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Oblivion - Lichtflüstern - Teil 3

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gibt es auch einen Baumarkt, glaube ich. Die sollten so Zeugs haben, das in den Boden geht.«

»Danke«, murmelte sie und fügte dann hinzu: »Du Idiot.«

Hatte sie mich gerade als Idioten bezeichnet? In welchem Jahrzehnt lebten wir eigentlich? Ich musste lachen. »So etwas ziemt sich aber nicht für eine Dame, KittyCat.«

Sie fuhr herum. »Nenn mich nie wieder so.«

Oh, offenbar hatte ich einen wunden Punkt getroffen. »Ist aber doch freundlicher, als jemanden Idiot zu nennen, oder?« Ich trat vor die Tür. »Vielen Dank für den anregenden Besuch, ich werde noch lange davon zehren.«

Sie ballte die kleinen Hände zu Fäusten. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie gern auf mich losgegangen wäre. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass mir das gefallen hätte. Und ich war mir sehr sicher, dass ich dringend Hilfe brauchte.

»Weißt du, du hast Recht. Wie konnte ich dich nur als Idioten bezeichnen. Idiot ist noch viel zu nett für dich.« Sie lächelte süffisant. »Ein Vollidiot bist du.«

»Ein Vollidiot?« Dieses Mädchen zu mögen fiel nicht schwer. »Wie charmant.«

Sie zeigte mir den Mittelfinger.

Ich lachte abermals und deutete eine Verbeugung an. »Sehr zivilisiert, Kätzchen. Ich bin mir sicher, dass du noch alle möglichen abstrusen Namen und Gesten für mich hättest, aber sie interessieren mich nicht.«

Ihrem Blick nach zu urteilen lag ich richtig. Als sie auf dem Absatz kehrtmachte und davonmarschierte, war ich dennoch ein wenig enttäuscht. Ich wartete, bis sie die Tür des Wagens aufgerissen hatte, um ihr noch etwas hinterherzurufen. Ich war wirklich fies.

»Bis später, Kätzchen!« Ich musste lachen, weil ihr anzusehen war, dass sie mir am liebsten einen gigantischen Arschtritt versetzt hätte.

Mit Schwung zog ich die Haustür hinter mir zu, lehnte mich dagegen und lachte weiter, doch das Lachen verging mir schnell. Einen kurzen Moment lang hatte ich in ihren tiefgründigen grauen Augen neben der Fassungslosigkeit und der Wut noch etwas aufblitzen sehen. Sie war gekränkt. Zu wissen, dass ich ihre Gefühle verletzt hatte, wühlte mich auf.

Was albern war, denn letzte Nacht hatte ich noch über einen Umsiedlungsplan nachgedacht, der Feuer beinhaltete, ohne auch nur ein schlechtes Gewissen zu haben. Doch das war, bevor ich sie von nahem gesehen und sie persönlich kennengelernt hatte. Bevor ich mit ihr gesprochen hatte. Bevor ich in ihre wunderschönen, klugen Augen geschaut hatte.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, war ich nicht überrascht meine Schwester dort mit verschränkten Armen vor dem Fernseher stehen zu sehen. Ihre grünen Augen loderten und der Gesichtsausdruck erinnerte sehr an den des Mädchens – auch sie zog den Arschtritt in Erwägung.

Auf dem Weg zur Couch machte ich einen großen Bogen um sie, und als ich mich darauffallen ließ, fühlte ich mich ein Dutzend Jahre älter als achtzehn. »Du versperrst mir die Sicht.«

»Warum?«, wollte sie wissen.

»Das ist eine verdammt gute Folge.« Ich wusste, dass sie etwas anderes meinte. »Da glaubt ein Typ von einer Schattengestalt heimgesucht zu werden –«

»Deine Schattengestalt ist mir so was von egal, Daemon!« Sie hob ihren schlanken Fuß und stampfte damit immerhin so kraftvoll auf, dass der Wohnzimmertisch schepperte. So viel Wucht hatte ich bei ihr noch nie erlebt. »Warum hast du dich gerade so benommen?«

Ich lehnte mich zurück und beschloss mich dumm zu stellen. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«

Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, dennoch war mir nicht entgangen, dass ihre Pupillen weiß wie Diamanten funkelten. »Es gab keinen Grund, so mit ihr zu reden. Überhaupt keinen. Sie wollte nur nach dem Weg fragen und du hast dich benommen wie der letzte Mistkerl.«

