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Crossfire - Vollendung - Seite 1

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DAS BUCH

Eva und Gideon haben sich das Ja-Wort gegeben. Sie waren überzeugt, dass nichts sie mehr trennen kann. Doch seit der Hochzeit sind ihre Unsicherheiten und Ängste größer denn je. Eva spürt, dass Gideon ihr entgleitet und dass ihre Liebe in einer Weise auf die Probe gestellt wird, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte. Plötzlich stehen die Liebenden vor ihrer schwersten Entscheidung: Wollen sie die Sicherheit ihres früheren Lebens wirklich gegen eine Zukunft eintauschen, die ihnen immer mehr wie ein ferner Traum erscheint?

DIE AUTORIN

Die Nummer-1-Bestsellerautorin Sylvia Day stand mit ihrem Werk an der Spitze der New York Times-Bestsellerliste sowie 23 internationaler Listen. Sie hat über 20 preisgekrönte Romane geschrieben, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden. Weltweit werden ihre Romane millionenfach verkauft, die Serie Crossfire ist derzeit als TV-Verfilmung in Planung. Sylvia Day wurde nominiert für den Goodreads Choice Award in der Kategorie bester Autor.

LIEFERBARE TITEL

Crossfire. Versuchung

Crossfire. Offenbarung

Crossfire. Erfüllung

Geliebter Fremder

Sieben Jahre Sehnsucht

Dream Guardians – Verlangen

Stolz und Verlangen

Dream Guardians – Begehren

Eine Frage des Verlangens

Spiel der Leidenschaft

SYLVIA DAY

Crossfire

Vollendung

Band 5

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Nicole Hölsken

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel ONE WITH YOU

bei St. Martin’s Griffin, New York

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

1. Auflage

Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 11/2016

Copyright © 2016 by Sylvia Day

Copyright © 2016 der deutschen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Anita Hirtreiter

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung

von © Gettyimages/James Guilliam, shutterstock/Fotovika

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-16549-9

V001

www.heyne.de

Dieses Buch ist Hilary Sares gewidmet,

die von Crossfire gebannt war –

vom ersten bis zum letzten Wort.

1

New York – die Stadt, die niemals schlief,wurde noch nicht mal müde. Meine Wohnung auf der Upper West Side war schallisoliert, wie es sich für eine Immobilie gehörte, die mehrere Millionen Dollar wert war, aber die Geräusche von draußen drangen dennoch hinein – das rhythmische Pochen der Reifen über die ausgefahrenen Straßen, das Protestieren überlasteter Bremsen und das unaufhörliche Hupen der Taxis.

Als ich aus dem Café an der Ecke auf den stets belebten Broadway trat, wurde ich vom Lärm der Stadt förmlich überspült. Wie hatte ich je ohne die Kakofonie Manhattans leben können?

Wie hatte ich jemals ohne ihn leben können?

Gideon Cross.

Ich legte die Hände um sein Kinn, spürte, wie er sich in meine Berührung ergab. Die Verletzlichkeit und Zuneigung dieser Geste ging mir durch und durch. Vor wenigen Stunden noch hatte ich geglaubt, dass er sich niemals ändern würde, dass ich mich zu sehr würde verbiegen müssen, wenn ich mein Leben mit ihm teilte. Doch als ich ihm jetzt in die Augen sah, entdeckte ich seinen Mut darin und zweifelte an meinem eigenen.

Hatte ich mehr von ihm verlangt, als ich selbst zu geben in der Lage war? Ich schämte mich, weil ich ihn unter Druck gesetzt hatte. Ich hatte ihn gezwungen, sich weiterzuentwickeln, ich selbst hingegen war weitgehend die alte geblieben.

Da stand er nun vor mir, so groß und so stark. In Jeans und T-Shirt, die Baseballmütze tief in die Stirn gezogen. Niemand hätte in diesem Moment den berühmten Multimillionär in ihm erkannt, aber dennoch war seine Erscheinung so faszinierend, dass sich jedermann nach ihm umdrehte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie die Menschen in unserer Umgebung nach dem ersten Blick gern noch einen zweiten riskierten.

Ob lässig gekleidet oder im maßgeschneiderten dreiteiligen Anzug, seine Ausstrahlung war schon aufgrund seiner Größe unglaublich. Seine Körperhaltung, die Autorität, seine nie nachlassende Selbstkontrolle – das alles verhinderte, dass er unauffällig mit seiner Umgebung verschmolz.

