▶ JETZT! Kostenlos lesen Bestseller-Bücher online
  • HOME
  • BUCH
    • Populäres Buch
    • Bücherliste
    • Genre-Liste
  • BLOG
Suche Erweitert
Sign in Sign up
  • HOME
  • BUCH
    • Populäres Buch
    • Bücherliste
    • Genre-Liste
  • BLOG
  • Adult
  • Action
  • Bestseller
  • Romance
  • Fantasy
  • Thrillers
  • Science-fiction

Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter - Teil 14

  1. Home
  2. Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter
  3. Teil 14
Prev
Next

bitte, was wir bezüglich des Namens vereinbart haben. Er muss uns beiden gefallen, und wenn einer sein Veto einlegt, ist der Name ohne Diskussion vom Tisch. Benedikt kam dir zu katholisch vor, Julius zu pompös, und ein Daniel hat bei dir in der Abi-Bioklausur abgeschrieben. Darauf habe ich auch Rücksicht nehmen müssen.»

«Gilt das Vetorecht denn auch bei Eingebungen?»

«Selbstverständlich.»

«Lasset die Kinder zu mir kommen,

hindert sie nicht, denn so wie diese

ist das Königreich Gottes.»

EVANGELIST MARKUS

24. Dezember, Heiligabend, um 23 Uhr

Zustand: so was von gerührt.

An den Weihnachtstagen neige ich generell und schon immer zur Maßlosigkeit. Und zwar sowohl beim Einsatz von Lichterketten, singenden Stoff-Elchen und Doris-Day-Christmas-Song-Samplern als auch beim Einsatz von überwältigenden Gefühlen wie Wehmut, Rührung und der Sehnsucht nach Schnee und einer Großfamilie.

Als Einzelkind habe ich einen Hang zur Romantisierung solcher Familienfeste, an denen bei uns ja in der Regel nicht mehr als drei Leute teilnahmen.

Wie meistens habe ich auch in diesem Jahr dafür gesorgt, dass wir uns für einen Weihnachtsbaum entscheiden, der sich von seinen Ausmaßen her eigentlich besser im Petersdom machen würde. Zarte Einwände meines Mannes, ob wir es nicht lieber mal mit einem kleineren Bäumchen versuchen sollten, das die Wohnzimmertür nicht nahezu vollständig versperrt, wurden von mir, ebenfalls wie jedes Jahr, einfach überhört.

Alljährlich versuche ich mich wieder so auf Weihnachten zu freuen, wie ich es als Kind tat. Ich schmücke den Baumriesen, ich verpacke die Geschenke, ich höre meine alten Weihnachts-CDs, ich koche einen Großteil meiner Lieblingsspeisen und esse so viel Schokoladen-Weihnachtspasteten, wie ich will.

Aber ich weiß nicht, wann es anfing, weniger zu werden. Ich freue mich nicht mehr wie ein Kind. Nicht auf Weihnachten, nicht auf die Ferien, nicht auf meinen Geburtstag. Ich fiebere nicht mehr wochenlang auf diese Ereignisse hin, und der Zauber, endlich, endlich, endlich am Morgen des Heiligen Abends oder des ersten Ferientages aufzuwachen, ist lange verflogen.

Aber heute habe ich ihn zum ersten Mal seit langem wieder gespürt, den verwunschenen Glanz vergangener Weihnachten. Auch wenn die Umstände etwas ungünstig waren, da mein Mann sich gleich nach der Bescherung mit Schüttelfrost und Fieber ins Bett verabschiedete.

Jetzt sitze ich hier allein, aber sehr zufrieden zwischen Geschenkpapieren und den knisternden Hüllen der verspeisten Schokoladen-Weihnachtspasteten und betrachte gerührt meinen Baum und meinen Bauch.

Am nächsten Heiligen Abend werden wir zu dritt sein. Keine Großfamilie, aber immerhin eine Steigerung der Teilnehmerzahl um ein Drittel. Es werden wunderbare und weniger wunderbare Dinge und Gebräuche zurückkehren in unser Leben: Weihnachtsmann, Nikolaus, Osterhase, Topfschlagen, Plumpsack, Ponyreiten, Schultüte, Elternabende, Liebeskummer, Akne, Pfadfinder, Nachhilfe.

Ich betrachte die Krippe aus Holz, die unter dem Weihnachtsbaum steht. Da steht sie jedes Jahr, schon solange ich denken kann. Ich habe nicht viel aus meinem Elternhaus behalten. Ein Nachthemd meiner Mutter, nicht schön, einen von meinem Vater gekneteten Elefanten, auch nicht schön, diese Krippe und eine kleine Truhe aus Rosenholz, in der ich einige Briefe und Dokumente aufbewahre, die an meine Eltern erinnern.

