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Die Jakobsbücher - Teil 1

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Olga Tokarczuk

Die Jakobsbücher

oder

Eine grosse Reise über sieben Grenzen,

durch fünf Sprachen

und drei grosse Religionen,

die kleinen nicht mitgerechnet.

Eine Reise, erzählt von den Toten

und von der Autorin ergänzt

mit der Methode der Konjektur,

aus mancherlei Büchern geschöpft

und bereichert durch die Imagination,

die größte natürliche Gabe des Menschen.

Den Klugen zum Gedächtnis,

den Landsleuten zur Besinnung,

den Laien zur erbaulichen Lehre,

den Melancholikern zur Zerstreuung.

Aus dem Polnischen von Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein

Prolog

Das verschluckte Stück Papier bleibt in der Speiseröhre stecken, auf der Höhe des Herzens. Saugt sich mit Speichel voll. Die schwarze, eigens verfertigte Tinte verwischt, verschwimmt, die Buchstaben verlieren ihre Form. Im Körper des Menschen spleißt das Wort sich auf, trennt sich in Substanz und Wesen. Wenn Erstere verschwindet, lässt sich Letzteres, seiner Gestalt entledigt, von den Geweben des Körpers aufnehmen, denn unermüdlich sucht das Wesen nach Materie, die es tragen könnte; mag diese Suche auch so manches Unglück nach sich ziehen.

Jenta erwacht. Dabei war sie schon so gut wie tot gewesen. Jetzt fühlt sie es deutlich, wie ein Schmerz, wie die Strömung eines Flusses ist es, ein Zittern, ein Beben, ein drängender Puls.

Nahe dem Herzen verspürt sie wieder das zarte Vibrieren, schwach schlägt ihr Herz, doch regelmäßig, seines Taktes sicher. Und Wärme strömt zurück in Jentas verdorrte Brüste. Sie blinzelt, hebt mühsam die Lider. Sieht über sich die sorgenvolle Miene des Elischa Schor. Sie möchte lächeln, doch ihr Gesicht gehorcht ihr nicht ganz. Elischa Schor, die Brauen zusammengezogen, schaut sie vorwurfsvoll an. Seine Lippen bewegen sich, doch dringt kein Laut an Jentas Ohr. Von irgendwoher tauchen Hände auf – die großen Hände des alten Schor, sie suchen ihren Hals, schieben sich unter die Decke. Ungeschickt versucht er, den kraftlosen Körper auf die Seite zu drehen, er will sehen, ob das Laken unter ihrem Leib etwas verbirgt. Von diesen Bemühungen spürt Jenta nichts, nur die Wärme nimmt sie wahr, die Anwesenheit des bärtigen, schwitzenden Mannes.

Und plötzlich, als hätte es einen Schlag getan, sieht Jenta alles von oben – sich selbst im Bett, die kahle Stelle auf dem Kopf des alten Schor, denn über der Geschäftigkeit mit ihrem Körper ist ihm die Mütze vom Scheitel gerutscht.

Von nun an bleibt es so – Jenta sieht alles.

