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Crossfire Hingabe - Seite 3

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mal anrufen.«

»Eva.« Bei dem autoritären Unterton krümmten sich mir die Zehen in meinen nudefarbenen Louboutins. »Sag, was du brauchst.«

Dich, hätte ich fast geantwortet – was ziemlich verrückt war, hatte er mich ein paar Stunden zuvor doch noch um den Verstand gevögelt. Nachdem er mich vorher die ganze verdammte Nacht um den Verstand gevögelt hatte.

Also erklärte ich stattdessen: »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«

»Ich freu mich schon auf den Gegengefallen.«

Etwas von der Anspannung in meinen Schultern löste sich. Seine Bemerkung bezüglich Corinne hatte mich verletzt, und die Wunde von dem darauffolgenden Streit schmerzte noch. Aber das musste ich verdrängen, loslassen. »Hat der Sicherheitsdienst die Adressen aller Beschäftigten im Crossfire Building?«

»Er hat Kopien aller Personalausweise. Wieso?«

»Unsere Empfangsdame ist eine Freundin von mir und hat sich seit einer Woche krankgemeldet. Ich mache mir Sorgen um sie.«

»Wenn du bei ihr vorbeischauen und nach ihr sehen willst, solltest du dir von ihr die Adresse geben lassen.«

»Das würde ich ja auch, aber sie geht nicht ans Telefon.« Ich fuhr mit der Fingerspitze über den Rand meines Kaffeebechers und starrte auf die Collage aus Fotos von Gideon und mir, die meinen Schreibtisch zierte.

»Ist zwischen euch gerade Sendepause?«

»Nein, wir haben keinen Streit oder so. Es sieht ihr gar nicht ähnlich, sich nicht bei mir zu melden, vor allem, da sie sich jeden Tag erneut krankmeldet. Eigentlich trägt sie ihr Herz auf der Zunge, du weißt schon.«

»Nein«, sagte er langsam. »Weiß ich nicht.«

Jedem anderen Mann hätte ich jetzt Ironie unterstellt, aber nicht Gideon. Ich war überzeugt, dass er sich noch nie wirklich mit einer Frau unterhalten hatte. Bei unseren Gesprächen wusste er einfach zu oft nicht, was ich meinte, so als wäre seine soziale Entwicklung, was den Umgang mit dem anderen Geschlecht betraf, noch nicht abgeschlossen.

»Dann musst du mir einfach vertrauen, Ace. Ich … ich möchte mich nur vergewissern, dass alles in Ordnung ist.«

»Mein Anwalt ist gerade hier, aber ich muss ihn gar nicht erst fragen, ob es legal ist, dir die gewünschte Information zu beschaffen. Ruf Raúl an. Er wird sie ausfindig machen.«

»Im Ernst?« Das Bild des Sicherheitsspezialisten mit den dunklen Haaren und den dunklen Augen erschien vor meinem inneren Auge. »Glaubst du, er ist damit einverstanden?«

»Er wird dafür bezahlt, mit allem einverstanden zu sein, mein Engel.«

»Ach.« Unschlüssig spielte ich mit meinem Stift. Ich wusste, es sollte mir nicht unangenehm sein, seine Möglichkeiten zu nutzen, aber dadurch bekam ich das Gefühl, unsere Beziehung wäre unausgewogen. Zwar ging ich nicht davon aus, dass er mir das je vorhalten würde, doch ich glaubte, dann würde er mich nicht mehr als ebenbürtig ansehen, und das war mir extrem wichtig.

Er hatte sich schon ganz allein um Probleme gekümmert, die doch eigentlich mich betrafen. Zum Beispiel Sam Yimaras grässliches Sexvideo von Brett und mir. Oder Nathan.

Trotzdem fragte ich: »Wie kann ich ihn erreichen?«

»Ich simse dir seine Nummer.«

»Ist gut. Danke.«

»Aber wenn du zu ihr gehst, will ich, dass du entweder mich, Angus oder Raúl mitnimmst.«

»Findest du das nicht ein bisschen peinlich?« Ich warf einen Blick zu Marks Büro, um mich zu vergewissern, dass mein Chef mich nicht brauchte. Eigentlich vermied ich in der Arbeit private Telefongespräche, aber Megumi war bereits vier Tage krank, ohne sich auch nur ein einziges Mal bei mir gemeldet zu haben.