Ich sah Katys klare graue Augen vor mir, verdrängte das Bild jedoch. »Ich bin nun mal ein Mistkerl.«

»Gut, da hast du Recht.« Sie runzelte die Stirn. »Aber so schlimm bist du sonst nicht.«

Schon wieder meldete sich mein Magen. »Wie viel hast du mitbekommen?«

»Alles«, antwortete sie und stampfte noch einmal mit dem Fuß auf, dass der Fernseher wackelte. »Ich habe keine Puppe mit riesigen starren Augen. Ich habe nämlich überhaupt keine Puppe, du Blödmann.«

Meine Mundwinkel zuckten, aber da ich dadurch sofort wieder an Katys verdammt schöne graue Augen denken musste, verging mir das Lachen schnell. »Es geht nicht anders, Dee. Das weißt du.«

»Nein, weiß ich nicht. Ich weiß es nicht und du genauso wenig.«

»Dee –«

»Aber weißt du, was ich weiß?«, unterbrach sie mich. »Mir kam sie wie ein ganz normales Mädchen vor, das hergekommen ist, um nach dem Weg zu fragen. Sie hat sich ganz normal verhalten, aber du warst trotzdem fies zu ihr.«

Noch einmal unter die Nase gerieben zu bekommen, wie beschissen ich mich verhalten hatte, konnte ich wirklich nicht gebrauchen.

»Es gibt keinen Grund, sich so zu benehmen.«

Keinen Grund? War sie verrückt geworden? In Lichtgeschwindigkeit war ich von der Couch aufgesprungen und hatte den Tisch im Bruchteil einer Sekunde umrundet, so dass ich im nächsten Moment direkt vor Dee stand. »Muss ich dich daran erinnern, was mit Dawson passiert ist?«

Doch Dee gab nicht klein bei. Trotzig hob sie das Kinn und ihre Augen blitzten auf. »Nein. Ich kann mich selbst ziemlich genau an alles erinnern, danke.«

»Wenn dem so ist, brauchen wir diese blöde Diskussion eigentlich nicht zu führen und du verstehst sicher, dass wir diesen Menschen so gut wie möglich aus dem Weg gehen müssen.«

»Sie ist bloß ein ganz normales Mädchen«, fauchte Dee und warf die Arme in die Luft. »Mehr nicht, Daemon. Sie ist bloß –«

»Ein Mädchen, das nebenan wohnt. Nicht irgendeine x-beliebige Tussi aus der Schule. Sie wohnt direkt neben uns.« Ich zeigte aus dem Fenster, um die Dramatik zu unterstreichen. »Und das ist verdammt noch mal zu nah an uns und zu nah an der Kolonie. Du weißt doch, was passiert, wenn du versuchst dich mit ihr anzufreunden.«

Sie trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Du kennst sie nicht mal und bist auch kein Hellseher. Was macht dich überhaupt so sicher, dass ich mich mit ihr anfreunde?«

Ich sah sie erstaunt an. »Meinst du das jetzt ernst? Wirst du etwa nicht versuchen ihre allerbeste Freundin zu werden, sobald du aus dem Haus gehst?«

Sie presste die Lippen aufeinander.

»Du hast zwar noch nicht mal mit ihr geredet, aber fragst dich wahrscheinlich insgeheim schon, ob es Freundschaftsbänder auch online zu kaufen gibt.«

»Im Netz findet man alles«, murmelte sie. »Das sollte kein Problem sein.«

Ich verdrehte die Augen. Ich hatte genug von diesem Gespräch, und von der nervigen neuen Nachbarin auch. »Du musst dich von ihr fernhalten«, wiederholte ich noch einmal, bevor ich mich umdrehte, zur Couch zurückging und mich wieder darauf niederließ.

Dee rührte sich nicht vom Fleck. »Ich bin nicht Dawson. Wann kapierst du das endlich?«

»Das weiß ich.« Und um meinem Ruf als Schweinehund gerecht zu werden, setzte ich noch einen drauf. »Bei dir ist das Risiko noch viel größer als bei ihm.«

Sie schnappte nach Luft und stellte sich kerzengerade hin. Die Arme hingen seitlich herab. »Das … das ging jetzt echt unter die Gürtellinie.«

Sie hatte Recht. Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und senkte den Kopf. Sie hatte wirklich Recht.

