After forever - Kapitel 2
kostenloslesen.comtun. Zu viel für sie. Er war ständig an der Uni. Bald waren wir nur noch zu viert, ohne ihn, und zwischen deiner Mom und mir … na ja, ich habe mich immer heftiger verliebt, und auch sie interessierte sich mehr und mehr für mich.«
Vance hält kurz inne, um die Spur zu wechseln und die Lüftung aufzudrehen. Es ist immer noch stickig im Auto, und in meinem Kopf tobt ein verdammter Orkan, als er fortfährt.
»Ich habe sie immer geliebt – das wusste sie. Aber sie liebte ihn, und er war mein bester Freund.« Vance schluckt. »Im Laufe der Zeit wurde unser Verhältnis immer … intimer. Wir hatten da noch keinen Sex, aber wir gaben unseren Gefühlen nach.«
»Erspar mir die Details.« Ich balle meine Hände zu Fäusten und muss mich sehr zurückhalten, um ihn nicht zu unterbrechen.
»Okay, okay.« Er richtet den Blick starr auf die Straße. »Eins führte zum anderen, und irgendwann hatten wir eine echte Affäre. Ken ahnte nichts davon. Max und Denise hatten ihre Vermutungen, aber sie haben nie etwas gesagt. Ich habe deine Mom gebeten, ihn zu verlassen, weil er sie vernachlässigt hat. Ich weiß, das war mies, aber ich habe sie nun mal geliebt.«
Seine Brauen sind eng zusammengezogen. »Sie war der einzige Ausweg aus meinem damaligen selbstzerstörerischen Trip. Ken war mein Freund, aber meine Liebe zu ihr war größer. Das war sie immer.« Er atmet zischend aus.
»Und …«, dränge ich nach einem kurzen Schweigen.
»Als sie sagte, sie sei schwanger, dachte ich, jetzt würden wir zusammen durchbrennen und heiraten. Ich versprach ihr, keine Scheiße mehr zu bauen, wenn sie sich für mich entschied, und für sie da zu sein … und für dich.«
Ich spüre, dass sein Blick auf mir ruht, aber ich will ihn nicht ansehen.
»Aber deine Mom hielt mich für zu flatterhaft, und ich musste mir auf die Zunge beißen, als sie und dein … Ken erklärten, dass sie ein Kind erwarteten und noch in derselben Woche heiraten würden.«
Wie bitte? Ich sehe ihn an, doch er hat sich völlig in der Vergangenheit verloren.
»Ich wollte das Beste für sie. Ich konnte nicht ihren Ruf zerstören und Ken oder irgendwem die Wahrheit erzählen. Ich dachte immer, tief im Innern muss er wissen, dass ihr Kind nicht von ihm ist. Deine Mom hat damals geschworen, dass er sie seit Monaten nicht angerührt hatte.« Ich bemerke, wie Vance erschaudert. »Bei ihrer kleinen Hochzeit stand ich also da in meinem Anzug, als Trauzeuge von Ken. Ich wusste, dass er ihr gab, was ich ihr nicht bieten konnte. Ich hatte noch nicht mal vor, an die Uni zu gehen. Ich habe meine Zeit damit vertan, mich nach einer vergebenen Frau zu verzehren und in Passagen aus Romanklassikern zu schwelgen, die nie etwas mit meinem Leben zu tun haben würden. Ich hatte keinen Plan und kein Geld, und sie brauchte beides.« Er seufzt und versucht, die Erinnerung zu vertreiben.
Ich sehe ihn an und erschrecke über meine Gedanken. Ich presse eine Faust zusammen und löse sie, um mir die Bemerkung zu verkneifen.
Dann presse ich sie wieder zusammen und erkenne meine Stimme kaum, als ich frage: »Dann hat dich Mom zu ihrem Vergnügen benutzt und weggeworfen, weil du kein Geld hattest?«
Vance stößt die Luft aus. »Nein. Sie hat mich nicht benutzt.« Sein Blick streift mich. »Es sieht vielleicht so aus, aber sie musste an dich und an deine Zukunft denken. Ich war ein totaler Loser – zu nichts zu gebrauchen. Mit mir war einfach nichts los.«
»Und jetzt bist du Millionär«, bemerke ich bitter. Wie kann er sie immer noch verteidigen? Was ist los mit ihm? Doch dann muss ich an meine Mutter denken, die zwei Männer verloren hat, die später reich wurden, während sie für einen Hungerlohn schuftet und in einem schäbigen Haus wohnt.
Vance nickt. »Ja, aber das konnte damals niemand vorhersehen. Ken hatte sein Leben im Griff, ich nicht. Punkt.«
»Bis er anfing, sich jede Nacht die Kante zu geben.« Meine Wut flammt wieder auf. Ich glaube, ich werde sie nie los. Ich fühle mich so betrogen. Ich habe meine Kindheit mit einem verdammten Säufer verbracht, während Vance Highlife hatte.
