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Schatten Der Erinnerung - Age of Trinity - Seite 1

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Zeit des Erwachens

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Epilog

Die Autorin

Nalini Singh bei LYX

Impressum

NALINI SINGH

Age of Trinity

SCHATTEN DER ERINNERUNG

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Patricia Woitynek

Zu diesem Buch

Das Ende von Silentium sollte der Anfang eines friedlichen Zusammenlebens sein. Doch Vertrauen wurde missbraucht, und das Dreigruppenbündnis steht am Abgrund. Überall lauern Verrat und Gefahr. Alexei, Offizier der SnowDancer-Wölfe, durchstreift die abgelegenen Gebiete des Reviers, um mögliche Bedrohungen rechtzeitig aufzuspüren und seine Familie zu schützen. Während eines Sturms stößt er in einer verlassenen Gegend auf einen unterirdischen Bunker und findet eine junge Frau, verängstigt und traumatisiert. Memory ist eine Mediale, die von einem Psychopathen entführt, jahrelang gefangen gehalten und gequält wurde. Alexei befreit sie und nimmt sie mit in das Trainingscamp für Empathen. Schritt für Schritt überwindet Memory ihr Trauma und lernt, mit ihrer einzigartigen Gabe umzugehen. Und obwohl Alexei sich geschworen hat, sich nie an eine Frau zu binden, merkt der ranghohe Wolf, wie Memory etwas in seinem Inneren berührt. Doch ihr Entführer ist noch immer auf freiem Fuß und will die Mediale wieder unter seine Kontrolle bringen. Da erwacht eine neue Macht im geistigen Netzwerk der Medialen – mit dem Ziel, alle Empathen zu vernichten …

Zeit des Erwachens

Silentium fiel mit einem Donnerhall, der auf der ganzen Welt zu hören war.

Zum ersten Mal seit über hundert Jahren war es den Medialen erlaubt zu fühlen.

Zu lieben, zu hassen, zu lachen, zu leiden.

Sie waren frei.

Telepathen und TK-Mediale, Hellsichtige und psychometrisch Begabte, sie alle konnten nun endlich die Fesseln ihres gefühllosen Daseins abstreifen und die Sonnenseite des Lebens ohne Einschränkungen kennenlernen.

Die Empathen, deren Fähigkeiten untrennbar mit Gefühlen verbunden waren, erlangten weit mehr als nur ihre Freiheit. Sie waren nicht mehr mit einem Defekt behaftete Geächtete, die vor der Öffentlichkeit versteckt wurden und deren Gabe es um jeden Preis brutal zu unterdrücken galt. Heute, im noch winterlich kalten Frühjahr 2083, sind es die E-Medialen, die ihr geschundenes und traumatisiertes Volk zusammenhalten, auf deren schmalen Schultern die Verantwortung für Millionen von Leben lastet.

Doch sind mit dem Fall von Silentium nicht nur die Empathen aus ihrem Dämmerschlaf erwacht.

Sondern auch eine dunkle Macht, die am besten niemals geweckt worden wäre.

Und diese Macht … brüllt.

Auszug aus Das Geheimnis der E-Medialen: Empathische Gaben und ihre Schattenseiten von Alice Eldridge (circa 1972)

Die E-Kategorie kennt offiziell keine Untergruppen, doch das bedeutet noch lange nicht, dass es keine gibt.

In Wirklichkeit ordnet sich ein überwiegender Teil der Empathen sehr wohl einer bestimmten Klassifikation zu. So beweisen die E-M-Medialen beispielsweise ein besonderes Geschick im Umgang mit Kranken und Verwundeten, wohingegen die E-H-Medialen mehr den Handel im Blick haben.

Ungeachtet dessen gilt es innerhalb der empathischen Gemeinschaft noch immer als strittig, ob derlei spezielle Neigungen wirkmächtig genug sind, um als eigene Unterkategorie angesehen zu werden. Eine kleine, aber resolute Anzahl von Empathen vertritt die Meinung, dass es innerhalb ihrer Kategorie keine Untergruppen gebe, sondern die unterschiedlichen Wege, die die einzelnen Individuen einschlagen, aus deren unterschiedlichen Persönlichkeiten resultierten.