Dee seufzte kopfschüttelnd. »Manchmal bist du echt fies.«

Ich hielt den Kopf gesenkt. »Das ist ja wohl nichts Neues.«

Sie wandte sich ab und stakste in die Küche, von wo sie wenige Sekunden später mit Portemonnaie und Autoschlüssel zurückkehrte. Wortlos ging sie an mir vorbei.

»Wohin willst du?«, fragte ich sie.

»Einkaufen.«

»O Mann«, murmelte ich und überlegte, gegen wie viele menschliche Gesetze ich wohl verstoßen würde, wenn ich meine Schwester in einen Schrank sperrte.

»Der Kühlschrank ist leer. Du hast alles weggefuttert.« Und schon war sie aus der Tür.

Ich lehnte mich auf der Couch zurück und stöhnte. Gut zu wissen, dass alles, was ich gesagt hatte, bei ihr zu einem Ohr reinund zum anderen wieder rausgegangen war. Warum regte ich mich überhaupt darüber auf? Dee ließ sich sowieso nicht aufhalten. Ich schloss die Augen.

Sofort lief das Gespräch mit meiner neuen Nachbarin noch einmal in meinem Kopf ab, und ja, ich war wirklich fies zu ihr gewesen.

Doch es war das Beste so. Wirklich. Sollte sie mich doch hassen – ja, sie sollte mich hassen. Dann würde sie sich hoffentlich von uns fernhalten und die Sache wäre erledigt. Anders durfte es nicht sein, denn dieses Mädchen bedeutete Ärger. In ein winziges Paket verpackter Ärger, mitsamt fetter Schleife.

Und was noch schlimmer war, genau die Sorte Ärger, die ich mochte.

Kapitel 3

Dee brauchte wirklich nur einige Stunden, um alles, was ich ihr gesagt hatte, zum Fenster rauszuwerfen und mit ihrem VW plattzurollen. Als ich sie mit Tüten beladen und einem breiten Lächeln im Gesicht vom Einkaufen zurückkommen sah, wusste ich, dass sie unsere Nachbarin getroffen hatte.

Ich sprach sie darauf an, doch sie weigerte sich mir zu sagen, was sie vorhatte, und flatterte stattdessen die ganze Zeit um mich herum wie ein Kolibri, bevor sie kurz nach ein Uhr wieder verschwand. Als der gute große Bruder, der ich war – fünf Minuten älter als sie –, eilte ich zum Fenster, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Doch Dee ging nicht zu ihrem Auto. Nein, sie begab sich direkt nach nebenan. Nicht dass mich das wirklich überraschte. Ob sie auf der Veranda blieb oder sogar in das Haus des Mädchens ging, konnte ich nicht erkennen. Es war schwer genug, sie auf der Schule im Auge zu behalten, und jetzt das?

Als Dee schließlich irgendwann wieder zurückkam, ging sie mir aus dem Weg, was mir ganz recht war. Ich war mir nicht sicher, ob ich sonst nicht doch angefangen hätte sie anzuschreien. Und auch wenn ich zugeben musste, dass ich ein Eins-a-Arschloch war, verlor ich meiner Schwester gegenüber nicht gern die Kontrolle.

Am Abend gelang es mir, in meinen Wagen zu steigen und loszufahren, ohne auch nur ein einziges Mal in die Richtung des verdammten Hauses zu blicken. Auf halbem Weg in die Stadt rief ich Andrew an, Adams Zwillingsbruder und derjenige der beiden Thompson-Brüder, der eher meinem Temperament und meiner Persönlichkeit entsprach. Mit anderen Worten, wir waren beide verdammte Hitzköpfe.

Wir verabredeten uns im Smoke Hole Diner, einem Restaurant unweit der Seneca Rocks – einer nahe gelegenen Bergkette, die Beta-Quarz enthielt, ein Mineral, das uns faszinierenderweise vor den Arum abschirmen konnte, unseren einzigen wahren Feinden. Doch selbst wenn der Beta-Quarz uns abschirmen konnte, wusste ein Arum, dass ein Lux in der Nähe sein musste, sobald er einen Menschen mit einer Lichtspur sah.

