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Was soll denn aus ihr werden? - Teil 28

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mit Lächeln. »Kommt ihr dann von eurem Gang zurück, so nehmen wir einen Schluck von dem Hundertjährigen, Nonna. Ich werde ja sitzen bleiben dürfen, der Jakob führt euch durch Scheune und Stall, und die Ursel durch das Haus und die Speicher, die Schlüssel hat sie.«

So wurde es festgesetzt, und sobald man vom Tisch aufstand, wurde die Wanderung angetreten. In der weiten, alten Stube droben, wo die großen Schränke und die

hohen, bemalten Truhen standen, welche die Ursel alle aufgeschlossen hatte, konnte Dorothea vor Verwunderung keine Worte finden. Was da für Haufen aufgespeichert lagen von roher und gebleichter Leinwand, von gesponnenem Garn, von noch ungesponnenem Hanf und Flachs. Die angehäuften Schätze konnten Jahrzehnte durch für den größten Haushalt genügen.

»Wo ist Dori?« fragte Nonna die in Erstaunen versunkene Dorothea. Diese wandte sich um; sie meinte, Dori müsse hinter ihr stehen, sie war ja eben mit ihr hereingetreten. Dorothea schaute in die Nebenstube hinein, sie begriff nicht, wohin das Mädchen verschwunden war.

»Geht hinunter, Ursel, und schaut nach, ob die junge Base beim Paten sitzen geblieben, oder ob sie etwa in den Garten hinab gegangen ist, sie soll kommen, wir haben noch viel zu sehen.«

Ursel ging und kam mit dem Bericht zurück, die junge Base sei nirgends zu finden. Nun ordnete die Nonna an, Dorothea solle mit der Ursel weitergehen und sich alles recht zeigen lassen, sie selbst wollte in die Stube zurückkehren und warten, bis Dori wieder zum Vorschein komme und dann mit ihr nachfolgen. Die Nonna setzte sich unten zum Paten hin. Sie kam nicht oft in Aufregung, aber diesmal war sie’s. Sie redete sich auch immer noch ein wenig mehr in die erregte Stimmung hinein, indem sie dem Paten vorstellte, wie schwer es für die Verwandten sei, Daniels Enkelin in ein gutes Geleise und auf einen rechten Lebensweg zu bringen, nachdem die Mutter das Kind ohne alle herkömmlichen Begriffe und Bedürfnisse eines geordneten Lebens hatte aufwachsen lassen. »So kommt es«, fuhr sie in ihrer Schilderung fort, »wenn so fremder Eintrag in den guten Zettel des Landes eingewoben wird. Da muß ich Marie Lene recht geben, man kann nicht absehen, was da für ein fremdartiges Gewebe daraus wird. Es ist ja ein unerhörtes Glück für die beiden, daß ihnen hier eine Heimat, und dazu eine solche geboten wird, so können beide wieder in die ehrenfesten Fußtapfen ihrer Vorfahren kommen. Niki Sami hat mit mir über sein Vorhaben gesprochen und ich hatte meine Gedanken dabei, das Mädchen einen Einblick in das wohlbestallte Haus tun zu lassen. Danken könnten freilich beide anders dafür, was ihnen geboten wird, als sie es bis jetzt getan haben, aber man muß es der Älteren zugut halten, weil sie gar zu jung weggekommen ist und die anerzogenen guten Ansichten und Begriffe im fremden Land verloren hat, und der Jüngeren darum, weil sie gar nicht dazu erzogen worden ist. Nicht einmal so viel hat die Mutter der Tochter beigebracht, daß man die ältesten der Verwandten so weit achtet, daß man bei ihnen bleibt, wenn man eingeladen ist.«

Der Pate stieß immer dickere Rauchwolken aus seiner Pfeife, die Aufregung hatte sichtlich auch ihn ergriffen, da mußte ein Ausbruch bevorstehen. Jetzt kam Dorothea und hinter ihr her der Jakob zur Tür herein, sie hatten ihre Gänge beendet. Dorothea forschte ängstlich durch die dicken Rauchwolken, ob sie dahinter entdecken könne, was sie suchte. Die Nonna und der Pate suchten durch den Rauch zu erblicken, daß noch jemand hinterher eintrete, es war nichts, Dori war nirgends zu sehen. Wortlos winkte der Pate der Ursel, daß sie auf den Tisch bringe, was im Schrank stand. Die Gläser wurden gefüllt, es wollte kein Gespräch in Gang kommen. Dorothea schaute mit immer angstvolleren Blicken nach der Türe. »Wenn dem Kinde doch nur nichts begegnet ist«, sagte sie endlich mit gepreßter Stimme.

»Sie wird das Begegnen wohl selbst machen«, bemerkte die Nonna kurz.

»Vielleicht ist sie ein wenig gegen Zernez hinauf gegangen, so mit dem Gedanken, sie könne etwas vom Markt sehen«, bemerkte der Vetter Jakob. »Es ist ja recht, daß sie Freude an einem schönen Viehstand zeigt und etwas davon versteht, wenn doch der Niki Sami ein Auge auf sie hat, wie meine Frau sagt.«

»Ich meine, Dori macht sich wenig aus dem, was andere für Pflicht und Recht ansehen, vielleicht ist sie’s auch nie gelehrt worden«, sagte die Nonna mit einem wohl zu verstehenden Blick auf Dorothea.

»Kreuz-Fahnen-Donnerwetter, wie hast du denn auch dein Kind dressiert, Base?« fuhr jetzt der Pate los. »Hast du denn auch einen völligen Heiden und Türken zum Manne gehabt, und habt ihr dort unten unter lauter Kannibalen gelebt, bis dich ein unverdientes Glück wieder zu Christenmenschen gebracht hat?« Er schnaubte seinen Rauch in völligen Gewitterwolken heraus, und unter den dicken Brauen hervor schoß er vernichtende Blitze auf Dorothea. Sie durfte kein Wort erwidern.

