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Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter - Teil 37

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in ihrer Freizeit damit ausgelastet, eine gute Mutter zu sein. Auf die Frage «Wann hattest du deine letzte ruhige Minute?» weiß sie keine Antwort. Sie hat sogar schon ein schlechtes Gewissen, wenn sie aufs Klo geht. «Kack doch, wenn dein Kind schläft», raunt die innere Übermutter ihr dann zu.

Das schlechte Gewissen und Übermüdung sind ihre treuesten Begleiter. Obwohl sie immer am Rande des Zusammenbruchs lebt, würde sie nie eine Backmischung nehmen. Als ich sie neulich anrief, deutlich nach Mitternacht, war sie gerade dabei, einen Hefeteig anzusetzen.

«Warum tust du das?»

«Ich habe versprochen, etwas fürs Kita-Sommerfest beizusteuern.»

«Aber warum keinen Butterkuchen von Aldi? Glaubst du etwa, die Kinder schmecken den Unterschied?»

«Nein», sagte Katja kleinlaut, «aber die Mütter.» Nach zähen Verhandlungen habe ich sie jetzt dazu überreden können, wenigstens die Frikadellen beim nächsten Kindergeburtstag nicht mehr selbst zu machen. Ein Achtungserfolg.

Jede Mutter möchte – manchmal mit geradezu brutaler Hingabe – dem eigenen Kind nur das Bestmögliche angedeihen lassen. Und jede Mutter, die es anders macht als man selbst, glaubt doch im Grunde, dass du es falsch machst und froh sein kannst, wenn aus deinem Kind kein Kettensägenmörder wird, weil du per Kaiserschnitt entbunden, Gläschenkost gefüttert oder dich nicht rechtzeitig zum PEKiP-Kurs angemeldet hast.

Locker bleiben? Noch so ein Anspruch, den man als moderne Mutter erfüllen muss. Bei dem ganzen Stress soll man auch noch superlässig wirken, regelmäßig Yoga machen und einen Körper haben, dem man nicht ansieht, dass damit mal Kinder geboren wurden. Deshalb fühlen sich viele verunsichert und durch den permanenten Druck überlastet. Sie verdecken, was sie an Ängsten mit sich herumschleppen, und schieben im Beruf «einen Termin» vor, wenn der Kindergarten früher schließt.

In Wahrheit wünschen sie sich vor allem eines: sich vom Ideal der Supermama verabschieden zu können.

Aber warum verdammt fällt dieser Abschied so schwer? Alle modernen Erziehungsberater predigen uns doch immer und immer wieder Gelassenheit und den Abschied vom verheerenden Perfektionismus.

Hier das Ergebnis meiner Recherchen: Die Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert sagt: «Eine Mutter muss nicht perfekt sein. Es reicht, wenn sie hinreichend gut ist. Kindererziehung kann nur dann gelingen, wenn Mütter parallel auch ihren nicht mütterlichen Teil entwickeln.»

Der Kinderpsychoanalytiker Donald Winnicott sagt: «Eine Mutter, die sich jenseits der ersten Lebensmonate perfekt an die Bedürfnisse ihres Kindes anpasst, ist keine gute Mutter.»

Der Familientherapeut Jesper Juul sagt: «Kümmere dich um dich selbst, so gut und so oft es geht, denn für Kinder ist es wichtig, dass es ihren Eltern gutgeht. Kinder fordern ständig Aufmerksamkeit – aber sie brauchen sie nicht immer. Erziehung ist viel zu sehr zum Leistungssport geworden. Dabei weiß niemand, wie perfekte Erziehung geht. Die besten Eltern machen zwanzig Fehler pro Tag. Das ist normal.»

Und Ayelet Waldmann, vierfache Mutter, schreibt in ihrem Buch «Böse Mütter»: «Ich möchte versuchen, eine Mutter zu sein, die nicht so viel darüber nachdenkt, ob sie eine gute oder schlechte Mutter ist, sondern anerkennt, dass sie beides und nichts davon ist. Eine Mutter, die ihr Bestes tut und für die das gut genug ist. Auch wenn sich am Ende herausstellt, dass ihr Bestes einfach nur nicht schlecht ist.»