Ich suchte mir einen Platz im hinteren Teil des Restaurants, in der Nähe des riesigen Kamins, der im Winter immer brannte. Die Einrichtung des Lokals war ziemlich urig. In den Rand der Tische waren beispielsweise Steine eingearbeitet. Mir gefiel die rustikale Atmosphäre.

Andrew war groß und blond und alle Mädchen drehten sich nach ihm um, als er das Lokal betrat und den Gang zwischen den Tischen herabschlenderte.

Bei mir war es allerdings genauso gewesen.

Das klingt jetzt vielleicht ziemlich arrogant – na ja, so war ich halt –, aber es entsprach eben auch der Wahrheit. Die Mischung aus menschlicher und Lux-DNA führte dazu, dass wir mit unserem Aussehen mehr als gesegnet waren, zumal wir selbst aktiv dabei hatten mitentscheiden können. Und wer würde sich nicht für den heißesten Look entscheiden, wenn man frei wählen durfte? Die grünen Augen lagen bei uns in der Familie und mein Haar lockte sich ein wenig zu stark an den Enden, ob ich wollte oder nicht, aber der eins neunzig Meter große Körper und das Filmstar-Aussehen passten einfach zu jemandem mit meiner Persönlichkeit.

Andrew ließ sich mir gegenüber nieder und hob zum Gruß das Kinn. Seine Augen waren leuchtend blau, genau wie Adams und Ashs. »Kleine Warnung«, verkündete er. »Ash weiß, dass ich dich hier treffe. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie auftaucht.«

Na super.

Aus Respekt vor ihr und ihrem mir gegenübersitzenden Bruder verzog ich keine Miene, auch wenn ich im Moment wirklich keine Lust hatte, ausgerechnet ihr zu begegnen. »Ich habe gehört, dass sie in letzter Zeit nicht besonders zufrieden mit mir war, deshalb würde es mich schon überraschen, wenn sie hier erscheinen würde.«

Er grinste. »Du wärst überrascht? Wirklich? Du kennst Ash doch lange genug. Sie liebt Konfrontationen.«

Das stimmte allerdings.

»Genau wie du«, fügte Andrew hinzu und lächelte, als ich eine Augenbraue hob. »Ich habe keine Ahnung, was da zwischen euch läuft.«

»Und ich muss das nicht unbedingt mit dir besprechen, Oprah Winfrey.« Abgesehen von der Tatsache, dass sie Geschwister waren, fand ich das Ganze ehrlich gesagt auch schwer in Worte zu fassen. Ich mochte Ash. Ja, sie bedeutete mir wirklich etwas, doch die Erwartungshaltung unserer Leute, die uns wie selbstverständlich früher oder später als Paar sahen, schreckte mich ab. Alles Vorhersehbare war nichts für mich.

Andrew ging nicht darauf ein. »Aber du weißt, was von uns erwartet wird.« Er sprach jetzt leiser und sah mich eindringlich an. Eine der Kellnerinnen hier war eine Lux, 99 Prozent der Leute um uns herum aber waren Menschen. »Es gibt nicht so viele in unserem Alter und du weißt, was Ethan will –«

»Wenn mir einer egal ist, dann Ethan.« Meine Stimme war vollkommen ruhig, doch Andrew erstarrte. Nichts nervte mich mehr als der Lux-Ältere, der sich Ethan nannte. »Oder was irgendjemand von denen von mir erwartet.«

Andrews Mundwinkel hob sich. »Dir ist heute anscheinend eine Laus sehr ungünstig über die Leber gelaufen.«

Ja, auch wenn es sich bei der Laus eher um ein größeres und flauschigeres Tier gehandelt hatte.

»Also, was ist los?« Er ließ nicht locker. »Du siehst aus, als ob du entweder einen Bärenhunger hast oder am liebsten jemanden umbringen würdest.«

Kopfschüttelnd legte ich den Arm auf die Begrenzung der Nische hinter mir. Die Thompsons wussten offenbar nichts von dem Mädchen, das neben uns eingezogen war, und aus irgendeinem Grund wollte ich, dass es so lange wie möglich so blieb. Nicht weil es mir irgendwie wichtig war, aber sobald sie von dem Mädchen Wind bekamen, würden sie sich nur noch über sie auslassen.

Und ich war schon genervt genug für uns alle zusammen.