»Komm mir jetzt nicht so, Eva. Du musst mir schon etwas entgegenkommen.«

Ich verstand, was er eigentlich sagen wollte. Er machte sich Sorgen, weil ich nach San Diego flog, sagte aber nichts dagegen. Also musste ich nun auch etwas einlenken. »Schon gut, schon gut. Wenn sie bis Montag nicht wieder im Büro ist, überlegen wir uns etwas.«

»Gut. Sonst noch was?«

»Nein. Das war alles.« Als mein Blick wieder zu einem seiner Fotos wanderte, zog sich mein Herz zusammen, wie immer, wenn ich ihn ansah. »Danke. Einen schönen Tag wünsche ich dir. Ich liebe dich wahnsinnig, weißt du? Und nein, du musst jetzt nichts darauf sagen, wo doch dein Anwalt im Zimmer ist.«

»Eva.« Der sehnsüchtige Unterton in seiner Stimme rührte mich mehr als alle Worte. »Komm zu mir, wenn du Feierabend hast.«

»Aber ja. Vergiss nicht, Cary anzurufen und ihm zu sagen, dass wir mit deinem Jet fliegen.«

»Betrachte es als erledigt.«

Ich legte auf und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück.

»Guten Morgen, Eva.«

Ich wirbelte herum und sah Christine Field vor mir, die Geschäftsführerin. »Guten Morgen.«

»Ich wollte Ihnen noch einmal zu Ihrer Verlobung gratulieren.« Ihr Blick wanderte zu den gerahmten Bildern an der Wand hinter mir. »Ich wusste gar nicht, dass Gideon Cross und Sie zusammen sind. Das tut mir leid.«

»Das muss es nicht. Ich versuche, in der Arbeit möglichst nicht über Persönliches zu sprechen.«

Das sagte ich ganz beiläufig, da ich keinen der Partner verstimmen wollte. Trotzdem hoffte ich, sie verstand den Wink. Gideon war zwar mein Ein und Alles, aber ich brauchte auch etwas, das nur mir ganz allein gehörte.

Sie lachte. »Das ist schön! Aber das zeigt doch nur, dass ich nicht gut genug aufgepasst habe.«

»Ich bezweifle, dass Ihnen irgendetwas Wesentliches entgeht.«

»Hat uns Cross Ihretwegen mit der Kingsman-Kampagne betraut?«

Ich krümmte mich innerlich. Natürlich ging sie davon aus, dass ich meinem Freund die Werbeagentur empfohlen hatte, in der ich arbeitete. Schließlich glaubte sie bestimmt, dass wir schon eine Weile zusammen waren, wenn wir uns jetzt verlobten. Wenn ich ihr nun erzählte, dass ich Gideon nicht mal die wenigen Monate kannte, seit ich bei Waters Field & Leaman war, würde ich für Spekulationen sorgen, die ich doch vermeiden wollte.

Schlimmer noch: Ich war ziemlich sicher, dass Gideon tatsächlich versucht hatte, mich mit der Wodka-Kampagne in sein Leben zu ziehen, und zwar zu seinen Bedingungen. Das hieß nicht, dass Mark nicht großartige Arbeit für den Pitch geleistet hatte. Ich wollte nicht, dass durch meine Beziehung zum Auftraggeber die Leistungen meines Chefs geschmälert wurden.

»Mr. Cross ist von allein auf unsere Agentur gekommen«, erwiderte ich, denn das entsprach ja der Wahrheit. »Und das war eine sehr gute Entscheidung, denn Marks Präsentation war wirklich großartig.«

Christine nickte. »Stimmt. Nun gut. Dann überlasse ich Sie jetzt wieder Ihren Aufgaben. Übrigens ist Mark auch voll des Lobes über Sie. Wir sind sehr froh, Sie bei uns zu haben.«

Ich brachte ein Lächeln zustande, aber der Tag fing wirklich nicht gut an. Zuerst kam mir Gideon mit seiner mehr als irritierenden Bemerkung über Corinne, dann war Megumi immer noch krank, und nun würde ich in der Arbeit eine Sonderbehandlung bekommen, nur weil ich etwas mit Gideon zu tun hatte.

Ich öffnete mein E-Mail-Postfach und sichtete die neuen Nachrichten. Mir war schon klar, dass Gideon mich spüren lassen wollte, was er empfand. Nur deshalb hatte er Corinne erwähnt. Ich hatte gewusst, es würde schwierig werden, über Brett zu sprechen, aus diesem Grund hatte ich es ja ständig aufgeschoben. Aber ich hatte keine Hintergedanken gehabt, weder als ich auf das Thema zu sprechen kam noch als ich Brett küsste. Zugegeben, es hatte Gideon verletzt, doch ich konnte aufrichtig sagen, dass das nicht meine Absicht gewesen war.