»Auch das habe ich verbockt«, sagt dieser Mann, von dem ich so lange dachte, ich würde ihn kennen – wirklich kennen. »Ich habe viel durchgemacht, nachdem du auf der Welt warst, aber ich habe mich an der Uni eingeschrieben und deine Mom aus der Ferne geliebt …«
»Bis?«
»Bis zu deinem fünften Lebensjahr. Es war dein Geburtstag, und wir waren alle da. Du bist in die Küche gekommen und hast nach deinem Daddy gerufen …« Christians Stimme bricht, und ich presse die Faust noch fester zusammen. »Du hattest ein Buch im Arm, und eine Sekunde lang vergaß ich, dass du gar nicht mich meintest.«
Ich knalle die Faust aufs Armaturenbrett. »Lass mich raus«, rufe ich. Ich kann mir das nicht länger anhören. Das ist alles so verdammt abgefuckt, und ich packe das nicht.
Vance ignoriert meinen Ausbruch und fährt weiter durch die Wohnstraße. »An dem Tag bin ich ausgeflippt. Ich habe von deiner Mutter verlangt, Ken die Wahrheit zu sagen. Ich wollte einfach nicht mehr von Weitem zusehen, wie du groß wirst, und zu diesem Zeitpunkt stand auch schon fest, dass ich nach Amerika gehen würde. Ich habe sie gebeten, mitzukommen, mit dir, meinem Sohn.«
Meinem Sohn.
Mein Magen zieht sich zusammen. Ich sollte aus dem Auto springen. Ich blicke auf die malerischen Häuschen, die vorbeiziehen. Körperliche Schmerzen wären mir tausendmal lieber als diese Qual.
»Aber sie weigerte sich und erzählte von einem Test, den sie hatte machen lassen und … dass du letztlich doch nicht von mir wärst.«
»Was?« Ich reibe mir die Schläfen. Ich würde das Armaturenbrett mit meinem Schädel einschlagen, wenn es helfen würde.
Als ich zu ihm rübersehe, fällt mir auf, dass er hektisch nach rechts und links blickt und mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit durch die Wohngegend brettert. Er überfährt alle Ampeln und Stoppschilder, damit ich nicht aus dem Auto springen kann. »Ich nehme an, sie war in Panik. Ich weiß es nicht.« Er mustert mich. »Ich wusste, dass sie lügt – Jahre später hat sie zugegeben, dass es nie einen Test gegeben hat. Aber damals blieb sie hartnäckig. Sie sagte, ich solle die Sache auf sich beruhen lassen, und entschuldigte sich dafür, dass sie mir eingeredet hatte, du wärst mein Sohn.«
Ich blicke auf meine Faust. Schließen, öffnen, schließen, öffnen …
»Wieder verging ein Jahr, und irgendwann redeten wir wieder …«, fährt er fort, doch sein Ton ist merkwürdig.
»Du meinst, vögelten wir wieder miteinander.«
Wieder stößt er laut die Luft aus. »Ja … jedes Mal, wenn wir Kontakt hatten, machten wir den gleichen Fehler. Ken arbeitete viel, er lernte damals auf den Master, und sie war mit dir zu Hause. Du warst mir immer so ähnlich. Jedes Mal, wenn ich ins Haus kam, hast du mit der Nase in einem Buch gesteckt. Ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, aber ich habe dir immer Bücher mitgebracht. Ich habe dir meinen Großen Gats…«
»Hör auf.« Ich ertrage seinen Ton nicht, er weckt verschwommene Erinnerungen.
»So ging das über Jahre, und wir dachten, niemand wüsste davon. Es war meine Schuld. Ich konnte nie aufhören, sie zu lieben. Was ich auch tat, ich kam nicht von ihr los. Ich bin in eure Nachbarschaft gezogen, in das Haus gegenüber. Dein Vater wusste es. Ich weiß nicht, wie er es herausgefunden hat, aber es wurde immer offensichtlicher.« Nach einer Pause und einer Abbiegung fügt Vance hinzu: »Damals hat er angefangen zu trinken.«
Ich fahre hoch und schlage mit den flachen Händen auf das Armaturenbrett. Vance zuckt nicht mal. »Dann hast du mich mit einem Alkoholiker zurückgelassen, der nur wegen dir und Mom getrunken hat?« Meine Wut schnürt mir den Hals zu.
»Ich habe auf sie eingeredet, Hardin. Ich will nicht, dass du ihr die Schuld gibst, aber ich habe versucht, sie zu überreden, mit mir zu leben – sie wollte nicht.« Er fährt sich durchs Haar. »Dein Vater trank immer häufiger und immer mehr, aber sie gab immer noch nicht zu, dass du von mir warst – nicht mal mir gegenüber. Also bin ich gegangen. Ich musste einfach gehen.«
Er verstummt, und als ich ihn ansehe, blinzelt er heftig. Ich greife nach der Tür, doch er steigt aufs Gas und drückt mehrfach die Zentralverriegelung. Das Klicken hallt durch das Wageninnere.