I

Das Buch des Nebels

1

1752, Rohatyn

Es ist Ende Oktober, früh am Morgen. Der Dechant steht im Windfang des Pfarrhauses, wartet auf das Gespann. Er ist es gewohnt, so zeitig aufzustehen, doch heute fühlt er sich benommen, weiß nicht recht, wie ihm geschieht – so allein vor diesem Ozean aus Nebel. Er kann sich nicht erinnern, wie er aufgestanden ist, sich angekleidet hat. Hat er überhaupt etwas gegessen? Verwundert betrachtet er sein robustes Schuhwerk, das unter der Soutane hervorlugt, mustert den schon etwas ausgefransten Saum seines verschossenen Wollmantels, die Handschuhe, die er hält. Er schlüpft in den linken; das Innere fühlt sich angenehm warm an, er passt perfekt, als wären Hand und Handschuh seit Jahren miteinander vertraut. Erleichtert atmet er auf. Betastet die Tasche, die er an einem Riemen über der Schulter trägt, streicht mechanisch an den rechteckigen Kanten entlang, die hart und verdickt sind wie Narbengewebe in der Haut, und jetzt fällt ihm auch wieder ein, was die Tasche enthält – die schwere, wohlbekannte, wohltuende Form. Etwas Gutes ist es, das hat ihn hierher gebracht, Worte und Zeichen – und innig verbunden ist es mit seinem Leben. O ja, er weiß jetzt wieder, was er bei sich trägt, und dieses Wissen beginnt, seinen Körper zu wärmen, und der Nebel, so scheint es, lichtet sich davon. Hinter ihm die dunkle Türöffnung, der eine Flügel ist geschlossen, es muss kalt gewesen sein in der Nacht, vielleicht hat schon der erste Frost die Zwetschken im Obstgarten mürbe gemacht. Über der Tür eine undeutliche Schrift – der Dechant sieht sie, ohne hinzuschauen, er weiß, was dort steht, er hat es selbst in Auftrag gegeben. Eine ganze Woche lang waren die beiden Handwerker aus Podhajce mit der Schnitzarbeit beschäftigt, der Dechant wollte es in schmucker Ausführung haben:

DZIŚ CO BYŁO, JUTRO PO NIM.

CO UCIEKŁO, NIE DOGOИIM

Was heute war, liegt morgen in vergangnen Tagen. / Ist es vorbei, wir werden’s nicht erjagen. In dem Wort »dogonim«, und das ärgert ihn gewaltig, ist der Buchstabe »N« falsch herum geschrieben, als wäre es sein Spiegelbild.

Zum wer weiß wievielten Male irritiert von dem Lapsus schüttelt der Geistliche heftig den Kopf – und hat endlich das Gefühl, ganz erwacht zu sein. Dieser verkehrte Buchstabe … Was für eine Nachlässigkeit! Wenn man ihnen nicht ständig auf die Finger schaut! Und weil die Handwerker Juden sind, sind ihnen die Buchstaben irgendwie jüdisch geraten, zu verschnörkelt sehen sie aus, und seltsam verwackelt. Einer der beiden wollte sich noch streiten, dass ein solches »N« auch möglich, ja eigentlich hübscher sei, denn der Querstrich laufe von links unten nach rechts oben, also auf christliche Weise, und anders herum wäre es eben jüdisch. Die kleine Irritation schärft ihm die Sinne, und Benedykt Chmielowski, der Dechant von Rohatyn, begreift jetzt auch, woher das seltsame Gefühl rührte, er schlafe noch – der Nebel, der ihn umgibt, hat die Farbe seiner Bettwäsche; ein eingetrübtes Weiß, schon heimgesucht vom Schmutz, den Schattierungen aus den unermesslichen Vorräten an Grautönen, die das Unterfutter der Welt bilden. Reglos steht der Nebel, alle Winkel des Hofes füllt er aus, nur schemenhaft sind die vertrauten Umrisse zu erahnen – der mächtige Birnbaum, die kleine Mauer, ein Stückchen weiter der Wagen mit den Seitenwänden aus Weidengeflecht. Eine gewöhnliche Himmelswolke, die auf die Erde sank, gegen die sie ihren Bauch jetzt drückt. So hat er es gestern bei Comenius gelesen.

Nun hört er das vertraute Knarren, das Klappern der Hufe, Geräusche, die ihn während jeder Reise unweigerlich in den Zustand einer schöpferischen Meditation versetzen. Hinter den Lauten erst taucht Roschko aus dem Nebel auf, er führt das Pferd am Zügel, die Britschka gewinnt Kontur. Ihr Anblick beflügelt den Geistlichen, er schlägt sich mit dem Handschuh auf die Handfläche, klettert auf den Sitz. Roschko, schweigend wie immer, rückt das Geschirr zurecht, wirft dem Dechanten einen langen Blick zu. Der Nebel lässt Roschkos Gesicht fahl erscheinen, Chmielowski will es vorkommen, als wäre er im Laufe einer Nacht gealtert, dabei ist Roschko ein junger Bursche.