Gideon hingegen hatte mit seiner Bemerkung bewusst versucht, mich zu verletzen. Mir war gar nicht klar gewesen, dass er das konnte oder wollte. Heute Morgen hatte sich etwas Essenzielles zwischen uns verändert. Es fühlte sich an, als wäre eine tragende Säule unseres gegenseitigen Vertrauens erschüttert worden.

Wusste er das? War ihm bewusst, dass dies ein großes Problem war?

Da klingelte das Telefon, und ich meldete mich mit meinem üblichen Spruch.

»Wann wolltest du mir eigentlich von deiner Verlobung erzählen?«

Ein Seufzer entfuhr mir, bevor ich ihn unterdrücken konnte. Dieser Freitag erwies sich wirklich als echte Herausforderung. »Hi, Mom. Ich wollte dich in der Mittagspause anrufen.«

»Aber du hast es gestern Abend schon gewusst!«, sagte sie anklagend. »Hat er dich auf dem Weg zum Essen gefragt? Denn du hast nichts von einem Antrag gesagt, als wir darüber sprachen, dass er deinen Vater und Richard um Erlaubnis fragen wollte. Ich hab zwar deinen Ring gesehen und war mir ziemlich sicher, doch da du nichts sagtest, wollte ich nicht nachfragen, weil du in letzter Zeit so empfindlich bist. Außerdem –«

»Und du hast in letzter Zeit gegen das Gesetz verstoßen!«, schoss ich zurück.

»– trug Gideon auch einen Ring, daher dachte ich, ihr hättet euch eine Art Versprechen gegeben.«

»So ist es auch.«

»– und dann musste ich aus dem Internet von eurer Verlobung erfahren! Im Ernst, Eva. Keine Mutter sollte online erfahren, dass ihre Tochter heiratet!«

Mit leerem Blick starrte ich auf den Monitor, während mein Herz zu rasen anfing. »Was? Wo im Internet?«

»Überall! Page Six, Huffington Post … Und ich sage dir gleich, dass ich auf keinen Fall bis zum Ende des Jahres eine anständige Hochzeit organisieren kann.«

Da mein täglicher Google-Alert heute noch nicht eingetroffen war, suchte ich auf eigene Faust und tippte vor lauter Hektik meinen Namen falsch ein. Was überhaupt nichts machte.

It-Girl Eva Tramell ist endlich am Haken. Nicht buchstäblich natürlich, denn der millionenschwere Gideon Cross, dessen Name für Ausschweifung und Luxus steht, würde seine Auserwählte nie mit etwas weniger Kostspieligem als Platin locken (siehe Foto links). Eine verlässliche Quelle bei Cross Industries bestätigte die Bedeutung des riesigen Edelsteins an Tramells linker Hand. Doch wurde kein Kommentar über den Ring an Cross’ Hand abgegeben (siehe Foto rechts.) Die Hochzeit ist zum Jahresende geplant. Bleibt uns zu fragen: Wozu diese Eile? Operation Bäuchleinbeobachtung hat begonnen.

»O mein Gott«, hauchte ich entsetzt. »Ich muss aufhören. Ich muss Dad anrufen.«

»Eva, du musst unbedingt nach der Arbeit zu mir kommen. Wegen der Hochzeitsplanung.«

Glücklicherweise war mein Vater an der Westküste, was mir, je nach seiner Arbeitsschicht, mindestens drei Stunden Zeit ließ. »Ich kann nicht. Ich fliege dieses Wochenende mit Cary nach San Diego.«

»Das wirst du wohl verschieben müssen. Denn du musst –«

»Fang schon mal ohne mich an, Mom«, sagte ich verzweifelt und warf einen Blick zur Uhr. »Ich wünsche mir nichts Besonderes.«

»Das ist doch wohl nicht dein Er–«

»Ich muss auflegen. Ich hab noch zu tun.« Ich beendete das Gespräch, dann zog ich die Schublade auf, in der mein Handy lag.

»Hey.« Mark Garrity lehnte sich über die Trennwand meines Arbeitsplatzes und bedachte mich mit seinem charmant-ironischen Lächeln. »Können wir loslegen?«

»Äh …« Mein Finger schwebte über Dads Kurzwahltaste. Ich war hin und her gerissen zwischen meinem Pflichtgefühl – meiner Arbeit – und dem Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass mein Dad von mir persönlich die Neuigkeit erfuhr. Normalerweise hätte ich nicht lange überlegen müssen. Ich liebte meinen Job viel zu sehr, um ihn durch Nachlässigkeit aufs Spiel zu setzen. Aber seit mein Dad sich wieder mit meiner Mom eingelassen hatte, war er durch den Wind, und ich machte mir Sorgen um ihn. Er war nicht der Typ dafür, leichtfertig mit einer verheirateten Frau zu schlafen, selbst wenn er sie liebte.