Und wenn ich jetzt auch noch mal was sagen darf, nach neun Monaten mit einem Kind: Die allerbeste Frühförderung für ein Kind ist seine zufriedene Mutter.

2. Februar

Ich bin nicht zufrieden. Im Gegenteil.

Ich dreh bald durch.

Seit einer Woche herrscht hier Terror pur. Dieser böse Zwerg will auf keinen Fall mehr allein einschlafen. Vorbei die Zeiten, wo wir Schlomo um sieben hinlegten und ihn dann getrost für die nächsten etwa zwölf Stunden vergessen und um Viertel nach acht den «Tatort» sehen konnten.

Jetzt stehe ich oder der Kindsvater – je nachdem wer sich gerade für nervlich belastbarer hält – manchmal zwei Stunden lang an Schlomos Bett, bis er sich endlich gnädig grunzend auf die Seite dreht, sein Schnuffeltuch ergreift und losratzt.

Bis dahin ist er wach. Und wie.

Stellt sich hin. Schmeißt sämtliche Schnuller aus seinem Bett. Freut sich zunächst. Schreit dann erbost los, weil jemand sämtliche Schnuller aus seinem Bett geschmissen hat.

Man reicht ihm zwei Schnuller zurück. Er braucht einen für den Mund und einen in der Hand. Quasi als Kuschel-Schnuller.

Das Kind legt sich hin. Man atmet auf.

Das Kind findet keine bequeme Liegeposition. Es dreht sich maulend durch sein Bett wie ein seniler Dackel in seinem Hundekorb.

Es hält einen Moment inne. Es glotzt starr in die Luft.

Das Elternteil spricht, ganz ratgebergemäß, mit einschläfernder, freundlicher Stimme ein paar beruhigende Worte: «Wenn du jetzt nicht gleich einschläfst, du nervtötende Kröte, beginnt der Krimi ohne mich, und dann bekomme ich richtig schlechte Laune – und das willst du doch nicht, oder?»

Daraufhin streicht man es sanft über den Kopf und verlässt mit gespielter Selbstverständlichkeit und innerer Hochspannung das Zimmer.

Du hast die Hand noch nicht an der Klinke, da wackelt das Bettchen vor wüstem Geschrei.

«Lass dich nicht erpressen», sagst du dir. «Das ist ein Machtkampf. Dieses Kind darf sich nicht daran gewöhnen, nur in Begleitung einzuschlafen.»

Und dann stehst du draußen vor der Tür.

Wie lange hältst du aus? Eine Minute? Drei? Eventuell fünf. Dann nimmt das Schreien eine Verzweiflungsfrequenz an, die für Verwandtschaft ersten Grades nicht erträglich ist.

Und da stehst du also wieder. Und das Kind auch. Puterrot an den Gitterstäben festgekrallt, ruft es so etwas Ähnliches wie «Mama!».

Du nimmst es hoch, obschon doch in jedem Ratgeber steht, dass man genau das nicht tun soll. Der kleine Körper wird von heftigen Nachbeben erschüttert. Das Schluchzen verebbt langsam zu einem schluckaufartigen Seufzen.

Das Kind legt seine triefende Nase an deinen Hals, beruhigt sich, atmet tief. Das ist sehr anrührend. Die ersten paar Male.

Ich habe an der Wand des Kinderzimmers auf meiner Schulterhöhe einen kleinen Spiegel angebracht. In ihm kann ich sehen, ob Schlomos Augen zufallen. Ist das der Fall, warte ich noch zwei, drei Minuten, um ihn dann vorsichtig in Richtung Kinderbett abzusenken.

Er brüllt dann meistens schon los, bevor sein Körper die Matratze überhaupt berührt hat, und ich schnelle beflissen in die Ausgangsposition zurück und tue so, als hätte ich nichts Böses im Sinn gehabt und als handele es sich um ein Missverständnis seinerseits.

Es ist zermürbend.

Meine Nerven liegen blank.

Und ich schäme mich für meine Ungeduld, für meinen harschen Ton und für meine Aggression. Das macht alles nur noch schlimmer, das weiß ich, aber dieser Giftzwerg treibt mich zur Weißglut. Und das ganz ohne arglistige Absicht. Ich darf ihm also nicht mal böse sein.