New York verleibte sich einfach jeden ein, doch bei Gideon war es umgekehrt: Er hatte die Stadt im Griff.

Und er gehörte mir. Obwohl ich seinen Ring am Finger trug, konnte ich es manchmal kaum glauben.

Er war nicht einfach nur ein Mann. Nach außen hin wirkte er elegant und glatt, einfach perfekt, aber er hatte auch eine animalische Seite und seine Ecken und Kanten. Er war der Nabel meiner Welt, der Nabel der Welt.

Doch er hatte gerade bewiesen, dass er sich bis an die Grenze der Belastbarkeit beugen und nachgeben konnte, nur um mit mir zusammen zu sein. Deshalb war ich wild entschlossen, ihm zu beweisen, dass ich den Schmerz wert war, den ich ihm bereitet hatte.

Nach und nach öffneten die Geschäfte am Broadway ihre Pforten. Der Verkehr wurde wieder dichter, schwarze Autos und gelbe Taxis holperten ungestüm über die unebene Straße. Anwohner begannen die Gehsteige zu bevölkern, um ihre Hunde auszuführen, oder strebten in Richtung Central Park, um eine Runde zu joggen und sich noch ein wenig Zeit für sich zu nehmen, bevor der harte Arbeitsalltag ihnen keine Gelegenheit mehr dazu ließ.

Der Benz fuhr genau in dem Augenblick vor, als wir am Bordstein anlangten. Ich konnte Raúls großen Schatten erkennen, der am Lenkrad saß. Dahinter steuerte Angus den Bentley. Gideon und ich fuhren nach Hause, in getrennte Wohnungen. Was für eine Ehe war das?

Aber es war unsere Ehe, auch wenn keiner von uns es so wollte. Ich hatte Abstand von Gideon gewinnen müssen, als er meinen Boss von der Werbeagentur, für die ich arbeitete, abgeworben hatte.

Gideon wünschte sich, dass ich in seine Firma einstieg, und das verstand ich. Dass er mich allerdings zu dieser Entscheidung zwingen wollte, indem er hinter meinem Rücken Maßnahmen ergriff? … Das konnte ich nicht zulassen, nicht bei einem Mann wie Gideon. Entweder waren wir zusammen – trafen gemeinsam die Entscheidungen – oder wir waren zu weit voneinander entfernt, um eine funktionierende Beziehung führen zu können.

Ich legte den Kopf in den Nacken und sah in sein faszinierendes Gesicht. Dort las ich sowohl Reue als auch Erleichterung. Und Liebe. So viel Liebe.

Er war atemberaubend gut aussehend. Seine dichte und glänzende schwarze Mähne hatte eine sexy Länge, die ihm bis auf den Kragen herabfiel, und seine Augen waren tiefblau. Seine Gesichtszüge waren fein geschnitten, er hatte eine gerade Nase und wohlgeformte Lippen. Er sah so makellos aus, dass sein Anblick hypnotisch wirkte und jeden vernünftigen Gedanken so gut wie unmöglich machte. Ich war vom ersten Moment an von seinem Aussehen fasziniert gewesen, und auch heute noch stockte mir jedes Mal der Atem, wenn ich in seiner Nähe war. Gideon blendete mich einfach.

Ich liebte den Mann, der sich hinter diesem Äußeren verbarg, seine unermüdliche Energie und Kraft, seinen scharfen Verstand und seine Unbarmherzigkeit, gepaart mit einem Herzen, das so weich sein konnte …

»Danke.« Mit den Fingerspitzen strich ich über seine dunkle Augenbraue. Meine Haut prickelte, wie immer, wenn ich die seine berührte. »Dass du mich angerufen hast. Dass du mir von deinem Traum erzählt hast. Dass du dich hier mit mir getroffen hast.«

»Ich würde mich überall mit dir treffen.« Die Worte waren wie ein Schwur – voller Leidenschaft und Feuer.

Jeder hat seine Dämonen. Solange er wach war, hatte Gideon die seinen eisern im Griff. Wenn er schlief, quälten sie ihn in heftigen, furchtbaren Albträumen, von denen er mir partout nicht hatte erzählen wollen. Wir hatten so viel gemeinsam, nicht nur den Missbrauch in unserer Kindheit. Doch Letzteres war ein Trauma, das uns gleichzeitig aneinanderkettete und auseinanderbrachte. Deshalb wollte ich härter um Gideon kämpfen, um das, was uns miteinander verband. Unsere Peiniger hatten uns schon zu viel genommen.

