▶ JETZT! Kostenlos lesen Bestseller-Bücher online
  • HOME
  • BUCH
    • Populäres Buch
    • Bücherliste
    • Genre-Liste
  • BLOG
Suche Erweitert
Sign in Sign up
  • HOME
  • BUCH
    • Populäres Buch
    • Bücherliste
    • Genre-Liste
  • BLOG
  • Adult
  • Action
  • Bestseller
  • Romance
  • Fantasy
  • Thrillers
  • Science-fiction

Was soll denn aus ihr werden? - Teil 32

  1. Home
  2. Was soll denn aus ihr werden?
  3. Teil 32
Prev
Next

ich eine Antwort hätte. Einen Mann soll ich nehmen, den ich nicht will und nicht mag, ich bin froh, wenn ich ihn nicht sehen und nicht mit ihm reden muß; denn was er sagt, ist mir alles einerlei, und was ich zu sagen habe, ist ihm langweilig. Aber sie sagen, es sei meine Pflicht um der Mutter willen; ich könnte ihr gute Tage bereiten und würde dabei auch glücklich werden. Und wenn ich’s nicht tue, so werde ich mir einmal die bittersten Vorwürfe machen müssen, und ich werde der Mutter die alten Tage verkümmert haben, anstatt ihr wohlzutun, und selbst ein unnützes Geschöpf sein und bleiben.«

Melchior schnitt erst noch ein Weilchen weiter, dann sagte er: »So, so, was du mir da von deinen Gedanken über den Burschen sagst, das wirst du ihm wohl nicht präzis so in die Augen hinein gesagt haben?«

»Nein, wie könnte ich, wenn ich doch daran denken sollte, seine Frau zu werden!« gab Dori zurück.

»Wenn du aber um eine Antwort beten wolltest«, fuhr Melchior fort, »so sähe doch der liebe Gott in deinem Herzen wohl, wie es da steht, und daß deine Sache damit anfinge, daß du einen Menschen so ein wenig hinters Licht führen würdest. Was meinst du, kommt dir vor, daß unser Herrgott im Himmel an so etwas sein Wohlgefallen haben könnte?«

»Nein, nein, nicht wahr, Melchior«, rief Dori lebhaft aus, »nicht wahr, so etwas kann nicht recht sein, das so verdreht angefangen würde! Nicht wahr, so etwas ist nicht nach Gottes Willen, das kann keine Pflicht sein, die man zu erfüllen hätte, und man muß sich nie über so etwas Vorwürfe machen, es nicht getan zu haben?«

Doris Augen leuchteten vor Freude, daß endlich jemand fühlte wie sie und es aussprach.

»Dori«, sagte Melchior mit zustimmendem Kopfnicken, »sieh’ du dich nach keiner andern Antwort mehr um, gib du diejenige, die lauter und wahr in deinem Herzen steht. Such du vor allem den Weg zu deinem Vater im Himmel, daß er dich wieder kenne und du ihn, so wie du einen liebenden Vater kanntest und noch ganz anders, da fühlst du dich wieder in sicherem Schutz, findest das Rechte vor seinen Augen und hast um das Zukünftige nicht zu sorgen, weder für dich, noch für die Mutter; es liegt in seiner Hand. Du weißt ja noch wohl, wie dir’s war als Kind bei deinem Vater, wenn du den um alles fragen, um alles bitten, und ihm alles vorlegen konntest? Noch viel anders ist’s, den Allmächtigen im Himmel als seinen Vater zu kennen und für sich zu haben.«

»Ob ich’s noch weiß, wie’s war, ob ich’s noch weiß«, sagte Dori mit freudestrahlenden Augen; »o die Sicherheit und das Vertrauen wieder im Herzen zu haben! O Melchior, Ihr habt mir gute Worte gesagt, ich danke tausendmal! Ich seh’ Euch wohl bald wieder, nun muß ich gehen.«

Dori drückte dem Alten mit großer Herzlichkeit die Hand und lief nach der Straße hinauf.

Dorothea berichtete der Heimgekehrten von Niki Samis Besuch und daß er an kein Abweisen glauben wolle.

