Oblivion - Lichtflüstern - Teil 1
Dieses Buch ist für alle Daemon-Black-Fans,
die mehr von ihm wollten.
Ich hoffe, ihr habt Spaß daran!
Kapitel 1
Lautlos und viel zu schnell für das menschliche Auge bewegte ich mich in meiner wahren Erscheinungsform zwischen den Bäumen hindurch, jagte über das dichte Gras und die feuchten, mit Moos bewachsenen Steine. Ich war nicht mehr als ein Lichtstreifen im Wald. Ein Alien zu sein, der von einem dreizehn Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernten Planeten stammt, war schon ziemlich genial.
Locker überholte ich eins dieser albernen Energiesparautos, das auf der Straße in Richtung meines Hauses unterwegs war.
Wie zum Teufel konnte so eine Karre einen so großen Anhänger ziehen?
Nicht dass es wichtig gewesen wäre.
Ich wurde langsamer und verwandelte mich in meine menschliche Erscheinungsform, hielt mich aber im Schutz der großen Eichen, während das Auto an dem leer stehenden Haus am Anfang unserer Straße vorbeirollte und dann vor dem Haus neben meinem stehen blieb.
»Shit, Nachbarn«, murmelte ich, als auch schon die Fahrertür geöffnet wurde und eine Frau mittleren Alters ausstieg. Gleich darauf steckte sie den Kopf noch einmal in den Wagen hinein und sprach mit jemandem, der offenbar noch drinnen saß.
Dann lachte sie und rief: »Nun komm schon raus.«
Wer auch immer bei ihr war, gehorchte nicht. Irgendwann schloss die Frau dennoch die Autotür, lief schwungvoll die Stufen zur Veranda hinauf und machte sich daran, die Eingangstür zu öffnen.
Wie war das möglich? Dieses Haus sollte leer bleiben – kein Mensch sollte hier leben. Diese Straße war das Tor zu der Lux-Kolonie am Fuß der Seneca Rocks und diesen Schwachköpfen konnte es doch nicht entgangen sein, dass das Haus zum Verkauf stand.
Das konnte einfach nicht sein.
Meine Haut prickelte und knisterte vor Energie und es fiel mir schwer, mich nicht in meine wahre Erscheinungsform zurückzuverwandeln. Ich war megagenervt. Unser Haus war der einzige Ort, an dem ich – wir – wir selbst sein konnten, ohne ständig befürchten zu müssen entlarvt zu werden. Und das wussten diese Schweine vom Verteidigungsministerium, dem verdammten VM, ganz genau.
Ich ballte die Hände zu Fäusten.
Vaughn und Lane, meine beiden persönlichen, von der Regierung zur Verfügung gestellten Babysitter, mussten es gewusst haben. Doch offenbar war es ihnen verdammt noch mal entfallen, als sie uns letzte Woche ihren Kontrollbesuch abgestattet hatten.
Die Beifahrertür des Toyota Prius öffnete sich einen Spaltbreit, was meinen Blick sofort in diese Richtung lenkte. Zuerst konnte ich nicht erkennen, wer da ausstieg, doch dann ging die Person vorn um den Wagen herum und trat in mein Sichtfeld.
»O Shit«, fluchte ich noch einmal leise.
Ein Mädchen.
Ich schätzte, dass sie ungefähr in meinem Alter war, vielleicht ein Jahr jünger. Sie drehte sich jetzt langsam im Kreis und ließ den Blick über den Wald schweifen, der sich in die Grundstücke der beiden Häuser hineindrängte. Dabei wirkte sie, als rechnete sie damit, im nächsten Moment von einem tollwütigen Berglöwen angefallen zu werden.
Zögerlich näherte sie sich der Veranda, als sei sie sich immer noch nicht sicher, ob sie das Haus wirklich betreten wolle. Die Frau, von der ich annahm, dass sie ihre Mutter war, hatte die Haustür offen gelassen. Vor den Stufen blieb das Mädchen stehen.
Während ich lautlos weiter zwischen den Bäumen hindurchglitt, musterte ich sie. Sie war durchschnittlich groß. Eigentlich schien alles an ihr durchschnittlich zu sein – ihr braunes, locker zusammengebundenes Haar, das blasse, rundliche Gesicht; ihr Gewicht – sie war eindeutig nicht so hässlich dürr wie viele andere Mädchen – und ihre … okay. Nicht alles an ihr war durchschnittlich. Mein Blick blieb an ihren Beinen hängen.
