After Passion - Kapitel 1
ZUM BUCH
Tessa Young ist attraktiv und klug. Und sie ist ein Good Girl. An ihrem ersten Tag an der Washington State University trifft sie Hardin Scott. Er ist unverschämt und unberechenbar. Er ist ein Bad Guy. Er ist genau das Gegenteil von dem, was Tessa sich für ihr Leben wünscht. Und er ist sexy, gutaussehend und zieht Tessa magisch an. Sie kann nicht anders. Sie muss ihn einfach lieben. Und sie wird nie wieder die sein, die sie einmal war.
ZUR AUTORIN
Anna Todd lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann im texanischen Austin. Sie haben nur einen Monat nach Abschluss der Highschool geheiratet. Anna war schon immer eine begeisterte Leserin und ein großer Fan von Boygroups und Liebesgeschichten. In ihrem Debütroman AFTER PASSION konnte sie ihre Leidenschaften miteinander verbinden und sich dadurch einen Lebenstraum erfüllen. Anna Todd ist online zu finden unter: AnnaToddBooks.com, twitter.com/Imaginator1dx, instagram.com/imaginator1d und auf Wattpad als Imaginator1D.
ANNA TODD
AFTER
passion
Roman
Band 1
Aus dem Amerikanischen
von Corinna Vierkant-Enßlin
und Julia Walther
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Die Originalausgabe AFTER (The After Series, Band 1)
erschien bei Gallery Books,
a division of Simon & Schuster, Inc., New York.
Deutsche Erstausgabe 03/2015
Copyright © 2014 by Anna Todd, vertreten durch Wattpad
Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Anne Tente
Umschlaggestaltung: Zero Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © FinePic, München
Satz: Leingärtner, Nabburg
e-ISBN: 978-3-641-16266-5
www.heyne.de
Für meine Leser,
die von Anfang an dabei waren,
voller Liebe und Dankbarkeit.
Ihr seid mein Ein und Alles.
Prolog
Das College schien immer so wichtig zu sein, als würde es über den Wert und die Zukunft eines Menschen entscheiden. Wir leben in einer Zeit, in der einen die Leute zuerst fragen, wo man studiert hat, bevor sie sich nach dem Nachnamen erkundigen. Von klein auf hat man mich richtig darauf gedrillt, mich um meine Ausbildung zu kümmern. Das wurde für mich irgendwann so wichtig, dass meine Arbeit schon fast an Besessenheit grenzte. Seit dem ersten Tag an der Highschool drehte es sich bei jedem Fach und jedem Projekt nur darum, ob ich es später aufs College schaffe. Und nicht auf irgendeins – nein, meine Mutter hatte sich in den Kopf gesetzt, dass ich auf die Washington Central University gehen müsste, dieselbe Uni, an der sie selbst studiert aber keinen Abschluss gemacht hatte.
Ich hatte ja keine Ahnung, dass es auf dem College nicht nur ums Studieren geht. Nie hätte ich gedacht, dass mir die Auswahl der Kurse fürs erste Semester nur wenige Monate später völlig unwichtig vorkommen würde. Ich war ganz schön naiv damals, und irgendwie bin ich es immer noch. Aber ich konnte ja nicht wissen, was mich erwartete. Die erste Begegnung mit meiner Mitbewohnerin war intensiv und seltsam, und die mit ihren wilden Freunden war noch komischer. Sie waren alle so anders als die Leute, mit denen ich bisher zu tun gehabt hatte. Ihr Aussehen schüchterte mich ein, und es verwirrte mich, dass ihnen Regeln und Strukturen egal waren. Ich machte schon bald bei ihrem Wahnsinn mit – und genoss es …
Und dann schlich er sich in mein Herz.
Von unserer ersten Begegnung an veränderte Hardin mein Leben, wie es kein Kurs je gekonnt hätte. Mein Leben ähnelte plötzlich den Filmen, die ich als Teenie angesehen hatte, und diese lächerlichen Geschichten waren auf einmal Realität für mich. Hätte ich irgendetwas anders gemacht, wenn ich gewusst hätte, was passieren würde? Ich bin mir nicht sicher. Ich würde diese Frage gerne mit einem klaren Ja oder Nein beantworten, aber ich kann es nicht. Manchmal bin ich einfach nur dankbar und verliere mich völlig in meiner Leidenschaft, sodass ich nicht mehr klar urteilen kann und nur ihn sehe. Dann wieder denke ich daran, wie weh er mir getan hat, spüre die Trauer um die Person, die ich mal war, wie einen Stachel, denke an die chaotischen Momente, in denen ich das Gefühl hatte, meine Welt steht Kopf – dann ist die Antwort nicht mehr so einfach, wie sie mal war.
Nur eins weiß ich ganz sicher: Mein Leben und mein Herz werden nie mehr so sein wie vorher. Nicht, nachdem Hardin hineingestürmt ist.
