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Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter - Teil 22

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Liebhaber – ich wünschte, ich hätte eure Luxusprobleme», seufzte Elli müde. «Ich habe keine Probleme, weil ich überhaupt nicht dazu komme, welche zu haben. Ich habe nicht mal Zeit, mich einsam zu fühlen. Vier Kinder und ein Mann im Schichtdienst: Mich gibt es überhaupt nicht mehr als Person. Ich frühstücke morgens im Auto. Wie soll ich in so einem durchgetakteten Leben einen Liebhaber unterbringen? Meinem jüngsten Sohn werden nächste Woche die Polypen rausgenommen, mein Ältester hat eine Vorhautverengung und in Deutsch eine Fünf. Ich habe rein gar nichts zu erzählen, was euch interessieren könnte. Selbst für spannende Sehnsüchte fehlt mir die Kraft. Meine größte Sehnsucht ist, endlich mal wieder ausschlafen zu können.»

Elli ließ ihren Kopf auf den Tisch sinken, schloss die Augen und murmelte:

«Nur eine schlafende Frau ist eine zufriedene Frau.»

Der neunte Monat, immer noch!

Zustand Mutter: Gestern dachte ich, ich würde Fruchtwasser verlieren. Fehlalarm. Vorgestern irritierte mich ein Ziehen, das ich für eine frühzeitige Wehe hielt. Fehlalarm. Ich kann keine drei Minuten in einer Stellung sitzen, ohne dass mir irgendwas Neues wehtut. Beschwerlich und unerfreulich das Ganze derzeit. Heute Morgen war ich nach langer Zeit mal wieder schwimmen. Die Beine schleiften über den Beckenboden, während ich oben sehr viel Wasser schluckte. In der Sauna erntete ich anschließend amüsierte Blicke, die ich niemandem übelnehmen konnte. Denn ich muss ja leider selbst lachen, wenn ich zufällig und unerwartet meinem Spiegelbild begegne. Dass es physikalisch überhaupt möglich ist, mit so einem Bauch nicht andauernd vornüberzukippen, grenzt an ein Wunder. Selbst mein Frauenarzt begrüßte mich jüngst mit den Worten: «Na, ob ich da nicht doch noch eines übersehen habe?»

Ein Brüller. Ich persönlich bin ja der Ansicht, dass Ärzte sämtlicher Fachrichtungen sich mit Scherzen auf Kosten ihrer Patienten sehr zurückhalten sollten.

Ich kann nicht glauben, dass ich ein Kind bekomme. Ich schaue auf meinen Bauch herunter, in dem dieser Junge ein Eigenleben führt mit Schlaf- und Wachphasen, Schluckauf, Turnstunden. Niemand ist mir näher. Trotzdem unvorstellbar: ein Leben mit ihm.

In vier Wochen kommt er, und ich habe weder eine passende Bordüre fürs Kinderzimmer noch den Hauch einer Ahnung, wie es wohl sein wird, wenn er da ist.

Manchmal schaue ich in sein Bettchen. Da liegt alles bereit: Ein Schmuseteddy von Patenonkel Clemens. Eine happig teure hellblaue Decke in Bio-Strick-Qualität. Von der Decke hängt eine Spieluhr. Ich habe mich tatsächlich nicht entblödet, mir das Ding die letzten Abende auf den Bauch zu legen und meinen Innenraum ein paarmal mit «Guten Abend, gute Nacht» zu beschallen.

Habe irgendwo gelesen, dass man Babys im Leib bereits an Melodien gewöhnen kann, die sie dann nach der Geburt beruhigen. Schaden wird’s ja wohl nicht.

Aber es ist nicht zu fassen, dass demnächst ein Baby, na, um genau zu sein, sogar mein Baby in diesem Bett rumliegt und, von der Spieluhr wahrscheinlich völlig unbeeindruckt, das Zimmer zusammenbrüllt.

Alles ist bereit. Hier fehlt nur noch ein Kind.

Liefertermin: 28. April.

Der Countdown läuft.

«Ich wollte immer Mutter sein. Es wird mich dazu anregen, über Vergänglichkeit und Verlustängste zu schreiben. Denn es gibt nichts, was mehr Mut erfordert, als sich dieser Verbundenheit auszuliefern. Das Kind macht mich unheimlich verwundbar.»