Nach dem Essen machte ich mich direkt auf den Weg zurück nach Hause. Andrews Sarkasmus hatte meine Laune ein wenig gehoben, aber als ich in unsere Einfahrt bog, war meine Stimmung schon wieder im Keller.

Heute waren die Thompsons mit der Patrouille an der Reihe, doch ich war zu rastlos, um drinnen zu bleiben. Unsere Familien gehörten zu den stärksten Lux, deshalb plante die Kolonie bereits Ashs und meine Vermählung. Und aus diesem Grund übernahmen wir auch die meisten Patrouillen und bildeten neue Rekruten aus.

Ich verbrachte die halbe Nacht draußen, fand aber nichts, um meinen wachsenden Frust abzureagieren. Wachsend? Von wegen. Es war eher ein steter Zorn, der mich nicht mehr verlassen hatte, seit Dawson … seit er gestorben war. Nur wenige Dinge konnten ihn lindern. Manchmal, wenn ich mit Ash zusammen war, doch die Ruhe war immer nur von kurzer Dauer und niemals war es all die Umstände wert, die damit verbunden waren.

Gegen drei Uhr morgens fiel ich schließlich todmüde ins Bett und wachte erst viel zu spät wieder auf. Es war fast elf Uhr und nach wie vor pulsierte die aufgestaute Energie in meinen Adern. Ich schleppte mich aus dem Bett, putzte mir die Zähne und stieg in Jogginghose und Turnschuhe.

Dee war bereits fort, als ich das Haus verließ und in den schwülen Sommertag hinaustrat. Allerdings stand ihr Auto in der Einfahrt, während das des Mädchens fehlte. Sie waren gemeinsam unterwegs. Natürlich. Ich stand kurz vor einem Herzinfarkt, so wütend war ich.

Falls ich überhaupt einen Herzinfarkt erleiden konnte.

Ich hastete die Stufen der Veranda hinab und die Einfahrt entlang. Unten angelangt überquerte ich die Straße und rannte in den Wald. Ich versuchte mich in menschlichem Tempo zu bewegen und so viel Energie wie möglich zu verbrennen, um den Kopf freizubekommen. Ich wollte an nichts denken. Nicht an die Arum. Nicht an das VM. Nicht an irgendwelche Erwartungen. Nicht an Dee. Und nicht an Dawson.

Und auch nicht an das Mädchen von nebenan.

Der Schweiß lief mir über den Oberkörper und meine Haare wurden feucht. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als ich endlich ein Brennen in den Muskeln spürte und ich mich auf den Weg nach Hause machte. Als ich die Einfahrt wieder erreichte, war ich so hungrig, dass ich ein ganzes Rind hätte vertilgen können.

Die Einfahrt meiner neuen Nachbarn war jetzt nicht mehr leer. Ihr Auto stand wieder da.

Ich hörte auf zu rennen und entdeckte beim Gehen mehrere Säcke hinter dem Kofferraum. Stirnrunzelnd wischte ich mir die Haare aus der Stirn. »Was zum Teufel?«

Es waren Säcke mit Mulch und Erde – verdammt schwere Säcke mit Mulch und Erde.

Ich blieb stehen und blickte mit zusammengekniffenen Augen in Richtung des Hauses. Ach ja, Pflanzen für das Beet, das aussah wie aus einem Horrorfilm. War das Dees Ernst? Ich musste lachen. Dee wollte ihr mit dem Beet helfen? Das war einfach zum Totlachen. Dee konnte Kunstrasen nicht von echtem unterscheiden und Dreck unter den Nägeln war ihr ein Graus.

Ich ging an dem Wagen vorbei und blieb dann abermals stehen. Kopfschüttelnd blickte ich in den Himmel und musste laut über mich selbst lachen. Mein Gott, wie erbärmlich. Ich hielt mich für wer weiß wie cool und konnte anscheinend nicht einmal an einem schweren Karton oder Sack vorbeigehen, ohne dass ich dem Mädchen gleich wieder helfen musste. Ich machte auf dem Absatz kehrt und schnappte mir die Säcke. Unwillkürlich entwich mir ein Stöhnen, weil sie wirklich schwer waren. Dann brachte ich sie jedoch unglaublich zügig zu dem vollkommen zugewucherten Blumenbeet, wo ich

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