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Was soll denn aus ihr werden? - Teil 37

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wie mit einem vorwurfsvollen Blick auf sich gerichtet, so als wollte er sagen: Warum kommst du denn nicht? Er hatte sie ja selbst damals im Garten dazu aufgefordert, zu ihm zu kommen. Das hatte er freilich wohl längst vergessen und ihre Person dazu. Aber sie wollte doch nun hingehen, schon um Melchiors willen, der sie schon angemeldet hatte und es ungern sehen würde, wenn sie zu lange ausbliebe. Für ihn wollte sie gern tun, was ihm lieb war, hatte er sie doch zu Herrn von Aschen gebracht.

An einem der letzten Septembertage wanderte Dori das Tal hinauf, dem Kurhaus zu. Ein eisiger Wind blies ihr entgegen und jagte pfeifend über die kahlen Wiesen hin. Auf den Bergen lagen dichte graue Wolken. Will denn schon der Winter kommen? fragte sich Dori schauernd. Im Kurhaus angekommen, ließ sie sich nach Melchiors Anweisung bei Frau Lichtenstern melden.

Sie wurde ins Zimmer der Dame geführt. Diese saß vor einem großen Haufen beschriebener Papiere, welche sie ordnete. »Einen Augenblick warten«, sagte sie, indem sie in ihrer Beschäftigung fortfuhr.

Das Zimmer war sehr groß. Weit drüben am andern Ende stand der kleine Rollwagen mit dem kranken Knaben. Er mußte geschlafen oder sonst tief drinnen gelegen haben, Dori hatte ihn zuerst nicht erblickt.

Jetzt fuhr er plötzlich in die Höhe. »Bist du nun gekommen? Warum kamst du solange nicht?« rief er Dori zu, »komm hier zu mir herüber, komm!« Er winkte Dori mit großer Lebhaftigkeit zu sich heran.

Die Dame hatte sich umgewandt. »Wie kannst du so unpassend zu einer Fremden sprechen, Willi«, sagte sie tadelnd. »Und Sie, wollen Sie näher treten?«

»Sie ist keine Fremde, ich kenne sie gut«, rief der Kleine dazwischen, »ich habe ihr gesagt, sie soll zu mir kommen, sie gehört auch zu niemand.«

»Du schweigst, Willi, kein Wort mehr«, gebot die Dame in einer Weise, daß der Kleine unter die Decke kroch. »Sie sind mir empfohlen als vorzügliche Kranken- und Kinderpflegerin«, fuhr die Dame zu Dori gewandt fort. »Sind Sie geneigt, die Pflege dieses Knaben zu übernehmen, die wohl von längerer Dauer sein wird? Sein Zustand ist nicht heilbar. Meine Zeit ist so sehr in Anspruch genommen von ganz anders wichtiger Arbeit als Kinderpflege, wie Sie sehen können –«, die Dame deutete auf ihre mannigfachen Papiere, – »so daß ich einer Pflegerin für diesen Jungen bedarf, die ihn völlig übernimmt. Sind Sie dazu geneigt?«

»Ich verstehe nicht recht, wie die Dame das meint, daß ich den Jungen übernehmen soll«, entgegnete Dori.

»Sind Sie unabhängig?« warf die Dame hin.

Dori wußte abermals nicht recht, was mit der Frage gemeint war. »Ich lebe mit meiner Mutter und denke nicht daran, sie zu verlassen«, war ihre Antwort.

»Dann werden Sie die Persönlichkeit nicht sein, die mir notwendig ist«, bemerkte die Dame. »Ich muß in den nächsten Tagen nach Hause zurückkehren. Der Arzt hat mich aufgefordert, diesen Jungen für einige Jahre in ein wärmeres Klima zu versetzen, wo er sozusagen immer an der frischen Luft sein könnte. Ich suche eine Pflegerin, die den Jungen übernehmen und mit ihm einige Jahre in einer südlichen Gegend zubringen könnte.«

Ein plötzlicher Gedanke schoß in Doris Herzen empor und trieb ihr vor innerer Bewegung das Blut in die Wangen.