Endlich fahren sie los. Doch ist es, als verharrten sie an der Stelle, von der Bewegung zeugen allein das Schaukeln und das beruhigende Knarren des Gefährts. So oft schon haben sie diesen Weg genommen, dass es nicht mehr nötig ist, sich den Ausblicken hinzugeben oder Punkte zur Orientierung zu suchen. Der Pater weiß, dass sie eben auf den Pfad gelangt sind, der dem Waldrand folgt, hier geht es weiter, bis sie an die Kreuzung kommen, wo das Marterl steht. Das übrigens Chmielowski vor ein paar Jahren hat errichten lassen, als er die Pfarrei in Firlejów übernahm. Lange überlegte er damals, wer hier seinen Platz finden sollte. Der heilige Benedikt kam ihm in den Sinn, sein Namenspatron, auch dachte er an Onuphrius, den Eremiten, den in der Wüste eine Palme auf wunderliche Weise mit Datteln genährt hatte, und jeden achten Tag waren Engel vom Himmel gekommen, um ihm den Leib des Herrn zu bringen. Auch Firlejów sollte für Chmielowski eine Art Wüste sein, nach den Jahren, in denen er Dymitr erzogen hatte, den Sohn des hochwohlgeborenen Herrn Jabłonowski. Nach längerem Abwägen jedoch kam er zu dem Schluss, dass der Bildstock nicht für ihn errichtet werde und nicht dazu dienen sollte, seine eigene Eitelkeit zu befriedigen, sondern dass er für das einfache Volk gedacht sei, dass es an dieser Kreuzung einen Ort habe, an dem es rasten und seine Gedanken gen Himmel erheben könne. So steht nun auf dem gemauerten, geweißten Sockel die Muttergottes und Weltenkönigin, mit einer Krone auf dem Haupt. Unter ihrem kleinen Schnabelschuh windet sich eine Schlange.

Heute versinkt auch die Muttergottes im Nebel, wie das Marterl und die Kreuzung. Nur die Baumwipfel sind zu sehen, ein Zeichen, dass der Nebel fällt.

»Seht nur, Hochwürden, die Kaśka will nicht gehen«, sagt Roschko düster, als die Britschka zum Stehen kommt. Roschko steigt vom Bock, schlägt mehrere Male schwungvoll das Kreuz.

Er beugt sich vor, stiert in den Nebel, als schaute er in Wasser. Unter seinem feiertäglichen roten Wams, das schon ein wenig verblichen ist, spitzt sein Hemd hervor.

»Ich weiß nicht, wohin.«

»Wie das? Er weiß es nicht? Wir sind doch schon auf der Chaussee nach Rohatyn«, sagt der Pater erstaunt.

Also nun? Er klettert aus der Britschka, folgt seinem Diener, ratlos umkreisen sie das Gefährt, starren in das milchige Weiß. Es scheint ihnen, als wäre da etwas zu sehen, doch die Augen, die nichts finden, woran sie sich halten könnten, gaukeln ihnen etwas vor. Dass ihnen so etwas wahrhaftig widerfährt! Als verirrte man sich in der eigenen Hosentasche.

»Still!«, sagt der Pater und hebt, während er angestrengt lauscht, den Zeigefinger in die Höhe. Tatsächlich, von links dringt aus den Nebelschwaden ein leises Rauschen herüber.

»Wir fahren dem Rauschen nach. Dort fließt Wasser«, verfügt der Geistliche.

Jetzt werden sie in behäbigem Tempo dem Lauf eines Flüsschens folgen, das Gniła Lipa heißt, Modrige Linde; das Wasser wird sie leiten.