Ich verfüge nicht über ausreichende Daten, um diese Frage zu beantworten.*

* Interessantes Detail: Es ist mir nicht gelungen, irgendwelche Informationen über die sogenannte E-Sigma-Kategorie zu bekommen, deren Angehörige den Gerüchten nach über Kräfte verfügen, die für die Betroffenen derart gefährlich sind, dass ihre einzige Überlebenschance darin besteht, sie bewusst zu unterdrücken. Nicht einer der Empathen, die ich im Rahmen dieser Studie befragte, war bereit, über diese besonderen Fähigkeiten zu sprechen. Schon bei der geringsten Erwähnung des Themas flackerte ein furchtsamer Ausdruck über die Gesichter meiner Gesprächspartner, und sie brachen die Kommunikation abrupt und für immer ab. Entweder handelt es sich bei der E-Sigma-Kategorie um einen dunklen Mythos, eine Art Gespenstergeschichte … oder aber die Empathen haben solche Angst um jene, die ihr angehören, dass sie sie vor allen Außenstehenden schützen.

1

Die Medialen haben alles Übel unter einer Schneedecke verborgen. Seht euch vor, und seid wachsam. Lasst nie wieder solch großes Leid über euch kommen.

Aus einem Brief Aren Snows, geöffnet nach ihrem Tod im Jahr 2059

Das Gefühl von Trauer traf ihn mit der Wucht eines Faustschlags.

Alexei unterbrach seinen Lauf und blieb taumelnd im strömenden Regen stehen, als er unvermittelt erkannte, dass der unsagbare Schmerz nicht sein eigener war. Er spürte ein Brennen in den Augen und einen Kloß im Hals, aber Mann und Wolf wussten beide instinktiv, dass dieser Schmerz von außen auf ihn eindrang.

Nur etwa einmal im Monat, wenn er sich ihrer in einer trostlosen Nacht nicht mehr erwehren konnte, ließ Alexei seiner eigenen Trauer freien Lauf, sonst hielt er sie fest in sich verschlossen. Dann rannte er als Wolf durch die Nacht und schickte ein zorniges Heulen zum kalten Mond hinauf; andere stimmten ein, doch er achtete nicht darauf.

Sein Kummer war von Wut und Aggression geprägt und von dem dringenden Bedürfnis, ihn mit sich selbst auszumachen. Für seine Rudelgefährten war »Privatangelegenheit« gewöhnlich ein Fremdwort, doch in diesem Fall nahmen sich alle, mit Ausnahme der uneinsichtigen Dickköpfe, zusammen. Wahrscheinlich, weil sie wussten, dass Alexei sie mit einem Knurren zurück in die Höhle scheuchen würde. Seine Trauer hatte scharfe Krallen.

Der Schmerz, den er heute spürte, war rein und ungezügelt, hilflos wie ein verwundetes Tier, dessen Pfote sich in einer tödlichen Falle verfangen hatte. Ein gebrochenes Geschöpf an einem lichtlosen Ort, allein und verängstigt. Ein fühlendes Wesen, das alle Hoffnung verloren hatte.

Seine beiden Seiten konnten sich kaum bezähmen, es aufzuspüren und zu versuchen, seinen Schmerz zu lindern. Als dominantem Raubtiergestaltwandler war ihm ein ausgeprägter Beschützerinstinkt gegenüber Schwächeren angeboren. Und dieser machte angesichts solch herzzerreißenden Kummers keinen Unterschied, ob es sich bei dieser Person um ein Rudelmitglied, einen Wolf, handelte oder nicht.

Alexei zwang sich, ruhig zu bleiben und nachzudenken. Es gab nur einen möglichen Ursprung für diesen heftigen emotionalen Sturm, der durch seine Adern rauschte – es musste sich um einen E-Medialen handeln. Und nicht um irgendeinen. Um jemanden mit außergewöhnlichen Kräften, der seine Gefühle auf allen geistigen Kanälen aussendete, ohne sich darum zu scheren, wer von seinem Schmerz erfasst wurde.

Alexei war erst mit zwei Personen, die dieser Kategorie angehörten, in Berührung gekommen. Eine davon kannte er besser, und er entsann sich noch, wie sie bei ihrem Treffen gelacht und ihn mit einer Freude angesteckt hatte, die er wie Wellen in der Luft empfunden hatte, die einen zarten verführerischen Duft mit sich führten. Dagegen war das hier ein Tsunami, jedoch ohne den Versuch, seine Sinne zu verwirren.

Diese Empathin hier schrie ihren Kummer so laut heraus, dass er meinte, ihm müsse sein ohnehin schon wundes, blutendes Herz zerspringen. Dabei hatte sie ihn weder bewusst auserwählt noch versuchte sie auf irgendeine Weise, in seinen Verstand einzudringen. Dazu waren die emotionalen Wellen zu unkontrolliert und chaotisch. Ein Wolf würde sehr ähnlich auf den Verlust seines Partners reagieren, er würde den Kopf zurückwerfen und wildes Trauergeheul zum Himmel emporschicken. Und es wäre ihm ganz einerlei, ob irgendwer ihn hörte.