In Doris Herzen arbeiteten jetzt so viele Gedanken, die Melchiors Worte angeregt hatten, daß sie den Bericht der Mutter kaum vernahm und nichts erwiderte. In ihrer Kammer saß sie sinnend bis tief in die Nacht hinein. Ja, Melchior hat recht, kein größeres Glück kann es geben, als zu wissen, daß uns ein Vater lieb hat, der uns immer nah ist, zu dem wir immer gehen dürfen in aller Not und allem Leid, der immer helfen kann. Warum habe ich denn das Glück nicht im Herzen? Gehöre ich denn zu denen, die dem Vater fortgelaufen sind? Hier kam Dori wieder zu den Gedanken an ihren irdischen Vater zurück. Wie nahe hatte sie mit ihm gelebt! Es gab keine Zeit des Tages, da sie nicht mit ihm zusammenhing. Bei allem, was sie tat, wußte sie, ob es dem Vater lieb war oder nicht, sie dachte auch immer erst daran, bevor sie irgend etwas unternahm oder unterließ. Dori kam in ihren vergleichenden Gedanken immer tiefer hinein und durchschaute ihr eigenes Herz und Wesen mit so klaren Blicken, wie sie es nie zuvor getan hatte. Ja, so ist es, sagte sie sich: Ich bin weggelaufen von meinem Vater im Himmel und ich verdiene es, wenn er mich hilflos laufen läßt. Aber sie suchte doch nach Hilfe und in ihrem Herzen stiegen Worte auf, die sie lang gekannt, aber nicht so, als ob sie für sie selbst geschrieben wären, Worte für solche, die verdienten hilflos und verlassen zu bleiben, und doch sprachen die Worte von einem offenen Weg zu dem liebenden Vater zurück für alle. Dori faltete ihre Hände und flehte: »O auch für mich! Auch für mich!« Von jenen Worten hatte Melchior gesprochen, sie wollte seinem Rate folgen.

Sechzehntes Kapitel

Dorothea bemerkte mit Freude, daß auf Doris Gesicht der alte Ausdruck kindlicher Fröhlichkeit, den die Mutter in der letzten Zeit vergeblich und oft mit schwerer Sorge gesucht hatte, wiedergekehrt war. Dori saß auch nicht mehr stundenlang schweigend und nachsinnend bei ihrer Arbeit, sie plauderte wieder fröhlich und nahm den alten Anteil an allen häuslichen Fragen und Bedenken der Mutter. Dorothea empfand ganz deutlich, daß in Dori aller Zweifel gewichen, daß sie ihres Weges völlig sicher war. Das nahm der Mutter viel von dem schweren Gewicht auf ihrem Herzen weg; das Gefühl ihrer großen Verantwortlichkeit drückte sie weniger nieder, seitdem sie die frohe Sicherheit in Doris Wesen täglich zunehmen sah. Es war an einem der letzten Augusttage, als vor dem Haus an der Halde von verschiedenen Seiten kommend die Base Marie Lene und der Gärtner zusammentrafen.

»Wollt Ihr auch zur Dorothea hinein?« fragte Marie Lene, indem sie stille stand.

Melchior nickte bejahend.

»Ja, ich weiß wohl«, fuhr sie fort, »daß Ihr der gute Freund drinnen seid, bei der Alten und bei der Jungen, darum stünde es einem Propheten, wie Ihr seid, gut an, er würde den beiden einmal ein Licht aufstecken in einer Sache, in der sie sich zeigen wie die blinden Maulwürfe, sonst hätten sie schon lang ihr Glück mit beiden Händen erfaßt.«

»Hm, dein Mann ist ein guter Fuhrwerker«, gab Melchior in seiner bedächtigen Weise zur Antwort. »Wie wär’s, wenn du ihn fragtest, ob er nicht einmal seinen Ochsen mit einem Kanarienvogel zusammenspannen wolle, um zu sehen, wie die miteinander den Karren ziehen würden?«

Marie Lene hatte einen Augenblick gestutzt, jetzt feuerte sie los: »Immer und ewig macht Ihr Gleichnisse! Wenn Ihr nur nicht meint, sie seien etwas wert. Aber diesmal habt Ihr etwas Gescheiteres gesagt, als Ihr dachtet. Was soll denn aus solch einer werden, die nichts kann, als was die Kanarienvögel können, und meint, singen und pfeifen und den Rosen nachlaufen sei genug getan für sie?«