Die Beine hatten es verdammt noch mal in sich.
Sie drehte sich um und blickte mit unter der Brust verschränkten Armen in den Wald.
Gut. Dieser Bereich war ebenfalls auf keinen Fall durchschnittlich.
Noch einmal ließ sie den Blick über die Baumreihen schweifen und hielt dann inne, genau dort, wo ich stand. Unwillkürlich öffneten sich meine Hände, ich rührte mich aber nicht vom Fleck, vergaß sogar zu atmen. Sie starrte mich direkt an.
Dabei war ich im Schatten der Bäume verborgen und sie konnte mich gar nicht sehen.
Einige Sekunden vergingen, bevor sie die Arme sinken ließ, sich wieder zurückdrehte und langsam ins Haus ging. Die Tür ließ sie sperrangelweit offen stehen.
»Mom?«
Als ich ihre Stimme hörte, legte ich den Kopf schief. Sie war … durchschnittlich. Kein hörbarer Dialekt oder irgendein Hinweis darauf, wo sie herkam.
Von wo auch immer, offenbar hatte man dort keinen Sinn für persönliche Sicherheit, denn keiner der beiden dachte daran, die Tür hinter sich zu schließen. Allerdings wähnten sich in dieser Gegend die meisten Menschen in Sicherheit. Der Ort Ketterman, der kurz vor Petersburg in West Virginia lag, war offiziell gar kein richtiger Ort. Und die Polizei verbrachte mehr Zeit damit, freilaufendem Vieh hinterherzujagen und Partys auf irgendwelchen Feldern aufzulösen, als mit richtigen Verbrechen.
Obwohl hier unglücklicherweise ziemlich viele Menschen abhandenkamen.
Das Grinsen schwand aus meinem Gesicht, als mir Dawson in den Sinn kam. Nicht nur Menschen …
Wenn ich an meinen Bruder dachte, kochte sofort Wut in mir hoch und brodelte wie Lava kurz vor dem Vulkanausbruch. Er war fort – tot, wegen eines Mädchens aus der Welt der Menschen. Und jetzt tauchte hier schon wieder so eine auf und zog auch noch direkt nebenan ein.
Wir mussten … so tun, als wären wir Menschen, uns ihnen anpassen und uns sogar benehmen wie sie, aber ihnen näherzukommen endete immer in einer Katastrophe.
Damit, dass jemand vermisst oder tot war.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich dort gestanden und auf das Haus gestarrt hatte, doch plötzlich erschien das Mädchen erneut. Aus den Gedanken gerissen richtete ich mich auf und beobachtete, wie sie zu dem Anhänger ging. Sie zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Metalltür.
Oder vielmehr versuchte sie es.
Wieder und wieder.
Erst hatte sie Probleme mit dem Schloss und dann noch eine gefühlte Ewigkeit mit dem Hebel. Ihre Wangen glühten, die Lippen waren zusammengepresst. Sie schien kurz davor, dem Teil einen Tritt zu verpassen. O Mann, wie lange konnte ein Mensch brauchen, um die Tür eines Anhängers zu öffnen? Sie machte einen Marathon daraus. Ich war kurz davor, zu ihr zu gehen, mich vorzustellen und die verdammte Tür selbst zu öffnen.
Doch schließlich, nach endlos langer Zeit, gelang es ihr. Sie zog eine Rampe aus der Ladefläche hervor und verschwand im Anhänger, aus dem sie kurze Zeit später mit einem Karton zurückkehrte. Ich beobachtete, wie sie ihn ins Haus trug und danach wieder herauskam, abermals die Rampe hinaufging und sie kurze Zeit später hinunterstolperte. Der Karton, den sie jetzt trug, wog ihrem angestrengten Gesicht nach zu urteilen offenbar mehr als sie selbst.
Sie schleppte ihn um den Anhänger herum und selbst von meinem Standort aus konnte ich erkennen, dass ihre Arme zitterten. Genervt von … allem schloss ich die Augen. Sie hatte die Verandastufen erreicht, aber ich wusste, dass sie es mit dem Karton niemals bis nach oben schaffen würde, ohne zu stürzen und sich möglicherweise das Genick zu brechen.