Bin ich aber.

5. Februar

Aber es kann ja immer auch noch schlimmer werden.

Der Schlom schläft jetzt nicht nur nicht gut ein, sondern wacht dafür neuerdings auch noch sehr früh auf. Und mit früh meine ich früh.

Um fünf Uhr morgens ist das Kind voller Tatendrang. Ganz im Gegensatz zu mir oder zu meinem Mann, der derzeit allerdings drei Tage in der Woche in Berlin arbeitet. Beneidenswert.

Denn diese stockdunklen Stunden allein mit einem wachen, nölenden Kind sind schrecklich. Und wenn endlich der Morgen graut, graut mir vor dem Tag und der nächsten Nacht und der übernächsten und der danach.

Ich weiß, ich weiß, es ist nur eine Phase. Aber ich fühle mich am Ende meiner Kräfte. Und das Geräusch – es ist eine Kriegserklärung an meinen inneren Frieden! – eines auf dem Boden landenden Schnullers werde ich mein Lebtag nicht mehr vergessen.

«Wenn man zu sehr auf seine Erwartungen

fixiert ist, wird man blind für das Wunder,

das die Kinder bereits sind.»

AYELET WALDMANN

28. Februar

Schlomo ist zehn Monate alt, ich sehe aus wie hundert. Haaransatz, Haut: alles grau in grau.

Endlich! Er schläft wieder besser! Auch das wird nur eine Phase sein. Aber sie kommt gerade rechtzeitig. Das war knapp. Noch mehr Schlafentzug hätten meine strapazierten Nerven und meine strapazierte Ehe wohl kaum ausgehalten.

Ich bin bloß froh, dass dieses Johanniskraut zu wirken scheint. Zumindest die übergroßen Ängste und Stimmungsschwankungen, die erdrückende Düsternis sind verschwunden.

Was bleibt, ist ganz normale Überlastung, Übermüdung und schlechte Laune.

Es wundert mich gar nicht mehr, dass so viele Beziehungen in den ersten zwei Jahren nach der Geburt eines Kindes scheitern.

Mir scheint, dass besonders die Paare gefährdet sind, die entweder noch nicht lange zusammen sind, wenn das erste Kind kommt, oder die Paare, bei denen der männliche Part eitel und dumm ist, was ja leider gar nicht so selten vorkommt.

Das ist natürlich generell nie schön, aber solange noch kein Kind da ist, das dem selbstverliebten Gecken die Schau und den Applaus der Partnerin stiehlt, fällt es einfach nicht so auf.

Ein Mann, der sich nicht zurücknehmen kann, der es persönlich nimmt, wenn seine Alte keine Lust mehr auf Sex hat oder darauf, ihrem Mann tagtäglich seine eigene Großartigkeit zu bestätigen, ist als Vater nahezu untauglich.

Zwei meiner Freundinnen haben sich von ihren Männern getrennt, weil sie das Gefühl hatten, sich auf einmal um zwei Babys kümmern zu müssen.

«Er empfindet das Kind als Konkurrenz», sagte Gina, nachdem sie Hans, den Vater ihrer sieben Monate alten Tochter, zum Teufel geschickt hatte. «Er ist beleidigt, weil er nicht mehr im Mittelpunkt steht, und ich würde mich nicht wundern, wenn er anfinge, wieder in die Hosen zu pinkeln, bloß um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.»

Gina und Hans waren noch keine drei Jahre zusammen gewesen, als Gina schwanger wurde. Ein absolutes Wunschkind, während der Schwangerschaft waren beide selig, und Hans nahm vor lauter Glück und Stolz und Solidarität mit seiner angebeteten Frau zwölf Kilo zu.

Aber das echte Kind störte das junge Glück.

Manchmal bin ich froh, dass sich unser Schlomo so viel Zeit gelassen hat auf seinem Weg zu uns, auch wenn ich die Jahre des vergeblichen Hoffens und Wartens nicht noch einmal erleben möchte. Aber als wir begannen, zu dritt zu sein, waren wir vorher lange genug zu zweit gewesen.

Das Kind war

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