▶ JETZT! Kostenlos lesen Bestseller-Bücher online
  • HOME
  • BUCH
    • Populäres Buch
    • Bücherliste
    • Genre-Liste
  • BLOG
Suche Erweitert
Sign in Sign up
  • HOME
  • BUCH
    • Populäres Buch
    • Bücherliste
    • Genre-Liste
  • BLOG
  • Adult
  • Action
  • Bestseller
  • Romance
  • Fantasy
  • Thrillers
  • Science-fiction

Origin - Dan Brown - Kapitel 89

  1. Home
  2. Origin - Dan Brown
  3. Kapitel 89
Prev
Next

ergriff die Hand seines Vaters und hielt sie fest – zum ersten Mal seit seiner Kindheit. »Alles ist gut, Vater. Schlaf jetzt.«

Der König seufzte zufrieden und schloss die Augen. Schon wenige Sekunden später schnarchte er leise.

Julián erhob sich und löschte das Licht im Zimmer. Bischof Valdespino schaute mit besorgtem Blick vom Flur herein.

»Er schläft«, versicherte ihm Julián. »Ich lasse Sie jetzt mit ihm allein.«

»Danke«, sagte Valdespino und betrat das Zimmer. Im fahlen Mondlicht, das durchs Fenster fiel, wirkte das hagere Gesicht des Bischofs geradezu gespenstisch. »Julián«, flüsterte er, »was Ihr Vater Ihnen heute Nacht anvertraut hat … es war sehr schwer für ihn.«

»Und für Sie auch, das konnte ich spüren.«

Der Bischof nickte. »Vielleicht noch schwerer. Ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl.« Er klopfte Julián freundlich auf die Schulter.

»Ich glaube, ich sollte eher Ihnen danken«, erwiderte der Prinz. »All die Jahre nach dem Tod meiner Mutter … Vater hat nie wieder geheiratet. Ich dachte, er wäre allein.«

»Ihr Vater war nie allein«, sagte Valdespino. »Ebenso wenig wie Sie! Wir beide haben Sie sehr geliebt.« Er lachte traurig in sich hinein. »Es ist merkwürdig – die Heirat Ihrer Eltern war von Anfang bis Ende arrangiert, und obwohl Ihre Mutter ihm wirklich am Herzen lag, glaube ich, dass Ihr Vater nach ihrem Tod – wenn auch vielleicht nur unbewusst – auf gewisse Weise erkannt hat, dass er von nun an zu seinen wahren Gefühlen stehen konnte.«

Er hat nie wieder geheiratet, dachte Julián, weil er bereits jemand anderen liebte.

»Ihr Katholizismus«, sagte er. »Hat Sie das nie in einen … Konflikt gebracht?«

»Doch, sehr«, antwortete der Bischof. »Was das betrifft, ist meine Kirche nicht gerade tolerant. Als junger Mann habe ich es als eine Qual empfunden. Als ich mir meiner ›Inversion‹, wie man es damals nannte, bewusst wurde, war ich verzweifelt. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Eine Nonne hat mich gerettet. Sie zeigte mir, dass die Bibel alle Arten von Liebe gestattet, mit einer Einschränkung – sie hat spirituell und nicht körperlich zu sein. Also konnte ich gemäß meinem Eid den Zölibat einhalten und dennoch Ihren Vater lieben, ohne in den Augen Gottes Schuld auf mich zu laden. Unsere Liebe war rein platonisch und trotzdem erfüllend. Ich habe es abgelehnt, Kardinal zu werden, um in seiner Nähe bleiben zu können.«

In diesem Augenblick erinnerte sich Julián an etwas, was sein Vater ihm vor langer Zeit gesagt hatte.

Liebe stammt aus einem anderen Reich. Wir können sie nicht auf Befehl hervorbringen. Und wir können sie nicht unterdrücken, wenn sie da ist. Wenn es um die Liebe geht, haben wir keine Wahl.

Julián sehnte sich plötzlich von ganzem Herzen nach Ambra.

»Sie wird Sie anrufen«, sagte Valdespino, der ihn genau beobachtete.

Wieder einmal war Julián verblüfft über die unheimliche Fähigkeit des Bischofs, tief in seine Seele zu blicken. »Vielleicht«, entgegnete er. »Sie hat ihren eigenen Kopf.«

»Ja. Einer ihrer Charakterzüge, die Sie besonders an ihr lieben.« Valdespino lächelte. »Das Amt des Königs kann überaus einsam sein. Da kann es sehr helfen, einen starken Partner an der Seite zu haben.«

Julián spürte, dass der Bischof auf sich und seinen Vater anspielte … und gleichzeitig Ambra in diesem Moment seinen Segen gab.