Jetzt ging die Tür auf und Dori trat herein, in der Hand einen großen Strauß der schönsten, wilden Rosen tragend, die in ihrem lieblichen Hellrot wie ein Abglanz von den glühenden Wangen des Mädchens schimmerten. Doris braune Augen funkelten vor Wonne. Aller Blicke trafen sie, wie sie hereintrat. Welche Blicke! Wie lauter Blitze und Gewitter waren sie anzuschauen. Die Mutter sah aus, als wolle sie zusammenbrechen vor Angst und Not. Dori stutzte. Die Nonna schaute auf Dorothea, ihr Blick sagte deutlich: Es ist an dir, zu reden. Dorothea brachte kein Wort hervor.

Nun fing die Nonna zu sprechen an: »Es ist nicht schön, wie du dich zeigst, Dori. Du wirst von den Verwandten eingeladen und freundlich behandelt und du läufst von allem weg, als ob es nichts wäre, und gebärdest dich ganz wild, unerzogen und undankbar. Besonders gegen den gastfreundlichen Paten, den du schon um des Alters willen ehren solltest, und der dir mehr Freundlichkeit erwiesen hat, als du verdient und, wie es scheint, empfunden hast. Du hast mit Undank und Rücksichtslosigkeit seine Güte gegen dich zurückbezahlt.«

Dori ging schnell zu dem Paten heran, faßte ihn ganz zärtlich um den Hals und hielt ihn fest: »O seid doch nicht bös auf mich, Pate«, bat sie mit herzlichem Ton, »ich habe Eure Freundlichkeit wohl empfunden und wollte gewiß nicht undankbar gegen Euch sein. Aber Ihr wißt ja wohl, Ihr selbst habt es mir erlaubt, wenn ich wiederkomme, so dürfe ich zur Ruine von Steinsberg hinauf und die wilden Rofen holen. Da habe ich gedacht, am besten könne ich gehn, wenn nun die Nonna und die Mutter das Haus und alle die Sachen ansehn wollen, dann vermisse mich gewiß niemand, und so bin ich denn schnell gelaufen, und es war so schön. Aber es ist mir so leid, wenn es Euch nicht recht war, undankbar bin ich gewiß nicht gegen Euch, Pate, seid doch nur wieder gut mit mir!«

Da schmolz das alte Soldatenherz wie Wachs an der warmen Sonne. »Ja, ja, das ist wahr, ich habe es ihr selbst erlaubt, daran hab’ ich nicht mehr gedacht, aber es ist ganz wahr«, sagte er, und seine Stimme klang so herzlich, daß Dorothea wieder aufatmen konnte. »Man muß auch dem Kinde nicht alles so übel nehmen«, fuhr er fort, »sie hat nun einmal ihre eigenen Freuden, die soll man ihr lassen. Und wenn die Sache krumm geht, so ist sie nicht schuld daran. Komm, junge Base, wir stoßen an. Hätt’ ich meine vierzig Jahre weniger aufgeladen, so würde alles anders gehn. Und Ihr auch, Nonna, kommt, wir stoßen noch einmal auf den allgemeinen Frieden an.«

Die Nonna war aufgestanden. Ein wenig steif sagte sie: »Es ist Zeit, daß wir heimfahren. Ich trinke nicht mehr, Niklaus. Man könnte wirklich denken, Ihr wäret heute um einige Jahrzehnte zurückgekommen; daß nicht die Vernunft um so viel zurückgeht, wenn es die Jahre nicht tun wollen, darauf sollte einer achten.«

Der Abschied wurde allerseits kurz abgetan, die Heimfahrt wurde angetreten und ohne Unterhaltung zurückgelegt. Als Dorothea mit der Tochter an der Halde ausstieg, sagte die Nonna zu der letzteren: »Komm zu mir herunter morgen, ich habe noch einmal mit dir zu sprechen.«

»Mutter«, sagte Dori, als sie in die Stube eingetreten waren, »sonst war die Nonna immer so freundlich und gut mit mir, jetzt ist sie wie verändert, sie mag mich, glaube ich, gar nicht mehr.«

»Doch, doch, sie möchte ja nur dein Glück, das weiß ich«, versicherte die Mutter, »und ich muß froh sein, wenn sie noch einmal mit dir reden will. Siehst du, Dori, ich kann nichts mehr sagen, ich weiß nicht, was das Rechte ist, was man tun soll, daß nicht nachher die Vorwürfe uns quälen und verfolgen.«

Dori wurde von der Nonna, bei der sie der Aufforderung gemäß am andern Tag erschien, sehr kurz empfangen. »Ich habe dir noch eines zu sagen«, begann die Nonna, als Dori sich zu ihr gesetzt. »Du denkst bei unserer Sache nur an dich, oder du denkst vielleicht gar nichts, sondern leichtfertig und eigensinnig und ohne Überlegung willst du ein Anerbieten zu einer schönen und ehrenhaften Lebensstellung wegwerfen. Du hast aber an jemand dabei zu denken, an deine Mutter, das ist deine Pflicht. Sie wird älter und ist an keine feste Arbeit gewöhnt, wie du auch nicht. Ihr habt gerade genug, wenn ihr nichts begehrt, als so zu leben, daß ihr nicht Hungers sterben müßt. Kommen kranke Tage für eines von euch, oder sonst Unfälle, so seid ihr zu beklagen, und den Jammer deiner Mutter kannst du dann anhören mit dem Bewußtsein: Ich hätte ihr ein anderes Los bereiten können. Du hast es in der Hand, deiner Mutter für ihr ganzes Leben die schönsten Tage zu bereiten,

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