Ich runzelte die Stirn.
Wenn sie sich das Genick bräche, wäre zumindest das »Neue Nachbarn«-Problem gelöst.
Es gelang ihr, einen Fuß auf die unterste Stufe zu stellen, doch dann schwankte sie. Noch wäre ein Sturz nicht dramatisch. Sie schaffte eine weitere Stufe und ich merkte, wie mein Magen zu knurren begann. Mann, war ich hungrig, obwohl ich vor ungefähr einer Stunde ein Dutzend Pfannkuchen gegessen hatte.
Sie hatte die Treppe fast geschafft und ich musste zugeben, dass sie sich nicht das Genick brechen würde, wenn sie jetzt fiele. Aber einen Arm vielleicht? Höchstens ein Bein. Als sie einen Fuß auf die letzte Stufe setzte und dann langsam den anderen hob, war ich zähneknirschend beeindruckt von ihrem eisernen Willen, den Karton ganz allein ins Haus zu schleppen. Doch oben angekommen wackelte sie gefährlich und unwillkürlich stieß ich leise eine ziemlich lange Liste an obszönen Flüchen aus, während ich bereits die Hand hob.
Ich richtete den Blick auf den Karton in ihren Armen und rief die Quelle auf. Dann konzentrierte ich mich darauf, ihn nur ein winziges bisschen anzuheben und ihr damit die Hauptlast abzunehmen. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt sie auf der Veranda inne, als hätte sie den Unterschied bemerkt, bevor sie kopfschüttelnd im Haus verschwand.
Langsam ließ ich die Hand sinken und war leicht schockiert über das, was ich getan hatte. Sie würde zwar niemals darauf kommen, dass irgendein im Wald stehender Typ dafür verantwortlich war, trotzdem war es eine ziemlich idiotische Aktion gewesen.
Das Risiko, sich zu entlarven, bestand immer, wenn man sich der Quelle bediente, ganz egal wie unbedeutend der Anlass auch sein mochte.
Mit von der Arbeit erhitztem Gesicht erschien sie erneut auf der Veranda und wischte sich die Hände an ihren Jeans-Shorts ab, bevor sie sich wieder auf den Weg zum Anhänger machte. Sie schleppte einen weiteren viel zu schweren Karton heraus, so dass sich mir langsam die Frage aufdrängte, was die Mutter eigentlich die ganze Zeit machte.
Die Knie des Mädchens drohten einzuknicken und in dem Karton schepperte es. Glas.
Und weil ich nicht anders konnte, als mich zum größten Idioten der Welt zu machen, stand ich dort draußen zwischen den Bäumen, während mein Magen in Motorenlautstärke rumorte, und half ihr, einen Karton nach dem anderen hineinzutragen, ohne dass sie es bemerkte.
Nachdem sie/wir den letzten Karton ins Haus befördert hatte/n, war ich total fertig, am Verhungern und ziemlich sicher, die Quelle so oft aufgerufen zu haben, dass man überprüfen sollte, ob ich noch ganz richtig im Kopf war. Ich schleppte mich die Stufen zu meinem eigenen Haus hinauf und verschwand leise darin. Meine Schwester war nicht da und ich zu erschöpft, um zu kochen, deshalb kippte ich trotz meines Hungers nur ungefähr zwei Liter Milch in mich hinein und ließ mich dann auf die Couch fallen.
Mein letzter Gedanke galt der nervigen neuen Nachbarin und meinem grandiosen und total wasserdichten Plan, sie nie mehr wiederzusehen.
Es war Nacht geworden und dichte, dunkle Wolken hatten sich vor die Sterne und den Mond geschoben und auch das letzte bisschen Licht aufgesogen. Niemand konnte mich sehen. Was wahrscheinlich gut war.
Besonders wenn man bedachte, dass ich vor dem ehemals leeren Haus stand wie ein Stalker in einer Reality-Crime-Show – und das nicht zum ersten Mal. So viel zu dem Plan, das Mädchen von nebenan nie mehr wiederzusehen.
In letzter Zeit war es zu einer beunruhigenden Gewohnheit geworden. Ich versuchte mir selbst einzureden, dass es notwendig sei. Ich musste mehr über sie herausfinden, bevor meine Zwillingsschwester Dee Wind von ihr bekäme und beschließen würde sich mit ihr anzufreunden. Dee war die Einzige, die mir auf dieser Welt noch geblieben war, und ich würde alles tun, um sie zu beschützen.