Mit hohler Stimme setzt er wieder an: »Ich bin nach Amerika gezogen und habe jahrelang nichts von deiner Mom gehört, bis Ken sie schließlich verlassen hat. Sie hatte kein Geld und hat sich halb totgeschuftet. Ich verdiente mittlerweile ganz gut. Noch lange nicht so viel wie heute, aber es reichte. Ich bin nach England zurückgekehrt und habe ein Haus für uns gefunden, für uns drei. Ich habe mich um sie gekümmert, als er weg war, doch sie hat sich immer mehr von mir distanziert. Ken reichte von irgendwoher die Scheidung ein, doch sie wollte immer noch nichts Festes mit mir.« Vance schneidet eine Grimasse. »Nach allem, was ich getan habe, war ich ihr immer noch nicht gut genug.«
Ich erinnere mich daran, wie er uns aufgenommen hat, nachdem mein Vater verschwunden war, aber ich hatte mir nie etwas dabei gedacht. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er ein Verhältnis mit meiner Mutter hatte oder ich sein Sohn sein könnte. Mein Bild von meiner Mutter ist nun endgültig zerstört. Ich habe jeden Respekt für sie verloren.
»Als sie zurück in das alte Haus gezogen ist, habe ich euch weiterhin finanziell unterstützt, bin aber zurück nach Amerika gegangen. Irgendwann hat deine Mom die monatlichen Schecks zurückgeschickt und ging auch nicht mehr ans Telefon, also nahm ich an, sie hätte jemand Neues kennengelernt.«
»Hatte sie nicht. Sie hat nur immer gearbeitet.« Als Teenager war ich oft alleine, und deswegen bin ich auch an die falschen Leute geraten.
»Ich glaube, sie hat darauf gehofft, dass er zurückkommt«, sagt Vance schnell, dann verstummt er. »Aber er kam nie zurück. Er trank jahrelang, und eines Tages hörte er plötzlich damit auf. Ich habe lange nicht mit ihm geredet, doch er hat mich kontaktiert, als er in die Staaten zog. Er war trocken, und ich hatte gerade Rose verloren.
Rose war die erste Frau, die ich anschauen konnte, ohne Trish zu sehen. Sie war wundervoll und hat mich glücklich gemacht. Ich wusste, dass ich niemanden so lieben würde wie deine Mutter, aber mit Rose war ich zufrieden. Wir waren glücklich. Wir haben uns ein gemeinsames Leben aufgebaut, aber ich war verdammt … und sie wurde krank. Sie hat Smith zur Welt gebracht, und ich habe sie verloren …«
Ich schlucke. »Smith.« An ihn habe ich noch gar nicht gedacht. Was heißt das? Fuck.
»Durch dieses kleine Genie habe ich eine zweite Chance bekommen, Vater zu sein. Er hat mich wieder aufgebaut, als seine Mutter tot war. Und er hat mich immer an dich erinnert. Er sieht genauso aus wie du als kleiner Junge, nur dass sein Haar und seine Augen heller sind.«
Tessa hat das Gleiche gesagt, als wir Smith das erste Mal gesehen haben, aber ich kann diese Ähnlichkeit nicht erkennen. »Das ist … total krank.« Mehr fällt mir nicht ein. Mein Handy summt in meiner Tasche, doch ich bringe es nicht über mich, dranzugehen. Stattdessen starre ich mein Bein an, als hätte ich Phantomschmerzen.
»Ich weiß, und es tut mir leid. Als du nach Amerika gekommen bist, dachte ich, wir könnten eine Verbindung aufbauen, ohne dass ich eine Vaterrolle einnehme. Ich bin mit deiner Mom in Kontakt geblieben, habe dich angestellt und versucht, dir so nahe zu sein, wie du mich lässt. Ich habe meine Beziehung zu Ken wieder aufgebaut, obwohl es immer Spannungen zwischen uns geben wird. Ich glaube, er hatte Mitleid mit mir, weil ich meine Frau verloren habe, und zu diesem Zeitpunkt hatte er sich so stark verändert. Ich wollte dich nur in meiner Nähe haben – ich wollte nehmen, was ich bekommen konnte. Ich weiß, dass du mich jetzt hasst, aber es ist mir zumindest für eine kurze Zeit gelungen.«
»Du hast mich mein Leben lang angelogen.«
»Ich weiß.«
»Genauso wie meine Mom und mein … Ken.«
»Deine Mom kann es sich noch immer nicht eingestehen«, sagt Vance – und entschuldigt sie schon wieder. »Sie leugnet es bis heute. Und was Ken betrifft: Er hatte immer eine