»Das könnte ich vielleicht ausführen, ich wüßte auch schon den Ort«, sagte sie rasch.

Verwundert blickte die Dame auf Dori, die mit ihren hochroten Wangen und funkelnden Augen aussah, als ob eine Erregung in ihr koche, die sie kaum bemeistern konnte. »Sie haben ein lebhaftes Temperament, das weckend und anregend auf eine schwache und kränkliche Natur wirken könnte. Warum sollten wir nicht sogleich alles festsetzen?« fragte die Dame mit sichtbarer Befriedigung, so bald an ihr Ziel zu kommen.

Dori entgegnete, vor allem müsse sie mit ihrer Mutter sprechen, ohne deren Einwilligung sie gar nichts tun möchte. Nachher würde sie der Dame Bescheid sagen, ob sie überhaupt an die Übernahme des kranken Jungen denken könne, wo es auch wäre. Frau Lichtenstern schärfte ihr ein, bald mit der Antwort zu erscheinen, da sie durchaus nach Deutschland zurückkehren müsse, schon seien ihr viele Tage verloren gegangen, indem sie vergebens nach einer Pflegerin ausgesehen habe, die ihr endlich die hemmende Last abnehme. Dori versprach, bald Antwort zu geben. Noch warf sie einen Blick auf den kleinen Wagen hin. Die zwei forschenden, grauen Augen waren gespannt auf sie gerichtet: »Holst du mich bald?« sagte der Kleine halblaut.

Dori winkte ihm ein Lebewohl zu und ging. Die Dame hatte gezeigt, daß sie eine alte Bekanntschaft nicht anerkannte und eine neue wollte sie vielleicht erst erlauben, wenn die Pflege von Dori übernommen würde, sagte sich diese. Nun war sie draußen. Als hätte sie Flügel, so eilte Dori die Straße dahin. Sie fühlte nicht mehr den scharfen Wind, sie sah nicht mehr schauernd die kahlen Wiesen und den langen, langen Winter vor sich, lauter Sonnenschein lag vor ihren Augen. Aber die Mutter, was würde nun die Mutter sagen? Wenn der Jammer ausbrechen sollte und die Tränen! Jetzt fing eine große Angst an, Doris Herz zusammenzuschnüren. Sie stand an der Tür – einen Augenblick zögerte sie, nun machte sie auf.

Dorothea saß bei ihrer Arbeit. Sie hob den Kopf auf und schaute mit Staunen in die strahlenden Augen ihres Kindes. »Was ist’s, Dori, was ist mit dir?« fragte sie lächelnd.

»Mutter, o fang nur nicht an zu weinen und zu jammern!« bat Dori, sie umschlingend, »ich möchte heim, Mutter, ich weiß wie, ich habe eine Arbeit. O, Mutter, komm doch mit mir heim! Wir wollen gehen, ehe der Winter wiederkommt. O, heimgehen, Mutter, wieder heim!«

Dorothea war ganz bleich geworden, aber sie weinte nicht. »Dori«, sagte sie mit einer Stimme, in der es wie Freude klang, »ich werde ja nicht jammern, wie oft habe ich heimlich selbst so gedacht; aber wie durfte ich es sagen! Und seit es so mit Niki Sami gegangen ist, habe ich ja hundertmal im stillen gedacht: Zurückkehren wäre das beste für dich und mich. Aber wie könnten wir das? Wir können nicht machen, wie wir wollen, Dori.«

Aber Dori jubelte laut auf. »Nun können wir, Mutter, nun ist alles gewonnen. Ich hatte ja nur die eine große Angst, du wolltest nicht mehr heim, weil hier deine Heimat war.«