Ich blickte zu meinem Haus hinüber und schnaubte genervt. Wäre es sehr schlecht von mir, wenn ich, tja, dieses beschissene Nachbarhaus einfach niederbrennen würde? Natürlich würde ich darauf achten, dass den … den Menschen darin nichts passieren würde. So schlimm war ich nun auch wieder nicht. Aber mit dem Haus würde eben auch das Problem verschwinden.
Es erschien mir ganz einfach.
Ein neues Problem konnte ich nämlich überhaupt nicht gebrauchen – das konnte niemand von uns.
In einem der Schlafzimmer im oberen Stockwerk brannte noch Licht, obwohl es schon spät war. Es war ihr Zimmer. Vor ein paar Minuten hatte ich ihre Silhouette am Fenster gesehen – leider vollständig bekleidet.
Die Enttäuschung darüber hob meinen Status als Stalker auf eine ganz neue Ebene.
Das Mädchen war ein Problem, und zwar ein großes, aber gleichzeitig war ich eben ein Mann, mit allem, was dazugehörte, und das überlagerte manchmal alles andere.
Eine Nachbarin zu haben, die auch noch so alt war wie wir, das war einfach zu riskant. Sie war erst seit zwei Tagen hier, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Dee sie sehen würde. Sie hatte mich bereits einige Male gefragt, ob ich die Leute, die nebenan eingezogen waren, gesehen hätte, ob ich wüsste, wer sie waren. Ich hatte nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass es sich wahrscheinlich um ein altes Ehepaar handele, das sich auf dem Land zur Ruhe setzen wollte. Doch ich wusste, dass sich Dees Neugier damit nicht lange bremsen lassen würde.
»Daemon«, rief eine leise Stimme aus der Dunkelheit unserer Veranda.
Wenn man vom Teufel spricht …
»Was um alles in der Welt machst du hier draußen?«, wollte sie wissen.
Überlegen, ob ein Haus niederzubrennen eine vernünftige Reaktion auf neue Nachbarn ist?
Den Gedanken behielt ich lieber für mich.
Seufzend drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zu ihr. Kies knirschte unter meinen Schuhen. Dee lehnte am Geländer und betrachtete aufmerksam das Nachbarhaus, während eine leichte Brise durch ihr langes dunkles Haar fuhr.
Es fiel mir unendlich schwer, mich Dee in normalem Tempo – und nicht in Lichtgeschwindigkeit – zu nähern. Solange wir zu Hause waren, versuchte ich es sonst nicht mal, aber mit den neuen Nachbarn musste ich mir angewöhnen … tja, menschlich zu erscheinen.
»Ich war draußen auf Patrouille.« Ich lehnte mich mit dem Rücken zum Nachbarhaus ans Geländer und tat so, als würde es gar nicht existieren.
Dee sah mich stirnrunzelnd an. An ihren Augen, die genauso grün leuchteten wie meine, war zu erkennen, wie skeptisch sie war. »Das sah aber nicht so aus.«
»Nein?« Ich verschränkte die Arme.
»Nein.« Sie blickte über meine Schulter hinweg. »Es sah eher danach aus, als hättest du das Nachbarhaus beobachtet.«
»Kann sein.«
Sie sah mich noch skeptischer an. »Es ist also jemand dort eingezogen?«
Dee war die letzten Tage bei den Thompsons gewesen, was ein Glück war, selbst wenn mich die Vorstellung, dass sie die Nacht mit einem gleichaltrigen Alien, Adam, verbracht hatte, auch nicht gerade ruhig schlafen ließ. Aber es hatte gut gepasst. Sie hatte keine Ahnung, wer nebenan eingezogen war, und ich wusste, wenn sie ein Mädchen in ihrem Alter sähe, würde sie sich auf es stürzen wie auf einen ausgesetzten Welpen.
