Crossfire Hingabe - Seite 2
einfach von ihm fern, verdammt noch mal.«
»Das ist auch keine Lösung.« Sie grub ihre Fingernägel in meine Taille. »Ich bin innerlich zersprungen, Gideon, das weißt du doch. Ich füge gerade wieder meine Einzelteile zusammen.«
Ich liebte sie so, wie sie war. Warum reichte das nicht?
»Dank dir bin ich stärker als je zuvor«, fuhr sie fort, »aber es gibt noch Risse, und wenn ich sie entdecke, muss ich herausfinden, woher sie kommen und wie ich sie wieder reparieren kann. Für immer.«
»Was zum Teufel soll das heißen?« Ich fuhr ihr mit den Händen unter ihr Oberteil, wollte ihre nackte Haut spüren.
Sie erstarrte und drückte mich weg, wies mich zurück. »Nein, Gideon …«
Ich verschloss ihren Mund mit meinen Lippen. Hob sie hoch und bettete sie auf den Boden. Als sie sich wehrte, knurrte ich: »Kämpf nicht gegen mich an.«
»Du kannst nicht einfach alles wegvögeln.«
»Ich will nur dich vögeln.« Mit beiden Daumen schob ich ihr den Bund ihrer Shorts nach unten. Ich wollte unbedingt in ihr sein, sie besitzen, spüren, wie sie sich mir ergab. Alles, um die Stimme in meinem Kopf zu ersticken, die mir sagte, dass ich es vermasselt hatte. Wieder einmal. Und dass mir diesmal nicht verziehen würde.
»Lass mich los.« Sie rollte sich auf den Bauch.
Ich umschlang ihre Hüften, als sie von mir wegkriechen wollte. Sie konnte mich abschütteln, wie sie es geübt hatte, und sie konnte mich mit einem Wort stoppen. Mit ihrem Safeword.
»Crossfire.«
Eva erstarrte beim Klang meiner Stimme und dem einen Wort, das den Aufruhr der Gefühle verbergen sollte, mit dem sie mich vernichtet hatte.
Da, im Auge des Sturms, machte es Klick. Eine intensive, vertraute Stille explodierte in mir und erstickte die Panik, die mein Vertrauen erschüttert hatte. Ich rührte mich nicht, sondern nahm nur das abrupte Verstummen meines inneren Aufruhrs wahr. Es war schon lange her, seit ich das letzte Mal das schwindelerregende Kippen von Chaos in Kontrolle erlebt hatte. Nur Eva konnte mich so tief erschüttern und in eine Zeit zurückkatapultieren, als ich der Gnade anderer ausgeliefert war.
»Du hörst jetzt auf, gegen mich anzukämpfen«, sagte ich ruhig. »Und ich werde mich entschuldigen.«
Daraufhin wurde sie weich. Ihre Kapitulation kam prompt und bedingungslos. Ich hatte wieder die Oberhand.
Ich zog sie zu mir hoch, sodass sie auf meinen Oberschenkeln saß. Ich durfte nicht die Kontrolle verlieren, das ertrug Eva nicht. Wenn ich durchdrehte, zerbrach etwas in ihr, was mich noch mehr erschütterte. Es war ein Teufelskreis, den ich unbedingt unterbrechen musste.
»Es tut mir leid.« Dass ich ihr wehgetan hatte. Dass ich die Kontrolle über die Situation verloren hatte. Nach dem Albtraum war ich aufgewühlt gewesen – was sie gespürt hatte –, und als sie mir sofort mit Kline kam, blieb mir nicht genug Zeit, mich zusammenzureißen.
Ich würde mich mit ihm befassen. Ich würde sie mir nicht wegnehmen lassen. Basta. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
»Ich brauche deine Unterstützung, Gideon.«
»Du musst ihm sagen, dass du jetzt verheiratet bist.«
Sie drückte ihre Schläfe an meine Wange. »Das werde ich.«
Ich setzte sie bequemer auf meinen Schoß, lehnte mich an die Wand und umarmte sie fester. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals, und in meiner Welt rückte alles wieder an seinen rechten Platz.
Ihre Hand glitt über meine Brust. »Ace …«
Diesen lockenden Unterton kannte ich nur zu gut. Sofort wurde ich steif, mein Blut heiß und zähflüssig. Es machte Eva scharf, sich mir zu unterwerfen, und ihre Reaktion turnte wiederum mich an wie nichts anderes.