Ich würde mich gerne mit meiner Mutter beraten. Wie waren ihre Schwangerschaft, die Geburt, wie war ich als Baby, hatte sie auch solche Ängste, und war Weihnachten nach meiner Geburt wieder so schön wie früher?

Im April 1968 schrieb sie einen Brief an ihre Schwiegermutter. Ich war zweieinhalb Monate alt. Der Brief liegt nun, vergilbt, in der Rosenholztruhe.

Heute Abend habe ich ihn nach sehr langer Zeit und mit ganz anderen Augen wieder einmal gelesen.

Meine liebe, liebe Mayka!

Wo soll ich anfangen, von unserer Ildikó zu erzählen? Es ist wohl nur für die Eltern alles so aufregend.

Über die letzten Phasen vor der Geburt ist nur eine Steigerung der unangenehmen Lage zu berichten, und eine halbe Stunde bevor das Kind kam, habe ich laut verkündet: «Wenn mir jetzt keiner hilft, steh ich auf und gehe nach Hause!»

Als man mir half, war es schon fast zu spät, denn ich schaffte es nicht mehr. Das Kind musste durch eine Vakuumextraktion geholt werden. Als die Gummipumpe das Baby ansaugte, machte es «plopp», und ich sah ein Kindchen, ein Mädchen, emporgehoben. Ich war aber so erschöpft, dass ich fast schon keiner Regung mehr fähig war.

In der nächsten halben Stunde wurde ich genäht, erfuhr, dass das Baby 4100 Gramm wiege und 54 Zentimeter lang sei, und hörte, wie der Chefarzt sie klapste, und die ersten Worte, die sie hörte, waren «Na, Dicke!», was mich aus irgendeinem Grund empörte. Tamás hatte inzwischen zum x-ten Male angerufen, und gerade um 18 Uhr 55, als die Glocken den Sonntag einläuteten, kam die frohe Nachricht, dass er ein Töchterchen habe. Ehe ich mich’s versah, war er schon im Krankenhaus – inzwischen hatte ich unser Kindchen gesehen. Ach, es sah genauso erschöpft aus wie ich. Stell Dir vor, bei beiden waren die Augenlider ganz dick, und sie hatte außerdem noch Platzwunden auf der Kopfhaut.

Wie glücklich wir aber beide waren, kann ich Dir nicht beschreiben, aber Du kannst es Dir denken.

Am anderen Morgen bekam ich dann ein falsches Kind. Ich beschloss abzuwarten. Ich hielt also Händchen mit diesem Baby, und als ich nach 24 Stunden mein eigenes bekam, habe ich es gesagt und großes Entsetzen ausgelöst. Nun, leider hatte unsere ein nicht zu übersehendes Kennzeichen: die Platzwunden. Und da ich sowieso dauernd heulte (der junge, freche Arzt sagte: «Alles nur hormonelle Umstellung»), hatte ich nun einen wirklichen Grund.

Heute, am 4. April, gut zwei Monate später, wiegt Ildikó sechs Kilo und ist um drei Zentimeter gewachsen auf 57 Zentimeter. Sie hat ihr Däumchen entdeckt und lutscht gelegentlich an ihm, außerdem ihre Stimme und erzählt: egü egü und krr krr (k-Laute sollen laut Frau Schauer ein willensstarkes Kind verraten). Wenn ich aber sage: «Na, du willensstarkes Baby», dann lacht sie laut. Es ist schon wunderschön, so ein kleines Wesen bei sich zu haben, und wir sind sehr, sehr glücklich. Hoffentlich bleibt sie gesund und so fröhlich wie bis jetzt; man wird richtig angesteckt. Sogar der Arzt, der doch wirklich viele Säuglinge sieht, war bei der letzten Impfung gerührt, als er die Decke öffnete und die Kleine ihn strahlend anlächelte und «krr» sagte. Als er sie dann einmal ganz liebevoll hochnahm, machte sie ihm allerdings diskret ein Häufchen in die Hand, aber er ertrug es mit Fassung. Vorgestern hatten wir Besuch von einem ungarischen Studenten, der auch gerade Vater geworden ist. Da hättest Du die beiden Väter mal hören sollen, wie sie mit ihren Kindern prahlten. Meinem Tamás habe ich dann ein Gedicht gelesen, das mir unwillkürlich in den Sinn kam, als ich zuhörte. Es ist der Lobgesang einer Mutter auf ihr Kind und hat den Refrain: «Leutchen, habt ihr auch so eins? Nein, ein solches habt ihr keins!» Das scheint mir auch ein passender Schlusssatz zu sein – vorläufig.