Ich legte mein Handy in die Schublade zurück. »Aber ja!«, erwiderte ich, schob meinen Stuhl vom Schreibtisch zurück und griff nach meinem Tablet.

Als ich meinen üblichen Platz vor Marks Schreibtisch einnahm, schickte ich von meinem Tablet aus eine kurze SMS an meinen Dad, dass ich ihm etwas Wichtiges mitzuteilen hätte und ihn gegen Mittag anriefe.

Mehr konnte ich nicht tun. Ich hoffte nur, es würde reichen.

3

»Du bist aalglatt, Mann.«

Ich blickte zu Arash auf, nachdem ich den Hörer wieder auf die Station gelegt hatte. »Bist du immer noch da?«

Der Anwalt lachte und lehnte sich auf meiner Bürocouch zurück. Der Anblick war nicht annähernd so verlockend wie der, den mir meine Frau vor nicht allzu langer Zeit dort geboten hatte.

»Dem Schwiegervater Honig um den Bart schmieren«, bemerkte er. »Ich bin beeindruckt. Und Eva wird wohl ebenfalls beeindruckt sein. Ich wette, das ist bei deinen Plänen fürs Wochenende mit einkalkuliert.«

Da hatte er verdammt recht. Aber ich musste auch etwas vorweisen können, wenn ich Eva nach San Diego folgte. »Sie ist übers Wochenende verreist. Und du musst jetzt in den Konferenzraum, bevor sie zu unruhig werden. Ich komme so schnell wie möglich nach.«

Er stand auf. »Ja, ich hab schon gehört, dass deine Mutter da ist. Dann kann der Hochzeitswahnsinn wohl beginnen. Wenn du dieses Wochenende frei hast, könnten wir uns doch heute Abend mit den üblichen Verdächtigen bei mir treffen, was meinst du? Das haben wir schon länger nicht mehr gemacht, und deine Tage als Junggeselle sind gezählt. Das heißt, eigentlich sind sie schon vorbei, aber das weiß ja niemand.«

Und er war durch seine Schweigepflicht gebunden.

Die Entscheidung fiel mir nicht schwer. »Ist gut. Um wie viel Uhr?«

»Gegen acht.«

Ich nickte, dann blickte ich zu Scott. Er begriff und stand auf, um zum Empfang zu gehen.

»Großartig«, grinste Arash. »Wir sehen uns beim Meeting.«

In den zwei Minuten, die mir noch blieben, schickte ich Angus eine Nachricht, dass es nach Kalifornien ging. Ich hatte dort einiges geschäftlich zu erledigen, und das diente mir als willkommener Vorwand, Eva zu folgen, die ihren Vater besuchen wollte. Nicht, dass ich einen brauchte.

»Gideon.«

Unwillkürlich ballte ich die Fäuste, als meine Mutter eintrat.

Scott folgte ihr und fragte: »Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nichts bringen soll, Mrs. Vidal? Vielleicht einen Kaffee? Oder ein Glas Wasser?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich habe alles, was ich brauche.«

»Ist gut.« Lächelnd ging er und zog die Tür hinter sich zu.

Ich drückte auf den Knopf, der die Glaswand zum Hauptgang verdunkelte, sodass uns niemand von außen sehen konnte. Meine Mutter trat näher. In ihrer dunkelblauen Hose und der weißen Bluse wirkte sie schlank und elegant. Sie hatte ihre ebenholzschwarzen Haare zu einem schmalen Knoten im Nacken zusammengebunden, was ihr makelloses Gesicht betonte, das mein Vater einst so geliebt hatte. Auch ich hatte es geliebt. Jetzt fiel es mir schwer, sie auch nur anzusehen.

Und da wir uns so ähnlich sahen, konnte ich manchmal kaum in den Spiegel blicken.