1
Gleich müsste mein Wecker klingeln. Ich liege schon die halbe Nacht wach, zähle die Fugen der Deckenverschalung und gehe in Gedanken meinen Stundenplan durch. Andere Leute zählen Schäfchen, ich plane. Meine Gedanken machen nie Pause, und auch der heutige Tag, der wichtigste in meinen achtzehn Lebensjahren, ist da keine Ausnahme.
»Tessa!«, höre ich meine Mutter von unten rufen. Stöhnend rolle ich mich aus meinem winzigen Bett. Ich stecke noch das Laken wieder zwischen Matratze und Bett und streiche es glatt, weil das der letzte Morgen ist, an dem ich das tun muss. Ab heute ist dieses Zimmer nicht mehr mein Zuhause.
»Bin schon auf!«, rufe ich zurück. Am Klappern der Küchenschränke merke ich, dass sie genauso aufgeregt und nervös ist wie ich. Ich habe einen richtigen Knoten im Magen, und auf dem Weg ins Bad wünsche ich mir, dass sich die Anspannung im Lauf des Tages legen wird. Mein ganzes bisheriges Leben habe ich auf den heutigen Tag hingearbeitet: meinen ersten Tag am College.
Seit Jahren fiebere ich auf diesen Moment hin. An den Wochenenden habe ich gelernt, um möglichst gut vorbereitet zu sein, während die anderen ausgingen, tranken – oder womit Teenager sich sonst eben gerne in Schwierigkeiten bringen. Ich nicht. Ich saß abends im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerfußboden und lernte, während meine Mutter mir nebenbei den neuesten Gossip erzählte und auf der Suche nach Beautytipps stundenlang den Shopping-Kanal laufen ließ.
Als die Zusage für meinen Studienplatz an der Washington Central University kam, war ich unendlich glücklich – und meine Mutter heulte vor Freude gefühlt mehrere Stunden lang. Irgendwie war ich schon stolz, dass sich die viele harte Arbeit gelohnt hatte. Ich war nicht nur vom College meiner Träume angenommen worden, sondern bekam aufgrund unseres geringen Einkommens genug Zuschüsse, dass ich nur einen kleinen Kredit aufnehmen musste. Ein einziges Mal, nur einen Moment lang, hatte ich überlegt, woanders als in Washington zu studieren. Doch als ich sah, wie alle Farbe aus dem Gesicht meiner Mutter wich und sie fast eine Stunde lang im Wohnzimmer auf und ab lief, versicherte ich ihr schnell, dass ich es nicht wirklich ernst gemeint hatte.
Sobald ich unter der Dusche stehe, entspannen sich meine verkrampften Muskeln etwas. Ich lasse das heiße Wasser auf meine Schultern prasseln und versuche, Ruhe in meine Gedanken zu bringen, was aber leider nicht wirklich funktioniert. Ich träume so lange, bis das warme Wasser nach Duschgel und Shampoo kaum noch reicht, um mir wenigstens die Unterschenkel zu rasieren.
Als ich mir ein Handtuch umwickle, ruft meine Mutter wieder nach mir. Weil ich weiß, dass sie nervös ist, verzeihe ich es ihr. Trotzdem nehme ich mir die Zeit zum Föhnen. Schließlich habe ich diesen Tag seit Monaten bis ins kleinste Detail geplant. Nur eine von uns beiden darf zum Nervenwrack werden, und damit nicht ich diejenige bin, muss ich mich genau an meinen Plan halten.
Meine Hände zittern, als ich den Reißverschluss meines Kleides schließen will. Ich hätte vermutlich etwas anderes angezogen, aber meine Mutter hat darauf bestanden. Endlich gewinne ich gegen den Verschluss und hole mir noch schnell meinen Lieblingspulli aus dem Schrank. Sobald ich angezogen bin, werde ich ruhiger, aber nur, bis ich einen kleinen Riss im Ärmel meines Sweaters entdecke. Ich werfe ihn aufs Bett und schlüpfe eilig in die Schuhe, weil ich weiß, dass meine Mutter mit jeder Sekunde, die vergeht, ungeduldiger wird.
Mein Freund Noah wird bald hier sein, um mitzufahren. Er ist ein Jahr jünger als ich, wird aber bald achtzehn. Noah ist toll, hat wie ich nur beste Noten, und – so aufregend! – er hat vor, nächstes Jahr auch zu mir an die WCU zu kommen. Wenn wir nur schon jetzt gemeinsam anfangen könnten, vor allem weil ich niemanden dort kenne. Aber Noah hat zum Glück versprochen, mich so oft wie möglich zu besuchen. Jetzt fehlt mir nur noch eine brauchbare Mitbewohnerin. Das ist schon alles, was ich will, und gleichzeitig das Einzige, was ich mit keinem Plan beeinflussen kann.
»Ther-eee-saaa!«
»Mutter, ich komm ja schon! Bitte schrei nicht so«, rufe ich auf dem Weg die Treppe hinunter. Noah sitzt meiner Mutter gegenüber am Tisch und starrt auf seine Armbanduhr. Sein blaues Poloshirt passt zu seinen hellblauen Augen, und die blonden Haare hat er mit Gel perfekt gestylt.