Bald lehnt sich der Pater bequem in der Britschka zurück, streckt die Beine aus und lässt seine Blicke durch den Ozean aus Nebel gleiten. Unweigerlich verfällt er in seine Reiseversonnenheit, denn am besten denkt es sich, wenn der Mensch in Bewegung ist. Zögernd nur kommt der Mechanismus seines Geistes in Gang, springen die Zahnrädchen und Federchen an, die sein Denken in Schwung versetzen, als wäre es das Räderwerk der Uhr, die in seinem Pfarrhaus in der Diele steht – ein Stück aus Lemberg, das eine Stange Geld gekostet hat. In Kürze wird sie ihr Bim-Bom ertönen lassen. Ob nicht die Welt womöglich aus solchem Nebel entstanden ist, beginnt er zu sinnieren. Der jüdische Historiker Flavius Josephus behauptet doch, die Welt sei im Herbst erschaffen worden, beim Äquinoktium. Zu dem Schluss konnte man kommen, wenn man bedachte, dass es im Paradies Früchte gegeben hatte; wenn ein Apfel am Baum gehangen hatte, musste es Herbst gewesen sein … Nicht von der Hand zu weisen. Doch kommt ihm noch ein anderer Gedanke in den Sinn: Sollte das ein Beweisgrund sein? Konnte nicht ein allmächtiger Gott solche Nichtigkeiten wie Äpfel auch nebenher erschaffen, zu jeder beliebigen Jahreszeit?

Als sie die Chaussee nach Rohatyn erreichen, reihen sie sich in den Strom ein, der hier unterwegs ist, zu Fuß, zu Pferde, mit Fuhrwerken jeder Art, und wie das ganze Treiben aus dem Nebel auftaucht, möchte man meinen, es wären Figuren aus Pfefferbrot, wie sie zur Weihnachtszeit gebacken werden. Es ist Mittwoch, Markttag in Rohatyn, Bauernwagen sind unterwegs, hoch beladen mit Säcken voller Korn, Käfigen mit Federvieh und allen Früchten der Gärten und Felder. Dazwischen gehen wackeren Schrittes Händler mit allen möglichen Waren – ihren Kramladen tragen sie sinnreich zusammengelegt auf den Schultern, in Kürze wird diese Hucke sich in einen Stand verwandeln, auf dem sie bunte Stoffe feilbieten, Spielzeug aus Holz oder Eier, die sie auf den Dörfern zu einem Viertel des Preises erworben haben … Die Bauern bringen auch Ziegen und Kühe auf den Markt – die Tiere sind verängstigt vom Getümmel, stemmen sich mit den Beinen in die Pfützen. Jetzt rattert in scharfem Tempo ein Wagen vorbei, der mit einer löchrigen Plache gedeckt ist, eine Gruppe lautstark sich gebärdender Juden sitzt darauf, aus der ganzen Umgebung kommen sie zum Markt nach Rohatyn. Dahinter schiebt sich eine herrschaftliche Kutsche durchs Gedränge, die in diesem Wetter und dem Tumult auf der Straße einiges an Vornehmheit einbüßen muss. Die hell lackierten Schläge sind schwarz vom Schlamm, und die Miene des Kutschers, der eine hellblaue Pelerine trägt, wirkt verdrießlich genug, ein solches Durcheinander hat er offenbar nicht erwartet, jetzt schaut er sich verzweifelt nach einer Möglichkeit um, von der teuflischen Straße wegzukommen.

Roschko lässt sich nicht aufs Feld abdrängen, verbissen hält er sich rechts, und mit einem Rad auf dem Wiesenrain und einem auf der Chaussee kommt er flink voran. Sein langgezogenes, schwermütiges Gesicht bedeckt sich mit roten Flecken, verwandelt sich in eine Grimasse der Verdammung. Als der Dechant ihn betrachtet, fällt ihm ein Kupferstich ein, den er gestern betrachtet hat. Auf dem Bild sind Menschen zu sehen, die Höllenstrafen erleiden; sie haben denselben Gesichtsausdruck wie Roschko jetzt.

»Platz für den ehrwürdigen Pater!«, schreit er, »Platz da! Aus dem Weg, Gesindel!«

Die ersten Gebäude tauchen auf, jäh, wie aus dem Nichts. Der Nebel verändert das Empfinden für die Entfernung. Auch die gute Kaśka scheint es scheu zu machen. Sie stampft, reißt an der Deichsel, und hätte nicht Roschko geistesgegenwärtig die Peitsche zur Hand gehabt, die Britschka wäre umgeschlagen. Vielleicht dass das Tier von den Funken erschrak, die aus den Feuerstellen stieben, oder dass die Unruhe der Pferde auf sie überging, die darauf warten, beschlagen zu werden.