Ich fuhr ihr mit der Hand durchs Haar, und als ich meine Faust um ihre weichen goldenen Strähnen ballte, sah ich, wie ihre Lider bei dem sanften Zug meiner Hand schwer wurden. Sie war gebändigt, meiner Gnade ausgeliefert, und das liebte sie. Sie brauchte es genauso, wie ich es brauchte.
Ich küsste sie.
Dann nahm ich sie.
Während Angus Eva und mich zur Arbeit fuhr und ich durch meinen Terminkalender scrollte, fiel mir der Acht-Uhr-dreißig-Flug meiner Frau ein.
Ich sah sie an. »Du fliegst mit einem der Jets nach Kalifornien.«
Sie hatte aus dem Fenster des Bentley gesehen und so begierig wie immer die Bilder der Stadt in sich aufgenommen. Jetzt wandte sie mir ihren Blick zu.
Ich war in New York geboren. Ich war in der Innenstadt und deren Umgebung aufgewachsen, und schließlich hatte ich angefangen, sie mir zu eigen zu machen. Irgendwann hatte ich sie nicht mehr wahrgenommen. Doch durch Evas Interesse und Freude an meiner Heimatstadt war auch mein Interesse wieder geweckt. Zwar betrachtete ich sie nicht mit derselben Begeisterung wie Eva, sah sie aber trotzdem mit neuen Augen.
»Ach wirklich?«, fragte sie spröde, ihr Blick strafte sie allerdings Lügen.
Diese Nimm-mich-Aufforderung machte mich sofort wieder scharf.
»Ja.« Ich schloss meine Tablet-Tasche. »Es ist schneller, bequemer und sicherer.«
Sie verzog ihre Lippen. »Na dann.«
Ihr provokantes Lächeln stachelte mich an, weckte den Drang in mir, sie so gründlich und verboten zu nehmen, bis sie sich mir völlig ergab.
»Dann sag du Cary Bescheid«, fuhr sie fort und schlug ihre Beine neu übereinander, sodass ich kurz einen Blick auf die Spitzenbordüre ihrer Strümpfe und ihr Strumpfband erhaschte.
Sie trug eine ärmellose rote Bluse und einen weißen Rock zu hohen Sandaletten. Vollkommen angemessene Kleidung fürs Büro, die durch ihre Trägerin einen Hauch von Sex-Appeal bekam. Das instinktive Wissen, dass wir beide perfekt zusammenpassten, für einander geschaffen waren, verband uns wie sirrende Stromblitze.
»Frag mich doch, ob ich mitkomme«, sagte ich, weil mir die Vorstellung zuwider war, ein ganzes Wochenende ohne sie auskommen zu müssen.
Ihr Lächeln verblasste. »Das kann ich nicht. Wenn ich bekannt gebe, dass wir verheiratet sind, dann muss ich es Cary als Erstem sagen, und das kann ich nicht, wenn du dabei bist. Er soll sich nicht wie ein Außenseiter in dem Leben fühlen, das ich mit dir aufbauen will.«
»Aber ich will auch nicht der Außenseiter sein.«
Sie verschränkte ihre Finger mit meinen. »Wenn wir Zeit allein mit unseren Freunden verbringen, sind wir doch immer noch ein Paar.«
»Ich möchte lieber Zeit mit dir verbringen. Du bist der interessanteste Mensch, den ich kenne.«
Sie starrte mich mit großen Augen an. Dann plötzlich kam Bewegung in sie: Bevor ich michs versah, schob sie ihren Rock hoch und setzte sich rittlings auf mich. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, drückte ihren vom Lipgloss ganz feuchten Mund auf meinen und küsste mich wie wahnsinnig.
»Mmmm«, stöhnte ich, als sie sich leicht keuchend von mir löste. Meine Finger umfassten die großzügige Kurve ihres prächtigen Hinterns. »Mach das noch mal.«
»Ich bin gerade unheimlich scharf auf dich«, hauchte sie und rieb meine Lippen mit ihrem Daumen ab.
»Damit kann ich leben.«
Sie lachte kehlig, und ihr warmer Atem umhüllte mich. »Ich fühl mich gerade so wundervoll.«
»Besser als eben im Flur?« Ihre Freude war ansteckend. Wenn ich die Zeit hätte anhalten können, hätte ich diesen Moment gewählt.
»Nein, anders wundervoll.« Ihre Fingerspitzen hüpften leicht auf meinen Schultern. Sie strahlte geradezu, wenn sie glücklich war, und erhellte durch ihre Freude alles um sie herum. Selbst mich. »Das war das schönste Kompliment, das du mir je gemacht hast, Ace. Vor allem, weil es von dem berühmten Gideon Cross kommt. Schließlich triffst du jeden Tag faszinierende Menschen.«
»Und wünsche, sie würden einfach verschwinden, damit ich wieder zu dir kann.«
Ihre Augen funkelten. »Gott, ich liebe dich so sehr, dass es schon wehtut.«
Meine Hände zitterten, daher grub ich sie in ihre Schenkel, damit sie es nicht bemerkte. Mein Blick wanderte suchend nach einem Punkt, an dem ich mich festhalten konnte.