JUDITH HOLOFERNES

12. April – zehnter Monat

Gewicht: Eine Dame spricht darüber nicht.

Zustand: Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass ich ein Kind haben werde, und ich frage mich wirklich, wie ich es schaffen soll, vorher noch zur Pediküre zu gehen. Ich möchte unter keinen Umständen mit ausgefransten Zehennägeln entbinden, auf denen noch Reste der In Farbe der vorletzten Sommersaison zu sehen sind.

Was soll man antworten auf die nun häufigste aller Fragen? «Und? Wann geht’s los?»

Es kann jeden Moment so weit sein. Alles ist bereit. Oder nein, noch nicht ganz.

Ich hatte mir das so vorgestellt: Gemütlich und nahezu bewegungslos auf dem Sofa abhängen – und zwar lange vor Einbruch der Dunkelheit. Ohne Scham und schlechtes Gewissen «Die Dornenvögel» auf DVD anschauen – und zwar kurz nach dem Frühstück.

Auf keinen Fall kommen mir Nachrichten ins Haus oder Politmagazine, in denen der Nahe Osten mitspielt. Bloß keine Aufregung in diesem Zustand. Stattdessen ganz viel Zuwendung, ganz viel Ruhe und ganz viel Spaghetti bolognese mit einer sehr großen Portion Parmesan und einer sehr kleinen Portion Gurkensalat.

Und so hatte ich mir das nicht vorgestellt: Von einer Mischung aus Nestbautrieb und Torschlusspanik getrieben, sieht man mich derzeit durch Baumärkte, Möbelhäuser und Kindergeschäfte kugeln.

Über die Einkaufswagen von «OBI» gebeugt, habe ich in den vergangenen Tagen bereits die ein oder andere Senkwehe veratmet. Und bei «IKEA» musste ich letzte Woche unfreiwillig so gut wie jede Sitzgelegenheit Probe sitzen. Auf dem «Lycksele Lövas Bettsofa» hatte ich gar das Gefühl, ich käme nieder.

Die letzten Wochen meiner Schwangerschaft verlaufen deutlich weniger geruhsam, als es in der Theorie angedacht war.

Allein die Suche nach einem geeigneten Windeleimer hat mich Tage gekostet. Ganz zu schweigen von der aufwendigen Fahndung nach einem langärmeligen Wolle-Seide-Body, ohne den ein Säugling ja heutzutage kein menschenwürdiges Dasein führen kann.

Das hatte ich zum Glück gerade noch rechtzeitig im Kurs «Leben mit einem Kind» erfahren. Nicht auszudenken, was mein Baby hätte leiden müssen.

Unschön war, dass das unappetitlich teure Kleidungsstückchen gleich bei der ersten Wäsche deutlich einlief. Das verstärkt natürlich meinen Wunsch nach einem zarten Baby mit kleinem Köpfchen und schmalen Schultern. Das sähe ja nicht nur hübscher aus, sondern würde auch besser bei mir raus- und ins Wolle-Seide-Gewebe reinpassen.

Wolle-Seide scheint sowieso ein überaus angesagtes Gemisch zu sein. Sogar die Stilleinlagen, die im BH für Trockenheit sorgen sollen, habe ich mir auf Anraten einer Expertin in Wolle-Seide gekauft.

Die unansehnlichen Dinger erinnern mich an die Topflappen, die ich im Kindergarten gestrickt habe. Ich war damals etwas zu spät zur Handarbeitsstunde gekommen und hatte das übriggebliebene, zahnbelagfarbene Wollknäuel nehmen müssen.

Was die letzten Schwangerschaftswochen zusätzlich erschwert, sind Mütter.

Die lassen jetzt jede Hemmung fallen, quatschen dich mit Kindergeschichten voll, was das Zeug hält, drücken dir ungefragt ihr Selbstgezeugtes in die Arme oder, wenn sie es gerade nicht zur Hand haben, wenigstens einen Packen Fotos vom Nachwuchs.

Johanna hat es sich jetzt allerdings abgewöhnt, mit Bildern ihres zugegebenermaßen bildhübschen ältesten Sohnes anzugeben. Die Sache ging nach hinten los, als ein Bekannter lange das Bild betrachtete, dann mehrere entgeisterte Blicke auf Johanna warf und schließlich sagte: «Sie müssen aber einen sehr gut aussehenden Mann haben.»