Dies war kein Medialentrick, keine Falle.

Alexei rannte in die Richtung, aus der ihm der unsägliche Kummer entgegenschlug.

Noch wenige Augenblicke zuvor war er ungeachtet des Bewegungsdrangs seines Wolfs drauf und dran gewesen umzukehren. Das plötzliche Auffrischen des Windes machte ihm Sorgen, der Regen hatte sich in einen dichten silbrigen Vorhang verwandelt, der jederzeit in eisigen Hagel umschlagen konnte. Obwohl die Berge der Sierra Nevada in Kalifornien noch immer unter einer dichten Schneedecke lagen, die sich teils bis hinunter zu seiner Höhenlage erstreckte, war das Wetter trotz bedecktem Himmel annehmbar gewesen, als er die Höhle verlassen hatte.

Jetzt war an eine Umkehr nicht mehr zu denken.

Seine Stiefel flogen geradezu über die mit verschneiten Tannennadeln und welkem Laub bedeckte Erde, als er mit der Schnelligkeit des Wolfs im eisigen Regen durch den Wald sprintete. Hohe, weiß bestäubte Tannen streckten ihre Wipfel in den dunkelgrauen Himmel, bis sie nach kurzer Zeit kleineren Bäumen wichen.

Wenig später hatte er auch sie hinter sich zurückgelassen.

Selbst in den Sommermonaten konnte es so hoch oben in den Bergen bitterkalt sein, eine unwirtliche Gegend für größere Gewächse. In den letzten zwei Wochen war es jedoch für diese Jahreszeit ungewöhnlich warm gewesen. Erste Grashalme spähten durch die Schneedecke, und zwischen den schroffen Felsspornen entdeckte er kleine, tropfnasse Wildblumen, die ihre Köpfe hoffnungsvoll der Sonne entgegenstrecken würden, sobald der Wolkenbruch überstanden wäre.

Der Wind peitschte seine Haut, eisige Tropfen rannen über seinen Rücken, als er mit unverminderter Geschwindigkeit weiterlief, fest entschlossen, die Empathin zu finden, deren entsetzlicher Kummer ihm fast das Herz zerriss.

Die Empathin.

Ja, kein Zweifel, er nahm die Gegenwart einer Frau wahr. Als sendete sie zusammen mit ihrem Schmerz ein Echo ihres Wesens aus, als haftete den emotionalen Schockwellen ein Geruch an, den das Tier in ihm witterte.

Sein Puls hämmerte, sein Brustkorb hob und senkte sich in kurzen Stößen. Er spürte die Unruhe seines Wolfs, der seine zweite Seite, seine andere Hälfte war. Sie waren eins … auch was den Fluch betraf, der auf seiner Familie lag und seinen Bruder das Leben gekostet hatte. In seiner Brust schlug das Herz des Gestaltwandlers, das hatte Alexei ebenso akzeptiert wie den Preis, den er dafür zahlte.

Angespornt von seinem natürlichen Jagdtrieb rannte er weiter.

Seine Rudelgefährten verirrten sich nicht oft hierher – das Umspannwerk, nach dem er während seines Laufs hatte sehen wollen, lag weiter westlich, eine halbe Stunde entfernt, und war aus anderen Richtungen besser erreichbar. Gut möglich, dass seit Monaten oder noch länger niemand mehr hier oben gewesen war.

In jedem anderen Teil des SnowDancer-Territoriums wäre eine solche Sicherheitslücke höchst ungewöhnlich gewesen. Die Wölfe nahmen den Schutz ihres Reviers keinesfalls auf die leichte Schulter – aber für diese Region galten eigene Gesetze. Als Alexei den Leitwolf über seine beabsichtigte Route informierte, hatte dieser die eisblauen Augen zusammengekniffen. »War schon eine Ewigkeit nicht mehr in der Gegend.« Man hatte die Anspannung in Hawkes Muskeln gesehen, am Mahlen seines Kiefers. »Jedes Mal, wenn ich dort bin, sträuben sich mir die Nackenhaare.«

Bei dieser unausgesprochenen Anspielung auf die grauenvollen Erlebnisse in ihrer Vergangenheit spürte Alexei von innen die Krallen an seiner Haut. Hawke war zwölf Jahre alt gewesen, Alexei erst vier, als die Medialen ihr Rudel feige und hinterlistig attackiert hatten. Mit dem Ziel, es von innen her zu zerstören, hatte eine Randgruppe von Wissenschaftlern Wolf um Wolf gekidnappt und ihren Verstand gebrochen, ihre Persönlichkeit ausgelöscht.

