich komisch aus.

Keiner lachte, alle machten Platzhaltergeräusch für Lachen, damit sich Anders nicht schlecht fühlte, wo doch seine Mutter vor kurzem gestorben war.

8. Sept.

Grad von langem Spaziergang durch Woodcliffe zurück.

Da sitzen überall Männer meines Alters in großen Sesseln unter vermögenden orangen Lampen und lesen. Wo ist mein Sessel? Meine orange Lampe? Kein großer Sessel, keine vermögenden Lampen, kein Raum voller Bücher. Warum sind Bilder an unseren Wänden so lasch? Wir haben bloß eine Abbildung von Oldtimern von Target und eine von irgendeinem unspezifischen Strand inkl. Riesenrad vom Straßentrödel. Was machen wir falsch? Wo bleibt unsere teure, gerahmte, vom Künstler signierte Originalkunst? (Notiz an mich selbst: Mit jungem Künstler anfreunden? Junger Künstler kommt ins Haus, ist beeindruckt von Familie, malt Familienporträt gratis? Immer noch teuer zu rahmen. Vielleicht ist Künstler so beeindruckt von Familie, dass er es selber rahmt, also Rahmen = Teil des Geschenks?) In Woodcliffe alles üppig. Wunderschöne Blumenbeete, nächtlicher Geruch von Zedernmulch, Motorboote auf Rasen im Mondschein. Hinter großem Haus mit Türmchen Ecke Longfellow und Purdy Way abfallender Garten, ungefähr 200 Meter lang perfekter Rasen. Da hingen im Dunkeln fünfzehn (hab nachgezählt) stumme SGs, weiße Gewänder im Mondschein. Atemberaubend. Wind frischt auf, dann hängen sie leicht schräg, Gewänder und Haare (lang, fließend, schwarz) im selben Winkel. Unglaubliche Blumen (Tulpen, Rosen, etwas Helloranges, langstielige Dinger mit weißen Traubenblüten) beben im Wind, Geräusch von Papier auf Papier. Von drinnen Flötenmusik. Muss man an alte Zeiten denken und vermögende Männer dieser Zeiten, die großartige Gärten anlegten und da durchschlenderten, während sie sich über Philosophie ausließen, Fülle der Erde, eingefangen zum Ergötzen von usw. usf.

Wind lässt nach, alles wieder senkrecht. Über Rasen hinweg zu hören: sachtes Seufzen, Fetzen gemurmelter ausländischer Sätze. Sagen sich vielleicht gute Nacht? Sagen sich vielleicht in ihrer Sprache, uff, das war ja ein starker Wind?

Ging beinahe hin, um sie genauer anzuschauen, womöglich zu reden, bremste mich aber in letzter Sekunde, dachte: Warte, stopp, Hausfriedensbruch, schlechte Idee.

Stand eine Weile da, beobachtete, dachte, betete: Herr, gib uns mehr. Gib uns genug. Hilf uns, dass wir nicht hinter unseresgleichen zurückfallen. Hilf uns, genauer gesagt, dass wir nicht noch weiter hinter unseresgleichen zurückfallen. Für die Kinder. Möchte nicht, dass sie davon gebrandmarkt sind, wie weit wir zurückgefallen sind.

Mehr will ich ja gar nicht.

Hund fing an zu bellen, schoss zwischen zwei SGs durch, von denen eine leicht aufschrie. Aber Hund an Leine. Wurde zurückgerissen.

Aus dem Haus: Ruhig, Brownie! Brownie, brav!

Hörte das aus Baumschatten, lief schnell weg.

12. Sept.

Neun Tage bis zu Lillys großem Tag. Hab richtig Angst davor. Zu viel Druck. Will keine schlechte Party. Warum Thema? Vielleicht wegen meiner eigenen Party zum Dreizehnten? Reiten und Ken Dryzniak beinahe gelähmt nach Sturz? Kuchen schmeckte muffig. Schlange bedrohte Kate Fresslen. Dad tötete Schlange mit Hacke, Schlangenstückchen spritzten hoch und machten Kates Kleid schmutzig? Oder vielleicht Geburtstagsstress für alle Eltern normal?

Hatte Lilly um Liste von Geburtstagsgeschenkideen gebeten. Kam heute nach Hause und fand Umschlag, MÖGLICHE GESCHENKLISTE. Drinnen Ausschnitte aus irgendeinem Katalog: »Ruhende Wildheit.« Ein Paar wilde Dschungelkatzen aus Porzellan sind (vorübergehend!) gezähmt auf detailliert verzierten Schmuckkissen, aber unterschätzen Sie nicht ihre Wildheit. Nach links schaut Cheetah: 350$. Nach rechts schaut Tiger: 325$. Dazu, auf einem Post-it: DAD, ZWEITE WAHL: »Mädchen, das der kleinen Schwester vorliest« Figur: Diese Kindheitsstudie von der aus Nevada stammenden Künstlerin Dani wird Sie in Porzellan an die Freuden der »Geschichtenzeit« erinnern, an die zarten Momente, die wir alle kennen. Mädchen und kleines Mädchen beim Lesen, auf poliertem Fels: 280$.

Entmutigend, fand ich. Weil 1) warum wünscht sich ein junges Mädchen von 12 so ein Alte-Tanten-Geschenk, und 2) woher nimmt ein 12jähriges Mädchen die Idee, dass 300$ = angemessene Summe für Geburtstagsgeschenk? Für uns gab es früher ein Hemd, das wir nicht wollten, meistens selbstgenäht. Kriegte einmal Basketball, war aber viel zu prall, Modell American Basketball Association, rot, weiß und blau, mit einer Zeichnung von Clown drauf, Gott weiß wieso. Beim Dotzen flog er einen halben Meter höher als normaler Ball. Meine Freunde nannten ihn meinen »Dotzball«. Kostete natürlich nicht dreihundert, logisch. Glaube, hat Mom für Rabattmarken gekriegt. Gab ihn mir eingepackt in selbstgenähtes Hemd, von dem ein Arm runterhing. Drängte mich dann, das langärmlige Hemd anzuziehen und rauszugehen, es »den Jungs zeigen«. Fotografierte mich, wie ich versuchte, mit dem Dotzball zu dribbeln, während Freund Al langen Arm des Hemdes hochhielt, als wollte er sagen: Wow, was für ein langer Arm. Auf dem Foto dotzt Ball aus Bildausschnitt raus. Gekrümmte Unterseite des Balls

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April 18, 2020
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