Wenn sie nur gewusst hätte, was sie mit diesen drei kleinen Wörtern bei mir auslöste.
Sie umarmte mich. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, murmelte sie.
»Alles. Alles, was du willst.«
»Lass uns eine Party schmeißen.«
Ich nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Ja, großartig. Ich häng schon mal die Schaukel auf.«
Eva löste sich von mir und schubste mich an der Schulter. »Doch nicht so eine Party, du Schuft.«
Ich seufzte. »Schade.«
Sie warf mir ein verschmitztes Lächeln zu. »Ich könnte dir die Schaukel im Tausch gegen eine Party anbieten.«
»Ah, jetzt wird’s interessant.« Ich lehnte mich zurück, weil ich unser Geplänkel mehr als genoss. »Dann erzähl mal, was dir vorschwebt.«
»Wir laden deine und meine Freunde ein, und Alkohol gibt’s natürlich auch.«
»Okay.« Ich wog die Möglichkeiten ab. »Aber nur unter einer Bedingung: Ich bestehe auf einen Quickie in irgendeiner dunklen Ecke während der Party.«
Als sie schnell schluckte, musste ich insgeheim lächeln. Wie gut ich meinen Engel doch kannte! Es war völlig untypisch für mich, dass ich ihren geheimen Exhibitionismus teilte, und das verblüffte mich zwar, störte mich aber nicht im Geringsten. Ich hätte um keinen Preis die Augenblicke missen wollen, in denen nichts anderes zählte als mein Schwanz in ihrem warmen, einladenden Inneren.
»Du bist ein harter Verhandlungspartner«, sagte sie.
»So soll es sein.«
»Nun denn.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Dann kriegst du deinen Quickie, aber nur, wenn ich dir unter dem Tisch einen runterhole.«
Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. »Angezogen«, konterte ich.
Eine Art Schnurren ertönte zwischen uns. »Ich denke, das möchten Sie sich vielleicht noch mal durch den Kopf gehen lassen, Mr. Cross.«
»Ich denke, Sie müssen sich schon etwas mehr Mühe geben, um mich zu überzeugen, Mrs. Cross.«
Wie immer war es mit niemandem so anregend zu verhandeln wie mit ihr.
Wir trennten uns im zwanzigsten Stock, wo sie den Aufzug verließ und ins Foyer von Waters Field & Leaman trat. Ich wollte sie dazu bringen, in meinem Team mitzuarbeiten. Das war ein Ziel, an dem ich täglich arbeitete.
Als ich in mein Büro kam, saß mein Assistent schon an seinem Schreibtisch.
»Guten Morgen«, sagte Scott und stand auf. »Die PR-Abteilung hat vor ein paar Minuten angerufen, weil sie ungewöhnlich viele Anfragen wegen einer angeblichen Verlobung von Ihnen und Mrs. Tramell bekommen. Sie möchten wissen, was sie verlautbaren sollen.«
»Sie sollen es bestätigen.« Ich ging an ihm vorbei zur Garderobe hinter meinem Schreibtisch.
Er folgte mir. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke.« Ich streifte mein Jackett ab und hängte es über einen Haken. Als ich mich zu ihm umwandte, sah er mich grinsend an.
Scott Reid erledigte seine unzähligen Aufgaben für mich mit stiller Effizienz, was dazu führte, dass andere ihn oft unterschätzten oder gar nicht wahrnahmen. Bei mehr als einer Gelegenheit hatten sich seine detaillierten Beobachtungen über bestimmte Personen als äußerst erhellend erwiesen. Er bekam von mir ein überaus großzügiges Gehalt, damit er nicht abgeworben wurde.