»Heute Nacht, im Tal der Gefallenen«, sagte Julián, »hat mein Vater mich um etwas Ungewöhnliches gebeten. Hat es Sie überrascht?«

»Überhaupt nicht. Er hat Sie darum gebeten, etwas zu tun, was er diesem Land seit vielen Jahren wünscht. Ihm waren politisch die Hände gebunden. Sie gehören einer Generation an, die nicht mehr unmittelbar auf die Franco-Ära folgt. Für Sie ist es möglicherweise einfacher.«

Die Aussicht, vielleicht auf diese Weise seinen Vater zu ehren, bewegte Julián sehr.

Nicht einmal eine Stunde zuvor hatte der König in seinem Rollstuhl in Francos Schrein seine Wünsche geäußert. »Mein Sohn, wenn du König bist, wird man dich täglich mit Petitionen bombardieren, diesen Ort der Schande endlich zu zerstören, ihn mit Dynamit zu sprengen und für immer tief im Berg zu begraben.« Sein Vater hatte ihn aufmerksam angesehen. »Ich bitte dich, gib diesem Druck nicht nach!«

Julián konnte es kaum glauben. Sein Vater hatte die Diktatur Francos von jeher verachtet und diesen Schrein als nationale Schande empfunden.

»Ich weiß, ich habe dir einmal etwas anderes gesagt. Aber diese Basilika zu zerstören würde bedeuten, einen wichtigen Teil unserer Geschichte zu leugnen. Es wäre ein Leichtes, einfach weiterzumachen und sich einzureden, dass es nie mehr einen zweiten Franco geben wird. Aber es könnte jederzeit wieder geschehen – und so wird es auch kommen, wenn wir nicht wachsam sind. Erinnerst du dich an die Worte unseres Landsmannes Jorge Santayana?«

»›Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen‹«, sagte Julián, der das berühmte Zitat noch aus der Schulzeit kannte.

»Ja. Und die Geschichte hat oft genug bewiesen, dass immer wieder Wahnsinnige an die Macht gelangen, indem sie falsch verstandenen Nationalstolz und Intoleranz für ihre Zwecke ausnutzen – selbst dort, wo so etwas vorher undenkbar schien.« Der König beugte sich weiter zu seinem Sohn vor, und seine Stimme wurde noch eindringlicher. »Julián, sehr bald wirst du auf dem Thron dieses wunderschönen Landes sitzen, das eine düstere Zeit hinter sich hat, wie viele andere Staaten auch, das aber nun im Licht der Demokratie, der Toleranz und der Liebe erstrahlt. Aber dieses Licht wird wieder verblassen, wenn wir es nicht nutzen, um den Geist unserer zukünftigen Generationen zu erhellen.«

Der König lächelte, und seine Augen blitzten überraschend lebendig.

»Julián … ich hoffe, dass du die Menschen in unserem großartigen Land davon überzeugen kannst, diese Stätte in etwas zu verwandeln, das mächtiger ist als ein umstrittener Schrein und eine bloße Touristenattraktion. Dieser Komplex … er sollte ein lebendiges Museum sein. Ein pulsierendes Symbol der Toleranz, wo sich Schulkinder im Innern eines Berges versammeln können, um von den Schrecken der Tyrannei zu erfahren, der Grausamkeit und Unterdrückung, damit sie niemals vergessen und leichtfertig werden …«

Er hielt inne. Zum ersten Mal bemerkte Julián die tiefe Erschöpfung seines Vaters; dennoch raffte der König sich ein letztes Mal dazu auf, seinem Sohn jene Dinge mit auf den Weg zu geben, die ihm so sehr am Herzen lagen.

»Dieses Museum«, fuhr er fort, »muss zukünftigen Generationen die wichtigste Lektion vor Augen halten, die uns die Geschichte gelehrt hat … dass Tyrannei und Unterdrückung keine Chance haben gegen Mitgefühl und Barmherzigkeit … dass das fanatische Gebrüll der Despoten übertönt und zum Schweigen gebracht wird vom Chor der Anständigen, die sich erheben, um ihnen entgegenzutreten. Es sind die Stimmen der Toleranz und der Barmherzigkeit, Julián, die hoffentlich eines Tages von diesem Berg aus erschallen.«

Noch immer hallte das Echo dieser Worte in Juliáns Erinnerung wider, selbst jetzt, als er im Krankenzimmer auf seinen im sanften Mondlicht schlafenden Vater hinunterschaute. Es kam ihm vor, als hätte er ihn nie zufriedener gesehen.