Sei ganz herzlich gegrüßt, liebe Mayka, und gute Gesundheit vor allem!

Deine Auguste

31. Dezember

Schwangerschaftswoche: 24

Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich liege panisch in meinem Bett, mein Bauch tut weh, und es kann sein, dass ich mein Kind verlieren werde.

Die Schmerzen waren gestern stärker geworden. Heute Mittag hatte ich, wieder einmal, definitiv den Eindruck, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ausgerechnet heute. Silvester.

Natürlich war weder mein Arzt noch sein Vertreter im Dienst. So fuhr ich einfach durch die Gegend und klapperte die Praxen ab, die ich vom Vorbeigehen her kannte.

Bei der fünften hatte ich Glück. Die Sprechstundenhilfe war zwar gerade am Zusammenpacken, und der Arzt hatte schon seinen Autoschlüssel in der Hand, aber wenn ich ängstlich bin, kann ich sehr überzeugend und hartnäckig sein. Ich wollte schließlich gemütlich Silvester feiern und brauchte einen Arzt, der mich beruhigte und das Ziehen im Unterleib für harmlos hielt.

Derzeit tut mir leider immer was weh. «Die Mutterbänder dehnen sich», hatte mein Gynäkologe gesagt, «das ist normal.»

Ach, ich liebe diese drei Worte! «Das ist normal.»

Sie sind das Mantra, mit dem ich mich über beschwerliche Tage rette. Denn ich als neurotische Erst-Schwangere mit zu viel Internetwissen und überbordender Phantasie kann zurzeit nicht einordnen, was von dem, was da gerade Seltsames mit meinem Körper passiert, nur normal und was tatsächlich Grund zur Sorge ist.

Ich kletterte also auf den Untersuchungsstuhl des mir fremden Arztes und freute mich bereits auf meine drei Lieblingsworte, als ich ihn sagen hörte: «Das sieht nicht gut aus. Der innere Muttermund ist geöffnet.»

«Was bedeutet das? Droht eine Frühgeburt?»

«Das hängt ganz von Ihnen ab. Verhalten Sie sich ruhig und gehen Sie nach den Feiertagen sofort zu Ihrem behandelnden Arzt. Ansonsten haben Sie es ja auch nicht weit zur Uniklinik.»

Jetzt liege ich im Bett, versuche mich ruhig zu verhalten, werde aber zwischendurch von so heftigen Weinkrämpfen geschüttelt, dass ich Angst habe, ich könnte mein Baby aus mir rausheulen.

Was soll ich nur tun? Ich fühle mich hilflos. Mein Mann fühlt sich auch hilflos. Und ich finde, es gibt nichts Schlimmeres als hilflose Männer.

Ich habe ihn des Raumes verwiesen. Und er ist tatsächlich gegangen. Typisch. Männer werden nie begreifen, wann Frauen meinen, was sie sagen, und wann nicht.

«Bleib bei mir, Schlomo», denke ich heulend in Richtung schmerzender Bauch. «Wir beide werden auch allein zurechtkommen.»

Telefon.

Es ist Johanna.

«Die Schwangerschaft und das Baby haben mir ein

Selbstwertgefühl gegeben, wie ich es noch nie hatte.

Das erste Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl,

etwas genau richtig gemacht zu haben.»

LIV TYLER

1. Januar um 13 Uhr 10

Die wichtigsten und unersetzlichsten Utensilien während einer Schwangerschaft sind eine Freundin, die die Nerven behält, und ein Frauenarzt, der die Frauen versteht.

Nachdem ich Johanna von dem beängstigenden Befund erzählt hatte, sagte sie mir, ich solle gefälligst sofort meinen eigenen Arzt anrufen, schließlich habe er mir für genau solche Fälle seine Handynummer gegeben.

Ich erreichte ihn auf dem Weihnachtsmarkt, wo er gerade zusammen mit

Prev
Next

SIE KÖNNEN AUCH MÖGEN

De hufter op het witte paard
De hufter op het witte paard
May 12, 2020
Endlich!
Endlich!
April 22, 2020
Hilde – Mein neues Leben als Frauchen. Sehnsucht an der Leine, Irrsinn auf der Hundewiese und spätes Glück mit Gassibeutel
Hilde – Mein neues Leben als Frauchen. Sehnsucht an der Leine, Irrsinn auf der Hundewiese und spätes Glück mit Gassibeutel
January 17, 2020
Foute mannen en ander leed
Foute mannen en ander leed
April 22, 2020
  • HOME
  • Copyright
  • Privacy Policy
  • DMCA Notice
  • ABOUT US
  • Contact Us

© 2019 Das Urheberrecht liegt beim Autor der Bücher. All rights reserved