Noch acht Tage bis zum Termin. Die Stilleinlagen liegen jetzt in der Wickelkommode neben der geerbten Erstausstattung und den Neugeborenenwindeln.

Alles ist bereit. Und ich hab Angst.

«Angst ist ganz normal», sagt mein Frauenarzt.

Okay, aber wie viel Angst ist normal? Und was ist die Maßeinheit für Angst?

«Mir graut vor der Geburt», sage ich am Telefon zu Johanna.

«Das braucht es nicht», sagt sie. «Wovor du wirklich Angst haben solltest, ist ein Kindergeburtstag mit acht Fünfjährigen auf einem Indoor-Spielplatz.»

18. April – noch elf Tage!

Ich erstelle gerade eine Playlist für meinen Besuch im Kreißsaal.

Ich suche nach mitreißenden Liedern, die mich aber nicht wehmütig stimmen. Denn vieles, was in meinem Leben von mitreißenden Liedern begleitet wurde, ist leider schon recht lange her oder im Nachhinein betrachtet nicht besonders gut ausgegangen.

Die Village People kommen aus diesen Gründen nicht in Betracht, da ich bei «Go West» zum ersten Mal in meinem Leben mit Georg W. auf der Pfarrhaus-Sommerfete geknutscht habe. Der musste sich anschließend zum ersten Mal in seinem Leben wegen zu viel Alkohol übergeben und wollte nichts mehr von mir und dem Kuss wissen.

Leider diesbezüglich auch belastet sind Heaven 17, Wham! und Extrabreit. Tatsächlich werde ich bis heute nervös bei: «Flieger, grüß mir die Sonne, grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond! Piloten ist nichts verboten!» Dann frage ich mich, was ich im Leben eigentlich verpasst habe.

Und das ist genau das Gefühl, dass du nicht haben willst, wenn sich gerade ein Lebewesen aus deinem Unterleib rausschraubt, das du nie wieder loswirst und dank dem dir in Zukunft selbst Kinobesuche vorkommen werden wie ein einzigartiges Abenteuer.

So: hier nun die fertige Playlist mit dem Titel «Pressen!».

Tanz der Moleküle – Mia

Viva la vida – Coldplay

Mas que nada (Radio Edit) – Sergio Mendes & Black Eyed Peas

Can’t get you out of my head – Kylie Minogue

A dios le pido – Juanes

Don’t let me be misunderstood – Leroy Gomez formerly of Santa Esmeralda

Throughout your years – Kurtis Blow

Jungle drum – Emiliana Torrini

Strong enough – Cher

When the rain begins to fall – Jermaine Jackson & Pia Zadora

It’s raining men – The Weather Girls

Zu dem Song «Can’t get you out of my head» sagt mein unbegreiflicherweise noch zu Scherzen aufgelegter Mann, in meinem Fall würde es ja eventuell heißen müssen: «Can’t get your head out of me.»

19. April – noch zehn Tage!

Ich bin nervös und irgendwie nicht ganz zurechnungsfähig. Heute habe ich mich wieder mal hinlänglich mit dem Inhalt meiner Kliniktasche beschäftigt. Zunächst packte ich alles aus: Kekse, Stillnachthemden, warme Socken, eine komplette Babygarnitur, Schminkzeug, eine Hose für «danach», nicht mehr ganz so raumgreifend wie die für «davor», Tagebuch, Kinderschokolade, iPod, Still-BHs, «Der Stand der Dinge», das Buch meines Freundes David. Sollte ich achtundvierzig Stunden in den Wehen liegen, möchte ich die Zeit nicht gänzlich ungenutzt verstreichen lassen.

Dann saß ich eine Stunde lang verwirrt inmitten des ganzen Krempels, schob den Haufen von rechts nach links und zurück. Schließlich packte ich alles wieder ein.

Danach ging ich einkaufen. In der Apotheke musste ich eine Weile anstehen, machte mir derweil Gedanken über das Abendessen, und als ich drankam, orderte ich bei der verdatterten Apothekerin zwei Rinderfilets à dreihundert Gramm.

Nun, ich bin geistig umnachtet, aber körperlich fühle ich mich so wohl wie schon lange nicht mehr.

Auf einer Party am Wochenende trug ich ein enges schwarzes Kleid und habe mir hervorragend

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