Julián hob den Blick zum Bischof und deutete auf den Stuhl neben dem Bett seines Vaters. »Bleiben Sie bitte bei ihm. Das würde ihm sehr gefallen. Ich werde den Schwestern auftragen, Sie nicht zu stören. In einer Stunde bin ich zurück.«

Valdespino schenkte ihm ein Lächeln, trat vor und umarmte ihn herzlich, zum ersten Mal seit Kindertagen, seit Juliáns Firmung. Julián erschrak, als er die knochige Gestalt unter der Robe spürte. Der alte Bischof schien noch schwächer zu sein als der König. Unwillkürlich fragte sich Julián, ob die beiden innigen Freunde vielleicht früher als erwartet im Himmel vereint wären.

»Ich bin sehr stolz auf dich«, sagte Valdespino und entließ Julián aus seiner Umarmung. »Und ich weiß, du wirst ein guter König sein, gütig und mild. Dein Vater hat dich wohl erzogen.«

»Danke«, erwiderte Julián mit einem Lächeln. »Ich glaube, er hatte die beste Hilfe, die man sich nur wünschen kann.«

Julián ließ die beiden alten Freunde allein und ging die leeren Flure des Krankenhauses hinunter. An einem Aussichtsfenster blieb er stehen und blickte auf das hell erleuchtete, prachtvolle Kloster auf dem Hügel.

El Escorial.

Die letzte Ruhestätte der spanischen Könige.

Julián dachte daran, wie er als Kind zusammen mit seinem Vater die königliche Krypta besucht und auf die Reihe der vergoldeten Särge gestarrt hatte, und er erinnerte sich an die seltsame Vorahnung von damals: Ich werde nie hier begraben sein.

Dieser Moment stand ihm so klar und deutlich vor Augen, als wäre es gestern gewesen. Aber auch wenn die Erinnerung daran nie verblasst war, hatte Julián sich eingeredet, sie habe nichts zu bedeuten und sei bloß die Reaktion eines verängstigten Kindes im Angesicht des Todes gewesen. In dieser Nacht jedoch, konfrontiert mit der unmittelbar bevorstehenden Besteigung des spanischen Thrones, kam ihm mit einem Mal ein ganz anderer, überraschender Gedanke.

Vielleicht wusste ich schon als Kind von meiner wahren Bestimmung.

Vielleicht wusste ich schon immer, warum ich König werden würde.

Tiefgreifende Veränderungen fegten über sein Land und die ganze Welt hinweg. Die alten Strukturen zerbrachen, und neue entstanden. Vielleicht war es an der Zeit, die alte Monarchie ein für alle Mal abzuschaffen.

Einen kurzen Augenblick stellte Julián sich vor, wie er eine unerhörte, nie da gewesene Proklamation verlas.

Ich bin der letzte König Spaniens.

Der Gedanke ließ ihn erschauern.

Zum Glück wurde diese Vorstellung vom Vibrieren des Mobiltelefons verscheucht, das Julián sich von der Guardia Real geliehen hatte. Obwohl die Nummer auf dem Display ihm nichts sagte, beschloss er, den Anruf entgegenzunehmen.

»Ja, bitte«, meldete er sich gespannt.

Die Stimme am anderen Ende klang leise und erschöpft. »Julián, ich bin es …«

Der Ansturm der Gefühle war so heftig, dass der Prinz sich auf einen Stuhl sinken ließ und die Augen schloss. »Meine Liebste«, flüsterte er. »Wie soll ich dir nur deutlich machen, wie leid mir alles tut?«

KAPITEL 100

Vor der ehemaligen Kirche in Barcelona, im leichten Nebel des frühen Morgens, drückte Ambra Vidal sich ängstlich das Handy ans Ohr. Es

Prev
Next

SIE KÖNNEN AUCH MÖGEN

Das verlorene Symbol
Das verlorene Symbol
May 12, 2020
Meteor
Meteor
October 14, 2019
Sakrileg – The Da Vinci Code
Sakrileg – The Da Vinci Code
May 12, 2020
Diabolus
Diabolus
October 14, 2019
  • HOME
  • Copyright
  • Privacy Policy
  • DMCA Notice
  • ABOUT US
  • Contact Us

© 2019 Das Urheberrecht liegt beim Autor der Bücher. All rights reserved