Ein Stück weiter liegt die Schenke, armselig und elend sieht sie aus, einer Bauernkate ähnlich. Wie ein Galgen starrt über ihr der Schwengelbalken des Ziehbrunnens, ragt in den Nebel auf, seine Spitze verschwindet in den Höhen. Der Pater bemerkt, dass die staubbedeckte Kutsche hier gehalten hat, der erschöpfte Kutscher lässt den Kopf fast bis auf die Knie hängen, klettert nicht vom Bock, es steigt auch niemand aus. Da steht schon ein großer, dürrer Jude vor dem Gefährt, neben ihm tauchen kleine Mädchen mit zerzausten Haaren auf. So viel nur kann der Dechant erkennen, der Nebel verschluckt sofort jedes Bild, an dem er vorüberfährt. Kaum ist es wahrgenommen, schmilzt es dahin wie eine Schneeflocke.

Das also ist Rohatyn.

Es beginnt mit Katen aus Stampflehm, die aussehen, als würden sie von ihren Strohdächern zur Erde gedrückt; je näher es auf den Markt zugeht, desto schlanker muten die Häuser an, auch die Strohdächer scheinen von feinerer Art, bis es schließlich Schindeldächer werden, mit denen die Behausungen aus ungebrannten Lehmziegeln gedeckt sind. Hier stehen die Pfarrkirche, ein Dominikanerkloster und am Markt die St. Barbara-Kirche, ein Stück weiter zwei Synagogen und fünf orthodoxe Gotteshäuser. Rund um den Markt ducken sich, wie Pilze, kleine Häuschen, und in jedem betreibt jemand sein Geschäft. Hier der Schneider, dort der Seiler, dort der Kürschner, sie alle sind Juden, gleich daneben der Bäcker mit dem Namen Laib, was den Dechanten immer mit Freude erfüllt, zeigt es doch, dass eine verborgene Ordnung existiert, und wäre sie ein wenig deutlicher zu sehen und träte zwingender in Erscheinung, die Menschen lebten ein besseres Leben, näher an der Tugend. Neben dem Bäcker hat der Klingenschmied seine Werkstatt, Luba wird er gerufen; die Fassade seines Hauses lässt auf Wohlstand schließen, die hellblauen Wände sind frisch gestrichen, über der Tür hängt ein langes, rostiges Schwert. Er muss sich auf sein Fach verstehen, dieser Luba, und seine Kunden haben, so scheint es, gut gefüllte Beutel. Nun kommt der Riemer, einen hölzernen Bock hat er vor die Tür gestellt, darauf ein Prachtstück von einem Sattel, so wie die Steigbügel blitzen, müssen sie versilbert sein.

Überall ist der fade Geruch von Malz zu spüren; jeder Ware, die zum Verkauf angeboten wird, haftet er an. Diesen Malzgeruch kann man essen wie Brot. Am Rande von Rohatyn, in Babińce, gibt es einige kleine Brauereien, von dort breitet sich der sättigende Dunst über die ganze Umgebung aus. In vielen Lädchen in Rohatyn wird Bier verkauft, die etwas besseren Geschäfte führen auch Branntwein und Trinkhonig, vor allem den beliebten Trójniak, der nicht zu süß und nicht zu wässrig ist. Der jüdische Kaufmann Wakschul bietet sogar echten Ungar- und Rheinwein an, außerdem einen leicht säuerlichen Tropfen, den er aus der Walachei bezieht.

Der Pater bewegt sich an den Ständen entlang, die aus allem möglichen Material gefertigt sind – Bretter, grob gewebte Leinwand, Flechtwerk, selbst Lagen von Laub finden Verwendung. Ein Weiblein mit weißem Kopftuch verkauft Kürbisse vom Wagen herab, das leuchtende Orange lockt die Kinder an. Neben ihr preist eine andere ihre Käselaibchen, die sie auf Meerrettichblättern ausgebreitet hat. Ein Stück weiter stehen noch andere Krämerinnen, die Handel treiben, weil sie entweder Witwen sind oder einen Trunkenbold zum Manne haben – Öl,

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