»Ja war, Dori«, wiederholte die Mutter, »du sagst es recht. Ich bin so jung weggeführt worden von deinem Vater und mir war immer, als habe ich erst an seiner Seite zu leben angefangen, mit ihm und da, wo er war. Dann kamst du und warst daheim in dem sonnigen Land und ich mit dir. Und hier fühlte ich es bald, wie es war mit dir. Du bist nicht aus diesem Boden herausgewachsen, es ist so, als wärest du ein Kräutlein, das nicht hierher gehört, um zu gedeihen und seines Lebens froh zu werden. Du könntest dich nie hier daheim fühlen und deine Heimat nur kann meine Heimat sein. Aber immer muß ich wieder sagen: Wie sollte es sein können, Dori, daß wir zurückkehrten?«

Dori mußte erst dem Jubel ihres Herzens freien Lauf lassen, daß die Mutter mit ihr vollkommen übereinstimmte, daß ihr alle Angst darüber für alle Zeiten vom Herzen genommen war. Dann konnte sie endlich erzählen, wie sie zu dem Gedanken gekommen war, daß ihr bei den Worten der Dame gleich das Felsenhaus auf der sonnigen Höhe von Cavandone vor Augen gestanden habe, und daß der kleine Rollwagen nirgends auf Erden so schön im warmen Licht des Himmels hin- und hergestoßen werden könne, wie auf der Terrasse am sonnigen Felsenhaus. Nur der Gedanke an die Mutter hatte sie abhalten können, gleich alles so zu schildern, daß die Dame gewiß die Abreise sofort gewünscht hätte. Nun stiegen aber doch schwere Bedenken bei der Mutter auf, ob nicht zuviel gewagt werde, ein eigenes Haus zu verlassen, das vielleicht nicht verwertet werden konnte, und ein anderes wieder zu übernehmen, das doch große Ausgaben erforderte. Aber Dori ließ keine Sorge mehr aufkommen. Sie bewies der Mutter, daß die Dame wohl wisse, was sie übernehme, wenn sie für Jahre eine Pflegerin mit einem Kinde ins Ausland schicke. Dann sei doch etwas weniges von dem Hause hier auch zu beziehen, man könnte es doch auch verkaufen.

Dorothea ließ sich gern von ihren Befürchtungen abbringen, sie war nur zu froh, daß Dori so bestimmt und voller Zuversicht die Sache in die Hand nahm. Nun diese der Zustimmung der Mutter sicher war, sah sie keinen Grund mehr vor sich, warum sie die Dame noch länger auf Antwort warten lassen sollte, konnte sie selbst es ja auch kaum abwarten, alles festzusetzen, um die Rückkehr nach ihrer Heimat mit Gewißheit vor sich zu sehen. Wenn sie gleich noch einmal nach dem Kurhaus hinaufliefe? Dorothea meinte, morgen wäre es ja noch früh genug; aber das Heute war Dori sicherer. Sie lief. Eine übereinstimmendere Seele als Frau Lichtenstern hätte Dori für ihre Wünsche gar nicht finden können.

Die Dame, die diesmal im Gesellschaftssaal gesucht werden mußte, kam sofort herbeigelaufen und war hoch erfreut über Doris Mitteilungen. Daß da noch eine Mutter war, die mitreiste und mitlebte, befriedigte sie sehr. Sie machte nun gleich Dori einen Vorschlag, wie es mit ihren Bemühungen um den Jungen und sodann mit seiner und ihrer Lebensunterhaltung gehalten werden sollte. Dori ging erfreut auf alles ein, sie wußte, das konnte sie, denn die Berechnungen der Dame für den Lebensunterhalt waren sehr verschieden von denen, die sie selbst kannte, aber nicht zu ihrem Nachteil verschieden.

»So bliebe uns nur noch übrig, den Tag der Abreise festzusetzen«, meinte Frau Lichtenstern. »Was meinen Sie von heut in vier Tagen? Ich habe Eile, fortzukommen. Sie werden es einrichten,

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