»Wie wir doch merkwürdig übereinstimmen, Marie Lene«, sagte Melchior lächelnd, »gerade das wollte ich meinem Vögelein drinnen sagen, darum kam ich her, und du wohl auch?«

»Zu Dori sag’ ich gar nichts mehr, zur Mutter will ich«, gab Marie Lene zurück. »Aber keinen Schritt ginge ich mehr, weder der Alten noch viel weniger der Jungen nach, wenn es nicht um eines Verwandten willen wäre, der nun einmal den Kopf auf die Sache gesetzt hat, warum, weiß kein Mensch. Vernünftig mit ihnen reden über das Kapitel kann man nur gar nicht, sie verstehen alle beide von einem anständigen Dasein und einem ehrenhaften Hauswesen soviel, wie eine Geiß vom Himmelreich.«

»Es scheint mir, du machst auch in Gleichnissen«, sagte Melchior gelassen und machte die Tür auf, um einzutreten. Marie Lene zog sofort Dorothea beiseite, sie hatte mit ihr allein zu sprechen, die beiden gingen nach der Nebenstube.

Melchior setzte sich zu Dori hin. »Ich habe eine Frage an dich, Dori«, begann er gleich. »Der alte Herr droben in der Villa ist kränker geworden, er ist so schwach, daß ihn der Doktor nicht heimreisen lassen will. Jetzt, da alle anderen Kurgäste abreisen, hat er dem Kranken eben gesagt, er müsse den September durch noch dableiben, wenn nicht noch länger, von einer so langen Reise, wie seine Heimreise wäre, dürfe für einmal keine Rede sein. Er hat die Frau Anne zur Pflegerin, die meint es gut. Sie bringt dem Kranken immer wieder große Teller voll Rauchfleisch herbei und meint, wenn er recht tüchtig dem guten Bündtnergericht zusprechen würde, so kämen ihm die Kräfte schon wieder. Aber weiter weiß sie nichts. Ich habe nun gedacht, wenn du so jeden Nachmittag ein wenig zu dem kranken Herrn hinauf gingest und ihm etwas läsest und ihn ein wenig unterhieltest, so wäre es doch auch etwas anderes für ihn, er könnte es eher ein wenig vergessen, daß er so allein ist und fern von seiner Heimat.«

»Aber Melchior, Ihr habt mir selbst gesagt, daß es ein so feiner und gebildeter alter Herr ist«, warf Dori schnell ein. »Ein Herr, der soviel weiß und der von allem sprechen kann, der wollte doch gewiß lieber auch einen gebildeten Menschen um sich haben, und Ihr wißt ja doch, daß ich nichts kann und nichts weiß.«

Melchior fuhr ruhig fort: »Als ich ihm sagte, daß ich ein junges Mädchen kenne hier in der Gegend, das ich gerne zuweilen in seiner Krankenstube wüßte, es müßte diese ein wenig erhellen, da sagte er gleich so traurig lächelnd: Was mir denn einfalle, ein junges Mädchen werde bald Lust haben, einen alten kranken Mann aufzusuchen und ihre schöne Zeit bei ihm zu verlieren. Junge Mädchen wissen ihre Tage erfreulicher zuzubringen, als in einer Krankenstube bei einem langweiligen Alten zu sitzen.«

»Wenn es so ist, und Ihr meint, es würde ihm Freude machen, so geh’ ich gleich morgen.

Prev
Next

SIE KÖNNEN AUCH MÖGEN

Heidi – Johanna Spyri
Heidi – Johanna Spyri
April 22, 2020
Heimatlos
Heimatlos
April 22, 2020
Wie Wiselis Weg gefunden wird
Wie Wiselis Weg gefunden wird
April 22, 2020
  • HOME
  • Copyright
  • Privacy Policy
  • DMCA Notice
  • ABOUT US
  • Contact Us

© 2019 Das Urheberrecht liegt beim Autor der Bücher. All rights reserved