»Hey, College Girl!« Er steht auf und lächelt mich strahlend an. Er zieht mich an sich, und ich schließe den Mund, als ich sein intensives Aftershave rieche. Ja, damit übertreibt er es manchmal echt.
»Hallo.« Ich strahle ihn auch an, damit er nicht merkt, wie nervös ich bin, und binde meine dunkelblonden Haare zu einem Zopf.
»Liebling, die paar Minuten haben wir jetzt auch noch, dass du dir deine Haare richtig zurechtmachen kannst«, kommentiert meine Mutter.
Beim Blick in den Spiegel nicke ich. Sie hat recht. Heute sollte meine Frisur wirklich sitzen, und natürlich kann sie es nicht lassen, mich daran zu erinnern. Eigentlich hätte ich mir die Haare eindrehen sollen, so wie sie es gerne mag, als kleines Abschiedsgeschenk.
»Ich bring schon mal deine Taschen ins Auto«, bietet Noah an. Nachdem er mich schnell auf die Wange geküsst hat, verschwindet er mit dem Gepäck nach draußen, und meine Mutter folgt ihm.
Die zweite Runde Styling endet besser als die erste. Ein letztes Mal fahre ich mit der Fusselrolle über mein graues Kleid.
Als ich schließlich das Haus verlasse und aufs vollgepackte Auto zugehe, tanzen die Schmetterlinge in meinem Bauch wild herum, und ich bin froh, dass ich die zweistündige Fahrt über Zeit habe, sie zu verscheuchen.
Ich habe keine Ahnung, wie es auf dem College sein wird, und auf einmal kann ich nur noch an eins denken: Werde ich dort Freunde finden?
2
Ich würde gerne behaupten, dass die vertraute Landschaft auf der Fahrt durch Washington State mich beruhigt, oder dass sich ein Gefühl der Abenteuerlust in mir breitmacht. Stattdessen plane und organisiere ich die ganze Zeit wie besessen. Ich bekomme gar nicht richtig mit, wovon Noah eigentlich redet, aber ich weiß, dass er mich abzulenken versucht und sich für mich freut.
»Da sind wir!«, quiekt meine Mutter, als wir durch ein steinernes Tor auf den Campus einbiegen. Die eleganten alten Gebäude sehen genauso toll aus wie in den Broschüren und im Internet. Hunderte von Leuten stehen auf dem Gelände herum: Eltern, die ihre Kinder umarmen und sich mit einem Kuss von ihnen verabschieden, Grüppchen von Studienanfängern, von Kopf bis Fuß in WCU-Klamotten, und ein paar verloren wirkende Nachzügler. Die Größe des Campusgeländes schüchtert mich ganz schön ein, aber ich hoffe, dass ich mich nach ein paar Wochen hier zu Hause fühlen werde.
Meine Mutter besteht darauf, dass Noah und sie mich zur Einführungsveranstaltung begleiten. Sie schafft es tatsächlich, die ganzen drei Stunden über unentwegt zu lächeln, während Noah aufmerksam zuhört, ebenso wie ich.
»Bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen, würde ich gerne noch dein Zimmer sehen«, sagt meine Mutter, nachdem der offizielle Teil vorbei ist. »Nur um sicherzugehen, dass es dem Standard entspricht.« Ihr Blick wandert ziemlich missbilligend über das alte Gemäuer. Leider hat sie die Angewohnheit, an allem das Schlechte zu sehen. Um die Stimmung ein bisschen aufzulockern, lächelt Noah, und die Laune meiner Mutter wird besser.
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass du jetzt tatsächlich aufs College gehst! Meine einzige Tochter, eine Studentin, die allein auf dem Campus wohnt.« Sie tupft sich geziert die Augen ab, um ihr Make-up nicht zu verwischen. Noah folgt uns mit meinen Taschen, als wir suchend durch die Gänge irren.
»Wir müssen zu B22 … jetzt sind wir im C-Flügel«, erkläre ich. Zum Glück entdecke ich in diesem Moment ein großes B an der Wand. »Hier entlang«, rufe ich, als meine Mutter in die entgegengesetzte Richtung losstürmen will. Ich bin froh, dass ich nur ein paar Klamotten, eine Decke und ein paar Lieblingsbücher eingepackt habe. Sonst müsste Noah noch mehr schleppen und ich nachher eine Menge auspacken.
»B22«, schnauft meine Mutter. Ihre Absätze sind zu hoch für die Strecke, die wir hier laufen. Am Ende eines langen Ganges stecke ich schließlich den Schlüssel ins Schloss der alten Holztür, und als sie sich knarrend öffnet, schnappt meine Mutter hörbar nach Luft. Das Zimmer ist ziemlich klein, mit zwei Betten und zwei Schreibtischen. Erst auf den zweiten Blick nehme ich wahr, was meine Mutter so geschockt hat: Die