»Eva … Du bist die einzige Macht der Welt, die mich von dir fernhalten kann.«

»Auch dafür danke«, raunte ich. Mir wurde die Brust eng. Unsere Trennung auf Zeit war für uns beide eine Tortur gewesen. »Ich weiß, es war nicht leicht für dich, mir meinen Freiraum zu lassen, aber den brauchten wir. Und ich weiß, ich habe dich sehr bedrängt …«

»Zu sehr.«

Über diese kleine Spitze musste ich lächeln. Gideon war es nicht gewohnt, dass man ihm seine Wünsche abschlug. Aber sosehr es ihm verhasst war, keinen Kontakt zu mir haben zu dürfen, jetzt waren wir zusammen, denn gerade dieser Entzug hatte ihn weitergebracht. »Ich weiß. Und du hast mich gewähren lassen, weil du mich liebst.«

»Es ist mehr als Liebe.« Seine Hände umfingen meine Handgelenke, umspannten sie auf jene gebieterische Weise, die mich dahinschmelzen ließ.

Ich nickte, hatte nicht länger Angst zuzugeben, dass wir einander brauchten, in einem Maße, das manche Menschen für ungesund halten würden. Das machte uns aus, das war es, was uns aneinanderband. Und es war kostbar.

»Wir fahren zusammen zu Dr. Petersen.« Diese Worte waren ein unmissverständlicher Befehl, aber seine Augen suchten die meinen, als ob er mir eine Frage gestellt hätte.

»Du hast das Sagen«, neckte ich ihn, denn ich wollte eine entspannte Atmosphäre schaffen, bevor wir jetzt auseinandergingen. Voller Hoffnung. Unser allwöchentlicher Termin mit Dr. Lyle Petersen stand in wenigen Stunden an und hätte nicht passender sein können. Wir sind einen wichtigen Schritt weitergekommen. Nun konnten wir ein wenig Hilfe brauchen, um herauszufinden, welche Richtung wir als Nächstes einschlagen sollten.

Seine Hände umfassten meine Taille. »Das liebst du doch an mir.«

Ich griff nach dem Saum seines Shirts, umklammerte das weiche Material. »Ich liebe dich.«

»Eva.« Ich spürte seinen schaudernden Atem an meinem Hals. Manhattan umgab uns, konnte jedoch nicht eindringen. Wenn wir zusammen waren, gab es nichts anderes.

Ein leiser, hungriger Laut entfuhr mir. Ich sehnte mich nach ihm, verlangte nach ihm, erschauerte vor Wonne, weil er sich endlich wieder an mich presste. Ich atmete ihn in tiefen Zügen ein, meine Finger bearbeiteten die harten Muskeln an seinem Rücken. Es war wie ein schwindelerregender Rausch. Ich war süchtig nach ihm – nach seinem Herzen, seinem Körper, seiner Seele –, und ich war jetzt tagelang ohne meine Dröhnung ausgekommen, sodass ich zittrig und unausgeglichen, nicht mehr ganz ich selbst war.

Er hüllte mich ein, sein Körper so viel größer und härter als meiner. Ich fühlte mich sicher in seinen Armen, geliebt und beschützt. Nichts konnte mich berühren oder verletzen, wenn er mich festhielt. Ich wollte, dass er sich bei mir genauso sicher fühlte. Ich wollte ihm klarmachen, dass er sich bei mir fallen lassen konnte, dass er durchatmen konnte, dass ich uns beide beschützen konnte.

Ich musste stärker sein. Klüger. Furchterregender. Wir hatten Feinde, denen sich Gideon bisher allein in den Weg gestellt hatte. Es lag in seiner Natur, andere zu beschützen. Es war sein Wesen, das ich bewunderte. Aber ich musste den Menschen langsam zeigen, dass ich ein ebenso Respekt einflößender Gegner sein konnte wie mein Mann.

Und was noch wichtiger war: Ich musste es Gideon beweisen.

Ich schmiegte mich an ihn, nahm seine Wärme in mich auf. Seine Liebe. »Wir sehen uns um fünf, Ace.«

»Keine Minute später. Sonst passiert was«, befahl er barsch.