Als ich nicht antwortete, seufzte sie schwer. »Okay. Soll ich raten?«
»Ja, nebenan sind Leute eingezogen.«
Mit großen Augen beugte sie sich über das Geländer und musterte das Haus so intensiv, als glaubte sie durch Wände sehen zu können. Auch wenn wir über ziemlich coole Fähigkeiten verfügten, ein Röntgenblick gehörte nicht dazu. »Oha, es sind keine Lux. Es sind Menschen.«
Sie hätte sie gespürt, wenn sie unserer Spezies angehört hätten. »Definitiv Menschen.«
Sie schüttelte kurz den Kopf. »Aber warum? Wissen sie etwa von uns?«
Ich musste daran denken, wie sich das Mädchen mit den Kartons abgemüht hatte. »Ich glaube nicht.«
»Das ist aber seltsam. Warum lässt das VM zu, dass sie hier einziehen?«, fragte sie, fügte aber sofort hinzu. »Egal. Hauptsache, sie sind nett.«
Ich schloss die Augen. Mir war klar, dass Dee kein Problem damit hatte, nicht einmal nach dem, was mit Dawson passiert war. Ihr war nur wichtig, dass sie nett waren. Ihr kam nicht einmal für eine Sekunde in den Sinn, wie gefährlich es für uns werden konnte, Menschen so nah um uns herum zu haben. Meiner Schwester doch nicht. Für sie bestand die Welt nur aus regenbogenkotzenden Einhörnern.
»Hast du gesehen, wer sie sind?«, fragte sie aufgeregt weiter.
»Nein«, log ich und öffnete die Augen.
Mit zusammengepressten Lippen trat sie vom Geländer zurück, klatschte in die Hände und wandte sich mir zu. Wir waren fast gleich groß und ich sah in ihren glitzernden Augen, wie sehr sie sich freute. »Hoffentlich ist ein cooler Typ dabei.«
Unwillkürlich biss ich die Zähne zusammen.
Sie kicherte. »Oder vielleicht ein Mädchen in meinem Alter. Das wäre auch super.«
O Mann.
»Es würde den Sommer so viel besser machen, besonders seit Ash so, du weißt schon, geworden ist«, plapperte sie weiter.
»Nein, ich weiß gar nichts.«
Sie verdrehte die Augen. »Jetzt tu mal nicht so, du Idiot. Du weißt genau, warum sie im Moment so anhänglich wie ein Welpe ist. Sie ist davon ausgegangen, dass ihr beide den ganzen Sommer –«
»Rummachen würdet?«, beendete ich den Satz für sie.
»Bäh, hör auf! Das meinte ich nicht.« Sie schüttelte sich und ich konnte mein Grinsen kaum verbergen, während ich mich fragte, ob Ash ihr gegenüber zugegeben hatte, dass wir es sehr wohl noch taten. Wenn auch schon länger nicht mehr. Und auch nicht oft. Aber es ist vorgekommen. »Sie hat sich darüber beschwert, dass ihr nicht zusammen irgendwo hinfahrt, was du ihr anscheinend versprochen hast.«
Ich hatte keine Ahnung, wovon Dee sprach.
»Ist ja auch egal, auf jeden Fall hoffe ich, dass unsere neuen Nachbarn nett sind.« Dees Gedanken waren wie ein Hamster in seinem Rad. »Vielleicht schau ich mal bei ihnen vorbei und –«
»Das kannst du vergessen, Dee. Du hast keinen Schimmer, wer oder wie sie sind. Halt dich von ihnen fern.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Und wie sollen wir herausfinden, was es für Leute sind, wenn wir uns die ganze Zeit von ihnen fernhalten?«
»Ich werde mich darum kümmern.«
»Deinem Urteil über Menschen traue ich allerdings nicht besonders.« Sie wirkte jetzt nicht mehr skeptisch, sondern eher stinksauer.
»Und ich traue deinem nicht. Genauso wie ich Dawsons nie getraut habe.«
Dee trat einen Schritt zurück und holte tief Luft. Ihre Züge wurden wieder weicher. »Okay, das stimmt. Ich verstehe, warum –«
»Lass uns das Thema jetzt nicht weiter auswalzen. Nicht heute Abend«, sagte ich und fuhr mir seufzend mit den Fingern durchs Haar, so dass die Spitzen hochstanden. Ich musste es dringend schneiden lassen. »Es ist spät und ich muss noch eine Runde drehen, bevor ich endgültig Schluss mache.«
»Noch eine Runde?« Sie sprach jetzt sehr leise. »Glaubst du, dass … Arum in der Nähe sind?«
Ich schüttelte den