»Miss Tramell und ich werden noch vor Ende des Jahres heiraten«, informierte ich ihn. »Alle Anfragen zu Interviews oder Fototerminen mit einem von uns sollen nur über Cross Industries laufen. Und sagen Sie auch der Security unten Bescheid. Niemand sollte zu ihr vordringen, ohne dass ich vorher kontaktiert wurde.«
»Ich sage ihnen Bescheid. Mr. Madani wollte informiert werden, sobald Sie im Büro sind. Er würde vor dem Meeting heute Morgen gerne noch kurz mit Ihnen sprechen.«
»Einverstanden. Jederzeit.«
»Großartig«, sagte Arash Madani, der gerade eintrat. »Früher warst du manchmal schon vor sieben Uhr morgens hier. Du lässt nach, Cross.«
Ich bedachte meinen Anwalt mit einem warnenden Blick, allerdings ohne großen Nachdruck. Arash lebte für seine Arbeit und war auch verdammt gut, deshalb hatte ich ihn seinem früheren Arbeitgeber weggeschnappt. Er war der gewiefteste Anwalt, dem ich je begegnet war, und das hatte sich, seit er vor Jahren hier angefangen hatte, nicht geändert.
Ich wies auf einen der beiden Stühle vor meinem Schreibtisch, setzte mich und wartete, bis er selbst Platz genommen hatte. Sein dunkelblauer Anzug war schlicht, aber maßgeschneidert, und sein Lockenkopf war mit einem meisterhaften Haarschnitt gebändigt worden. Seine dunkelbraunen Augen strahlten Intelligenz und Scharfsinn aus, und sein Lächeln war eher warnend als freundlich. Er war nicht nur mein Angestellter, sondern auch mein Freund, und ich wusste seine Direktheit zu schätzen.
»Wir haben ein recht vernünftiges Angebot für die Immobilie auf der Thirty-Sixth bekommen«, verkündete er.
»Ach ja?« Mehr brachte ich nicht hervor, weil mich ein Wust an Gefühlen bestürmte. Solange ich das von Eva so gehasste Hotel besaß, blieb es ein Problem. »Das ist gut.«
»Das ist seltsam«, gab Arash zurück und stützte den linken Fuß auf sein rechtes Knie, »wenn man bedenkt, dass der Markt sich nur schwerfällig erholt. Ich musste mich erst durch mehrere Schichten bohren, bis ich entdeckte, dass das Angebot von einer Tochtergesellschaft der LanCorp kommt.«
»Interessant.«
»Unverschämt. Landon weiß, dass das nächsthöchste Gebot viel tiefer liegt – etwa um zehn Millionen. Ich empfehle, die Immobilie vom Markt zu nehmen und sie in ein, zwei Jahren noch mal anzubieten.«
»Nein.« Ich lehnte mich zurück und winkte ab. »Soll er es haben.«
Arash blinzelte. »Willst du mich verarschen? Warum willst du dieses Hotel so dringend loswerden?«
Weil es meiner Frau ein Dorn im Auge ist. »Ich habe meine Gründe.«
»Genau das sagtest du auch, als ich dir vor ein paar Jahren zum Verkauf riet und du dich entschieden hast, stattdessen Millionen für die Renovierung zu verschleudern. Und nun, wo sich die Ausgaben endlich rentieren, willst du es auf einem immer noch labilen Markt loswerden, und zwar an einen Typen, der deinen Kopf will?«
»Für den Verkauf einer Immobilie in Manhattan gibt es gar keinen schlechten Zeitpunkt.« Und ganz gewiss gab es keinen schlechten Zeitpunkt, etwas loszuwerden, was Eva meine »Fick-Suite« nannte.
»Es gibt aber bessere Zeitpunkte, das weißt du ganz genau. Und Landon weiß das auch. Wenn du an ihn verkaufst, gibt ihm das nur Auftrieb.«
»Gut. Vielleicht erhöht er seinen Einsatz.«
Ryan Landon hatte noch eine Rechnung mit mir offen, was ich ihm nicht verdenken konnte. Mein Vater hatte das Vermögen der Landons beträchtlich vermindert, und Ryan wollte, dass ein Cross dafür büßte. Er war nicht der erste Geschäftsmann und würde auch nicht der letzte sein, der sich wegen meines Vaters an mir rächen wollte, aber er war der hartnäckigste. Und er war jung und hatte somit noch viele Jahre, um sich seiner Aufgabe zu widmen.
Ich blickte auf Evas Foto auf meinem Schreibtisch. Alles andere war sekundär.
»Hey«, sagte Arash und hob in gespielter Kapitulation die Hände, »es ist dein Unternehmen. Ich wollte nur wissen, ob sich die Regeln geändert haben.«
»Nichts hat sich geändert.«
»Wenn du das wirklich glaubst, Cross, dann bist du schon weiter neben der Spur, als ich dachte. Während Landon an deinem Bankrott arbeitet, liegst du faul am Strand.«
»Hör auf, mich wegen eines freien Wochenendes anzumachen, Arash.« Ich hätte es jederzeit wiederholt. Die Tage mit Eva auf den Outer Banks waren wie ein gottverdammter Traum gewesen, den ich niemals zu träumen gewagt hatte.