Hawkes Eltern hatten dabei nicht überlebt.

Tristan, sein starker, hervorragend geschulter Vater, war während einer Routinepatrouille in diesem Sektor spurlos verschwunden. Erst eine Woche später hatte man ihn gefunden, schwer verwundet durch einen vermeintlichen Sturz. Keiner hatte geahnt, dass die Medialen seinen Geist zerstört hatten, bis es längst zu spät gewesen und er im Schnee verblutet war.

Hawkes Mutter Aren, eine begabte Künstlerin, hatte nach Tristans Tod weiterzuleben versucht, doch ihr Herz war in zu viele Einzelteile zersplittert, um wieder zusammengesetzt zu werden. Und so wachte sie eines Morgens einfach nicht mehr aus dem Schlaf auf.

Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass Hawke sich nicht gern hier aufhielt.

Aber auch andere Gefährten mieden diese Region, was ziemlich überraschend war. Sogar der pragmatische ranghohe Soldat Elias hatte sich geschüttelt, als er Alexei vor dessen Aufbruch an diesem Nachmittag begegnet war. »Die Gegend ist mir nicht geheuer«, hatte er gemurmelt. »Kann ein Berg verflucht sein? Dieser kommt mir jedenfalls so vor.«

Die Trauer der Empathin drückte sein Herz zusammen, Nägel durchbohrten seine Lunge. Mit zusammengebissenen Zähnen setzte er seinen Weg fort, ohne sich um den trommelnden Regen oder die Gefahren zu kümmern, die das unwegsame, felsige Gelände barg. Er war ein Wolf. Ein Offizier. Und dies war SnowDancer-Territorium.

Ihr Schmerz steigerte sich zu einem markerschütternden Crescendo … das zunehmend schwächer wurde, als Alexei weiterrannte.

Er stoppte und ging ein Stück zurück, bis ein wimmerndes Schluchzen ihm verriet, dass sie ganz in seiner Nähe sein musste.

Aber er konnte weit und breit niemanden sehen oder wittern. Dank seiner scharfen Augen vermochte er trotz des Regens die Umgebung weithin zu überblicken, zumal er sich oberhalb der Baumgrenze befand. Doch da waren nur Felsbrocken, Schneefelder – hier und da von einem Fleckchen grasbewachsener Erde unterbrochen, das das warme Wetter kürzlich freigelegt hatte – und in einiger Entfernung ein Falke, der auf dem kräftigen Luftstrom segelte.

Es musste ein Gestaltwandler sein; für einen wilden Vogel war er deutlich zu groß.

Aber das machte ihm keine Sorgen. Die WindHaven-Falken hatten dank einer Vereinbarung mit den SnowDancer-Wölfen das Recht, deren Land zu überfliegen. Außerdem hatte der Falke den Luftraum fast schon wieder verlassen, er war inzwischen nur noch als ferner Punkt erkennbar, wohingegen der grausame Schmerz immer präsenter, greifbarer und stärker wurde.

Ihr brach das Herz.

Der Wolf in ihm kratzte an der Haut, bis Alexei seinem Drängen nachgab und die Krallen ausfuhr, bevor er die umliegenden Felsen nach ihr absuchte, für den Fall, dass sie sich dahinter versteckte. Was angesichts der überschaubaren Anzahl und Größe eher unwahrscheinlich schien. Und wie sollte sie überhaupt hierhergelangt sein? Dieses Areal befand sich so tief im Herzen des Reviers, dass höchstens ein Teleporter es unbemerkt so weit hätte schaffen können.

Eine Empathin mit der Fähigkeit, zu teleportieren?

Alexei hatte noch nie von einer solchen Kombination aus geistigen Kräften gehört, was jedoch nicht bedeutete, dass es sie nicht geben konnte. Die Gestaltwandler und die Menschen wussten vieles nicht über die mediale Gattung, die sich mehr als ein Jahrhundert hinter einer Mauer aus kaltem Silentium vom Rest der Welt abgeschottet hatte.