Ich musste unwillkürlich lachen, betört von seiner Grobheit. »Was denn?«

Er zog sich zurück und warf mir einen Blick zu, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten.

»Dann komme ich und hole dich.«

❊ ❊ ❊

Um nicht bemerkt zu werden, hätte ich mit angehaltenem Atem auf Zehenspitzen ins Penthouse meines Stiefvaters schleichen müssen, denn um diese Uhrzeit – es war sechs Uhr morgens – war es wahrscheinlich, dass man erwischt wurde. Aber ich nahm mich bewusst nicht in Acht. Meine Gedanken kreisten um die Veränderungen, die ich jetzt vornehmen musste.

Ich hatte noch ein wenig Zeit für eine Dusche, beschloss allerdings, darauf zu verzichten. Es war so lange her, dass Gideon mich berührt hatte. Zu lange, seit seine Hände auf mir lagen, er in mir war. Ich wollte die Erinnerung an seine Berührung einfach nicht abwaschen. Allein das würde mir die Kraft geben, das zu tun, was getan werden musste.

Eine Tischlampe wurde eingeschaltet. »Eva.«

Ich fuhr zusammen. »Mein Gott.«

Ich wirbelte herum und sah meine Mutter auf einem der Sofas im Wohnzimmer sitzen.

»Du hast mich zu Tode erschreckt!«, rief ich anklagend und rieb mir mit der Hand über das rasende Herz in meiner Brust.

Sie erhob sich. Ihr bodenlanger elfenbeinfarbener Satinmorgenmantel umfloss schimmernd ihre straffen, leicht gebräunten Beine. Ich war ihr einziges Kind, doch wir wirkten wie Schwestern. Monica Tramell Barker Mitchell Stanton war zwanghaft mit ihrem Äußeren beschäftigt. Sie war eine Vorzeigefrau; ihre jugendliche Schönheit war ihr Kapital, mit dem sie ihren Lebensunterhalt sicherte.

»Bevor du was sagst«, fing ich an, »ja, wir müssen über die Hochzeit sprechen. Aber ich muss gleich zur Arbeit, muss mich anziehen und meine Sachen packen, damit ich heute Abend nach Hause zurück kann.«

»Hast du etwa eine Affäre?«

Ihre barsche Frage verletzte mich mehr als die Tatsache, dass sie mir aufgelauert hatte. »Was? Nein!«

Sie stieß den Atem aus. Ihre Schultern entspannten sich sichtlich. »Gott sei Dank. Sagst du mir, was zum Teufel hier läuft? Wie schlimm war dieser Streit, den du mit Gideon hattest?«

Schlimm. Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, dass er unserer Beziehung durch seine Entscheidungen den Garaus gemacht hatte. »Wir kriegen das wieder hin, Mom. Alles halb so wild.«

»Ach ja? Und trotzdem hast du dich tagelang von ihm ferngehalten? Das ist nicht der richtige Weg, um mit Problemen umzugehen, Eva.«

»Das ist eine lange Geschichte –«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe es nicht eilig.«

»Na ja, ich schon. Ich muss ins Büro.«

Sie wirkte verletzt. Und ich bereute meine Worte auf der Stelle.

Früher wollte ich unbedingt erwachsen werden, um so zu sein wie meine Mutter. Ich verbrachte Stunden damit, ihre Kleider anzuprobieren, in ihren Pumps herumzustöckeln, mein Gesicht mit ihren teuren Cremes und Kosmetika einzuschmieren. Ich versuchte, ihre belegte Stimme zu imitieren, ebenso wie ihre sinnlichen Eigenarten, weil ich davon überzeugt war, dass meine Mutter die fantastischste und vollkommenste Frau der Welt war. Mir imponierte, wie die Männer ihrem Zauber erlagen, wie diese sie ansahen und für sie sorgten … nun ja, ich wollte dieselbe Anziehungskraft auf das andere Geschlecht ausüben.

Schließlich war ich abgesehen von ihrer Frisur und meiner Augenfarbe zu ihrem Ebenbild geworden. Aber das war rein äußerlich. Als Menschen hätten wir unterschiedlicher nicht sein können, und bedauerlicherweise war ich sogar stolz darauf. Ich wandte mich nicht länger ratsuchend an sie, außer wenn es um Kleidung und Inneneinrichtung ging.