Ich stand auf und ging zum Fenster. Die Geschäftsräume der LanCorp lagen in einem Wolkenkratzer zwei Blocks weiter, und Ryan Landons Büro hatte einen Panoramablick auf das Crossfire Building. Ich vermutete, dass er jeden Tag mehr als nur ein paar Minuten auf mein Büro starrte und über seinen nächsten Schachzug nachdachte. Hin und wieder starrte ich zurück und forderte ihn heraus, mehr Einsatz zu zeigen.
Mein Vater war ein Krimineller gewesen, der unzählige Existenzen zerstört hatte. Aber er war auch derjenige gewesen, der mir beigebracht hatte, Fahrrad zu fahren und meinen Namen mit Stolz zu tragen. Ich konnte Geoffrey Cross’ Reputation nicht retten, doch ich wollte verdammt sein, wenn ich nicht das schützte, was ich aus seinen Trümmern wieder aufgebaut hatte.
Arash kam zu mir ans Fenster. »Ich will ja nicht sagen, dass ich mich nicht auch mit einer Frau wie Eva Tramell verkriechen würde, wenn ich könnte. Aber ich hätte immer mein gottverdammtes Handy dabei. Vor allem, wenn ich mitten in einer Verhandlung zu einem Riesendeal steckte.«
Ich erinnerte mich daran, wie geschmolzene Schokolade auf Evas Haut schmeckte, und dachte, nicht mal ein Hurrikan, der jede einzelne Schindel vom Dach gefegt hätte, hätte meine Aufmerksamkeit von ihr abgelenkt. »Jetzt kriege ich richtig Mitleid mit dir.«
»Der Kauf dieser Software durch LanCorp macht ganze Jahre, die du in Forschung und Entwicklung gesteckt hast, null und nichtig. Und er wird langsam größenwahnsinnig.«
Genau das brachte Arash in Rage: dass Landon sich in seinem Erfolg suhlte. »Ohne die PosIT-Hardware ist die Software nahezu wertlos.«
Er warf mir einen Blick zu. »Ach wirklich?«
»Tagesordnungspunkt Nr. 3.«
Er sah mich an. »Auf meinem Exemplar steht: Abschluss steht noch aus.«
»Nun, auf meinem steht: PosIT. Reicht dir das?«
»Verdammt.«
Das Telefon auf meinem Schreibtisch meldete sich, gefolgt von Scotts Stimme aus dem Lautsprecher. »Mehreres, Mr. Cross. Zunächst einmal ist Miss Tramell auf Leitung eins.«
»Danke, Scott.« Mit Jagdfieber im Blut strebte ich zum Telefon. Wenn wir PosIT übernahmen, konnte Landon wieder ganz von vorn anfangen. »Sobald ich fertig bin, möchte ich sofort mit Victor Reyes sprechen.«
»Verstanden. Außerdem ist Mrs. Vidal am Empfang«, fuhr Scott fort. Ich erstarrte. »Soll ich das Morgenmeeting verschieben?«
Ich blickte durch die Glaswand, die mein Büro vom Rest der Geschäftsräume trennte, obwohl ich meine Mutter von hier aus nicht sehen konnte. Unwillkürlich ballte ich die Fäuste. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich noch zehn Minuten hatte – und meine Frau am Telefon. Ich hatte gute Lust, meine Mutter warten zu lassen, bis ich sie zwischen meine Termine schieben konnte und nicht sie mich, aber das verdrängte ich.
»Geben Sie mir zwanzig Minuten«, erwiderte ich. »Ich will zuerst mit Miss Tramell und mit Reyes sprechen, dann können Sie Mrs. Vidal zu mir reinlassen.«
»Alles klar.«
Ich zögerte einen Moment. Dann nahm ich den Hörer und drückte auf den blinkenden Knopf.
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»Mein Engel.«
Gideons Stimme hatte auf mich immer noch dieselbe mächtige Wirkung wie bei unserer ersten Begegnung. Sie war kultiviert und gleichzeitig rauchig und sinnlich – und brachte mich sowohl in der Dunkelheit meines Schlafzimmers als auch am Telefon, wo sein unvergleichlich schönes Gesicht mich nicht ablenken konnte, völlig aus dem Konzept.
»Hi.« Ich rollte mit meinem Drehstuhl näher an den Schreibtisch. »Ich hoffe, ich störe nicht?«
»Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da.«
Irgendetwas an seiner Stimme alarmierte mich. »Ich kann auch später noch