»Hallo, Mutter. Was führt dich hierher?«

Sie stellte ihre Tasche auf den Rand meines Schreibtischs. »Warum trägt Eva meinen Ring?«

Sofort zerstob der winzige Anflug von Hoffnung. »Es ist mein Ring. Und die Antwort auf deine Frage ist doch klar: Sie trägt den Ring, weil ich ihn ihr bei meinem Antrag geschenkt habe.«

»Gideon« – sie straffte die Schultern –, »du weißt nicht, worauf du dich bei ihr einlässt.«

Ich zwang mich, sie weiterhin anzuschauen. Ich hasste es, wenn sie mich mit schmerzerfülltem Blick ansah. Ihre blauen Augen waren meinen so ähnlich. »Für so was habe ich keine Zeit. Ich habe ein wichtiges Meeting für dich verschoben.«

»Ich hätte dich auch nicht bei der Arbeit gestört, wenn du mich mal zurückrufen oder nach Hause kommen würdest!« Sie presste missbilligend ihre hübschen rosa Lippen zusammen.

»Es ist nicht mein Zuhause.«

»Sie benutzt dich doch nur, Gideon.«

Ich griff nach meinem Jackett. »Das hatten wir doch schon.«

Sie verschränkte defensiv die Arme. Ich kannte meine Mutter; sie hatte gerade erst angefangen. »Sie hat was mit diesem Sänger, diesem Brett Kline. Wusstest du das? Und sie hat eine hässliche Seite, die du noch nie zu Gesicht bekommen hast. Neulich Abend war sie geradezu bösartig mir gegenüber.«

»Ich werde mit ihr reden.« Ich ruckte energisch an den Revers meines Jacketts und ging zur Tür. »Sie sollte nicht ihre Zeit verschwenden.«

Meine Mutter holte scharf Luft. »Ich will dir doch nur helfen.«

»Dafür ist es ein bisschen zu spät, findest du nicht?«

Ich warf ihr einen Blick zu, der sie zurückweichen ließ. »Ich weiß, Geoffreys Tod war schwer für dich. Es war für uns alle eine schwierige Zeit. Ich habe versucht, dir –«

»Auf gar keinen Fall fängst du jetzt damit an!«, zischte ich, rasend vor Zorn, dass sie in meinem Büro etwas derart Persönliches wie den Selbstmord meines Vaters zur Sprache brachte. Dass sie es überhaupt erwähnte. »Du bist einfach hier hereingeplatzt und hast mir den Morgen verdorben. Ich will dir mal eines ganz deutlich sagen: Wenn du meinst, du müsstest Eva bekämpfen, bitte. Du wirst niemals am Ende die Siegerin sein.«

»Du hörst mir einfach nicht zu!«

»Nichts, was du sagst, könnte irgendetwas verändern. Falls sie wirklich nur auf mein Geld aus wäre, würde ich ihr mit Freuden jeden Cent schenken. Und wenn sie einen anderen wollte, würde ich sie dazu bringen, ihn zu vergessen.«

Fahrig hob sie die Hand, um ihre Frisur zu glätten, obwohl keine einzige schimmernde Strähne sich gelöst hatte. »Ich will doch nur dein Bestes, und sie rührt Dinge auf, die wir schon seit langer Zeit ruhen lassen. Die Beziehung kann einfach nicht gut für dich sein. Sie spaltet unsere Familie, was –«

»Wir haben uns schon sehr lange entfremdet, Mutter. Eva hat nichts damit zu tun.«

»Aber ich wünschte, es wäre anders.« Sie streckte die Hand aus und trat näher zu mir. Eine schwarze Perlenkette lugte durch den Kragen ihrer Bluse, und eine saphirbesetzte Patek Philippe schmückte ihr Handgelenk. Nach dem Tod meines Vaters hatte sie sich nicht dazu aufgerafft, weiterzumachen, sondern alle Brücken hinter sich abgebrochen und ein vollkommen neues Leben angefangen. Ohne einen einzigen Blick zurück. »Du fehlst mir. Ich hab dich lieb.«

»Das reicht nicht.«

»Das ist nicht fair, Gideon. Du willst mir einfach keine Chance geben.«

»Angus steht dir zur Verfügung, falls du nach Hause gebracht werden willst.« Ich umfasste den Türgriff und zögerte. »Komm nicht mehr her, Mutter. Ich will nicht mit dir streiten. Es ist das Beste für uns beide, wenn du dich einfach von mir fernhältst.«

Ich ließ die Tür hinter mir offen und ging zielstrebig zum Konferenzraum.

»Das Foto ist heute gemacht worden?«

Ich blickte zu Raúl auf, der vor meinem Schreibtisch stand. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und hatte den unverwandten, wachsamen Blick eines Mannes, dessen Beruf es ist, alles zu sehen und zu hören.

»Ja«, antwortete er. »Vor nicht mal einer Stunde.«

Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Foto vor mir zu. Es fiel mir schwer, es anzusehen. Der Anblick ihres fuchsartigen Gesichts mit dem scharf geschnittenen Kinn und den

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