Das sollte sich ändern. Jetzt.

Ich hatte in meiner Beziehung zu Gideon viele verschiedene Strategien ausprobiert, aber nie hatte ich die eine mir nahestehende Person um Rat gefragt, die sich damit auskannte, wie es war, mit prominenten und mächtigen Männern verheiratet zu sein.

»Ich brauche deinen Rat, Mom.«

Meine Worte schwebten in der Luft, und dann sah ich, wie sich die Pupillen meiner Mutter weiteten. Sie hatte verstanden. Einen Augenblick später ließ sie sich aufs Sofa zurücksinken, als ob die Knie ihr den Dienst versagten. Ihr Schreck traf mich zutiefst, denn er zeigte mir, wie sehr ich sie aus meinem Leben ausgeschlossen hatte.

Es tat mir innerlich weh, das zu sehen. Ich setzte mich ihr gegenüber auf die Couch. Ich hatte gelernt, bei dem, was ich meiner Mutter erzählte, vorsichtig zu sein, hatte mich stets bemüht, ihr nichts zu sagen, wodurch endlose Debatten ausgelöst werden konnten, die mich in den Wahnsinn trieben.

So war es keineswegs immer gewesen. Mein Stiefbruder Nathan hatte mir die innige, unbeschwerte Beziehung zu meiner Mutter genommen, genau wie er mir meine Unschuld geraubt hatte. Nachdem meine Mutter von dem Missbrauch erfahren hatte, hatte sie sich verändert, hatte mich so sehr behütet, dass sie auch nicht davor zurückschreckte, mir auf Schritt und Tritt zu folgen, mich überwachen zu lassen und mich mit ihrer Überfürsorglichkeit zu ersticken. Sie war in Bezug auf sämtliche Bereiche ihres Lebens absolut souverän, nur nicht bei mir. Bei mir war sie voller Angst, mischte sich überall ein. Es grenzte teilweise fast schon an Hysterie. Mit den Jahren war ich dazu übergegangen, die Wahrheit viel zu oft zu umgehen, hatte vor jedem, den ich liebte, Geheimnisse gehabt, nur um keine Auseinandersetzungen zu riskieren.

»Ich habe keine Ahnung, wie ich die Art von Ehefrau sein soll, die Gideon braucht«, bekannte ich.

Ihre Schultern strafften sich, ihre ganze Haltung war plötzlich voller zorniger Entrüstung. »Hat er etwa eine Affäre?«

»Nein!« Ich musste gegen meinen Willen lachen. »Niemand hat eine Affäre. Das könnten wir einander nicht antun. Nie im Leben. Hör auf, dir deshalb Sorgen zu machen.«

Ich fragte mich unwillkürlich, ob der Seitensprung meiner Mutter mit meinem Vater vor einiger Zeit der Grund für ihre Besorgnis war. Hatte sie ein schlechtes Gewissen? Stellte sie ihre Beziehung zu Stanton infrage? Ich wusste nicht, wie ich dazu stand. Ich liebte meinen Dad abgöttisch, aber ich glaubte auch, dass mein Stiefvater ihr guttat und genau der Richtige für sie war.

»Eva –«

»Gideon und ich haben vor ein paar Wochen heimlich geheiratet.« Mein Gott, es war so gut, es endlich auszusprechen.

Sie blinzelte. Einmal, zweimal. »Wie bitte?«

»Ich habe es Dad noch nicht erzählt«, fuhr ich fort. »Aber ich werde ihn heute anrufen.«

In ihren Augen schimmerten Tränen. »Warum? Mein Gott, Eva … wie konnten wir uns nur so weit voneinander entfernen?«

»Nicht weinen.« Ich stand auf und setzte mich neben sie. Ich griff nach ihren Händen, aber sie zog mich in eine heftige Umarmung.

Ich atmete ihren vertrauten Duft ein und spürte jene Art von Frieden, die man nur in den Armen einer Mutter hat. Zumindest für ein paar Minuten. »Es war nicht geplant, Mom. Wir sind übers Wochenende weggefahren, und Gideon hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will. Er hat alles arrangiert … es war ganz spontan. Hals über Kopf.«

Sie zog sich zurück, und ich sah ein tränenverschmiertes Gesicht und ein wütendes Funkeln in ihren Augen. »Er hat dich ohne Ehevertrag geheiratet?«

Ich lachte. Ich

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