Das Programm hatte sie nicht nur in gefühllose Wesen verwandelt, sondern auch ihre Verbindungen zu jenen gekappt, die nicht im Medialnet verankert waren, dem Netzwerk, das alle Medialen auf dem Planeten miteinander verband, die Abtrünnigen ausgenommen. Über hundert Jahre lang hatten sie sich eisiger Perfektion verschrieben und die anderen Gattungen als minderwertig geschmäht, als primitive, von animalischen Bedürfnissen geleitete Geschöpfe.

Seit einiger Zeit vollzog sich ein Wandel, mit der Folge, dass Alexeis Leitwolf eine gefährliche Kardinalmediale zur Gefährtin genommen hatte und zu Alexeis engsten Kameraden ein ehemaliger Auftragskiller mit telekinetischen Kräften zählte. Aber nicht einmal seine medialen Rudelgefährten und Freunde kannten sämtliche Geheimnisse ihrer Gattung – deren Führungsriege hatte die Wahrheit sogar vor den eigenen Leuten verborgen, zusammen mit Ungeheuern, Serienmördern und Psychopathen.

In Wirklichkeit waren diese von Geburt an gefühllosen Individuen die Einzigen, die tatsächlich von Silentium profitierten.

Wo war sie?

Ein Knurren stieg in seiner Brust auf, als der Wolf die Führung übernahm und seine Sicht optimierte. Einem Beobachter wäre aufgefallen, wie das Grau seiner Augen einem hellen, mit goldenen Splittern durchsetzten Bernstein wich, die schwarzen Pupillen waren klein wie Nadelköpfe.

Ein verblüffender Effekt, zusätzlich verstärkt durch seine Wimpern und Brauen, die viel dunkler waren als sein »sonnengelbes« Haar, wie seine Tante es beschrieb, das auch im nassen Zustand kaum etwas von seinem hellen Glanz einbüßte. Zum Glück übertrug sich die Farbe nicht auf sein Fell, seine Kameraden würden keine Gelegenheit auslassen, Witze über den »gelben Wolf« zu reißen.

Dieser Schmerz, diese Qualen.

Mit zusammengepresstem Kiefer versuchte er, die Witterung irgendeines lebendigen Wesens aufzunehmen. Da waren die Gerüche kleiner Tiere und eines wilden Vogels, sonst nichts. Hier gab es nur vom Regen vollgesogene Vegetation, Schnee und Gestein.

Im trommelnden Regen sprang er über einen mächtigen Felsbrocken und kauerte sich dahinter, fand aber auch hier nichts als einen Berg Schnee, den der Schatten des Findlings vor der Sonne schützte. Abwesend schaute er über seine Schulter nach hinten, als sein Blick auf einen gezackten Spalt in dem Felsen traf. In ihrer Kindheit hatte Alexeis älterer Bruder einmal eine kleine Höhle hinter einer solchen Öffnung entdeckt und zu ihrem Geheimversteck erklärt.

Brodie hatte ihn immer teilhaben lassen, vielleicht, weil er sich dachte, dass sie irgendwann einmal nur noch einander haben würden. Doch dazu war es nie gekommen.

Konnte die Empathin dort drinnen sein?

Mit äußerster Vorsicht überprüfte er diese Möglichkeit, darauf gefasst, dass seine Suche sich als vergeblich erweisen würde, weil er noch immer nicht einmal den Hauch einer Witterung auffing. Seines Wissens war es bis dahin noch niemandem gelungen, die olfaktorische Wahrnehmung eines Gestaltwandlers zu überlisten, sondern höchstens, den eigenen Geruch durch den der Umgebung zu verschleiern. Nur war der Duft von Regen und Feuchtigkeit dafür zu zart.

Viel eher würde der tosende Wind jede mögliche Witterung mit sich fortreißen, bevor er ihn erreichte. Was aufgrund der unmittelbaren Nähe dieser Felsenspalte allerdings ausgeschlossen werden konnte.

Der Durchlass war so schmal, dass er es nur mit Mühe schaffte, sich seitwärts hindurchzuzwängen, ohne die Hoffnung, dahinter auf ein lebendes Wesen zu treffen. Er witterte Kälte und Erde, sonst nichts.

Jeder Wolf würde bestätigen, dass Kälte einen Geruch hatte.

Schneekälte einen anderen als die Kälte von gefrorenem Erdreich, die sich wiederum von dem Geruch einer kalten Nacht unterschied.

Als er sich gerade durch die Öffnung quetschte, platschte von einem Vorsprung am Fels eine Ladung Schnee in sein Gesicht, und er wischte ihn mit einem erbosten Grummeln weg. Im Nu hatten seine Augen sich auf Nachtsicht eingestellt

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